100 Tage als Bürgermeisterin in Stockach
Susen Katter über ihr Ankommen und die ersten Herausforderungen

Für Bürgermeisterin Susen Katter besonders spannend an ihrem Amt sind die vielfältigen und abwechslungsreichen Themen, die ihre oft langen Tage füllen. | Foto: Anja Kurz
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  • Für Bürgermeisterin Susen Katter besonders spannend an ihrem Amt sind die vielfältigen und abwechslungsreichen Themen, die ihre oft langen Tage füllen.
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Stockach. Bald sind es 100 Tage seit dem Amtsantritt von Bürgermeisterin Susen Katter und so auch seit einem großen Wechsel in der Stadt Stockach. Ein zahlenmäßig kleines Jubiläum im Vergleich zu 30 Jahren mit Vorgänger Rainer Stolz, gerade deswegen aber auch ein umso interessanteres. Wie waren die Anfänge für die Bürgermeisterin und welche Schwerpunkte setzt sie sich selbst für das Amt? Mitunter darüber hat das WOCHENBLATT kürzlich mit Susen Katter gesprochen.

Spürbare Auswirkungen sieht sie nach ihrem Amtsantritt insbesondere in zwei Bereichen ihres Lebens. Ihre oft langen und sehr intensiven Arbeitstage etwa wirken sich auch auf ihre Familie aus. Die Zeit zusammen empfinde sie heute als "noch viel wertvoller als früher". Neu sei es für sie außerdem, so sehr in der Öffentlichkeit zu stehen: "Ich weiß nicht, ob ich mich daran jemals komplett gewöhnen werde." In ihrem Amt fühlt sie sich gut angekommen und sehr wohl: "Ich bin total glücklich, hier zu sein." Dass sie in der Bürgermeisterrunde im Landkreis eine von nur zwei Frauen ist, empfindet sie nicht als störend. Für eine Führungsposition als viel wichtiger als das Geschlecht empfindet sie die individuelle Persönlichkeit sowie das Können und Wissen einer Person.

Bislang befinde sie sich noch in der "Phase der Bestandsaufnahme", mit vielen Antrittsbesuchen und neuen Informationen zu den Stockacher Themen. Bald anstehen würden etwa Termine zu einem Radverkehrskonzept oder um das Carsharing-Angebot zu verbessern. Während sie sich in keinem der städtischen Themen zu 100 Prozent sicher fühle, kenne sie sich aber doch in einigen inzwischen gut aus. "Ich bin aber auch niemand, der alles sofort ändern muss", betont Susen Katter. "Veränderungen brauchen auch Zeit und manche Sachen muss ich auch erst wirken lassen." Als vorteilhaft empfindet sie dabei ihr gutes Basiswissen und ihre Fachkenntnis, was etwa Abläufe in der Verwaltung anbelangt. Mit den Grundzügen zur Planung einer Sitzung oder Förderprogrammen wie LEADER (Programm der Europäischen Union zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft) etwa sei sie bereits vertraut. "Das macht es einfacher, mit dem neuen Wissen zurechtzukommen."

Zeit-Paradoxon

Einerseits staunt die Bürgermeisterin selbst, dass bereits drei Monate für sie im Amt vergangen sind. Doch andererseits sammle sie so viele neue Erfahrungen, dass ihr Dinge aus den allerersten Tagen schon wie ewig her vorkommen. Ein Beispiel, bei dem sie sehr nervös gewesen sei, so erzählt sie, war die erste von ihr geleitete Gemeinderatssitzung, bei der auch gleich noch der städtische Haushalt verabschiedet wurde. Darin enthalten war auch die erste Investition auf dem Weg zu einem neuen Feuerwehr-Gerätehaus für die Abteilung Stadt. Anders als zunächst vorgesehen, soll noch 2024 die Suche nach einem Architekten angegangen werden. "Schon damals im Wahlkampf habe ich da die Notwendigkeit erkannt", erinnert sie sich an die Eindrücke aus dem aktuellen Gerätehaus. Dass sie auch den Gemeinderat hiervon überzeugen und damit einen Stein ins Rollen bringen konnte, "ist dann schon motivierend für mich".

Nach wenigen Wochen im Amt musste Susen Katter den Schlüssel zum Rathaus bei der Machtübernahme auch schon wieder abgeben | Foto: Oliver Fiedler
  • Nach wenigen Wochen im Amt musste Susen Katter den Schlüssel zum Rathaus bei der Machtübernahme auch schon wieder abgeben
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Weiterhin begleiten die Bürgermeisterin ihre "ersten Male" im Amt: von der ersten Aufsichtsratssitzung der Stadtwerke über die Fasnet bis zum verkaufsoffenen Sonntag mit den Feierlichkeiten zu 50 Jahren Eingemeindung vor Kurzem. Aber auch die ersten Herausforderungen blieben nicht aus. So stand Susen Katter im Januar vor einer schwierigen Entscheidung: Die Klage der Stadt Stockach gegen den Landkreis wegen eines nicht gewährten Zuschusses beim Bau des neuen Bettentrakts im Krankenhaus wurde vom Verwaltungsgericht Freiburg zurückgewiesen. Sollte die Stadt nun den Antrag auf Zulassung der Berufung stellen oder nicht?

"Auf der einen Seite stehen ja die Erfolgsaussichten", erinnert sich Katter an die Abwägung, "aber auf der anderen Seite geht es auch um die Wirkung nach außen." Die Entscheidung fiel gegen eine Berufung aus. Aber auch weiterhin begegne ihr das Thema Krankenhaus sehr regelmäßig. Doch abgesehen davon wechseln die Themen auf ihrem Schreibtisch eigentlich tagtäglich, berichtet sie. Eine Abwechslung, die sie auch sehr schätze.

Kooperation, Beteiligung und Dialog

Unter ihren kurz- bis mittelfristigen Vorhaben kristallisiert sich dabei ein Leitmotiv deutlich heraus: Zusammenarbeit. Ein erstes Treffen mit den Ortsvorstehern etwa habe es bereits gegeben. Hier wolle sie einen regelmäßigen, vierteljährlichen Austausch etablieren. Für Mitte April geplant ist der Startschuss für einen "Stammtisch der Vereine", ein Wunsch, den die Bürgermeisterin in der Zeit ihres Wahlkampfes aufgenommen hatte. Kurz zuvor, bereits Anfang April, werde es einen Spaziergang zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern geben, um damit den Beteiligungsprozess zur Sanierung der Oberstadt anzustoßen.

Die Beteiligung und der Austausch mit sowie die Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern Stockachs ist dabei auch ein Grundsatz für sie im Amt als Bürgermeisterin. Das umfasse zum einen verschiedene Formate zur Beteiligung an politischen Prozessen, die sie nach und nach einsetzen wolle. Zum anderen möchte sie aber auch weiterhin die Menschen in ihrer Kommune kennenlernen, etwa bei Besuchen zu Hochzeitsjubiläen oder hohen Geburtstagen.

Für sie ebenfalls wichtig ist es, ihre Entscheidungen nicht nach dem nächsten Wahlkampf auszurichten. "Ich möchte, dass alle Entscheidungen, die ich treffe, immer zum Wohle von Stockach sind", unterstreicht sie dabei. "Es wird irgendwann Entscheidungen geben, die sind nicht schön und damit werde ich mich dann vielleicht bei einigen nicht beliebt machen. Aber wenn sie für das Allgemeinwohl erforderlich sind, werde ich sie dann zusammen mit dem Gemeinderat treffen."

Für Bürgermeisterin Susen Katter besonders spannend an ihrem Amt sind die vielfältigen und abwechslungsreichen Themen, die ihre oft langen Tage füllen. | Foto: Anja Kurz
Nach wenigen Wochen im Amt musste Susen Katter den Schlüssel zum Rathaus bei der Machtübernahme auch schon wieder abgeben | Foto: Oliver Fiedler
Autor:

Anja Kurz aus Engen

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