Ferien am See: lieber Besuch aus Krementschuk
Stockach liegt in der Luft
Stockach. Ungewöhnlich, was der neunjährige Steppke da als sein Hobby angibt: »Mahtematik«, erklärt er im Brustton der Überzeugung und in ausgezeichnetem Deutsch. Doch nicht wegen der Fremdsprachenkenntnisse, sondern zur Erholung hielten sich sieben Kinder und Jugendliche sowie drei erwachsene Begleitpersonen von Freitag, 27. Juli, bis Dienstag, 7. August, auf Einladung der Stadt in Stockach auf. Zum elften Mal konnten junge Menschen des städtischen Reha-Zentrums in Krementschuk in der Ukraine, in dem Kinder und Jugendliche mit körperlichen und geistigen Handicaps betreut werden, Ferienwochen am Bodensee verbringen. Im Rahmen eines Pressegesprächs stellten sich die Neun- bis 16-Jährigen auf Deutsch vor und verrieten dabei auch ihre Hobbys - Singen, Tanzen, Tennis spielen oder Malen. Und Mathematik.
Für diese Freizeitbeschäftigungen blieb während der Stockacher Tage wenig Zeit, denn für Abwechslung und Unterhaltung war gesorgt. Eis essen, ein Besuch in der Lochmühle in Eigeltingen und auf dem Affenberg bei Salem, ein Abstecher zum Schloss in Sigmaringen oder Abkühlen im Stockacher Freibad im Osterholz standen auf dem Ferienplan. Untergebracht waren die Gäste im alten DRK-Heim beim Krankenhaus, und zahlreiche Spender und Sponsoren machten neben der Stadt den Aufenthalt möglich. Etwa 350 Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren werden nach Angaben der Begleitpersonen im Reha-Zentrum in Krementschuk betreut, und die Auswahl der Mitreisenden nach Deutschland hing vom Grad der Selbstständigkeit, der Mobilität und der körperlichen Beeinträchtigung sowie der Reisefähigkeit ab.
In früheren Jahren waren die Besucher mit dem Bus angereist. Ein Riesenstress! Doch nun werden sie mit dem Bus zum Flughafen gebracht und dürfen dann bequemer mit dem Flugzeug anreisen. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Denn in seinem Grußwort nannte Werner Gaiser in Vertretung von Bürgermeister Rainer Stolz, der terminlich verhindert war, den Besuch und den Kontakt zur Ukraine einen Beitrag zur Völkerverständigung und zum friedlichen Miteinander. In der Vergangenheit beider Länder hätten eine leidvolle Geschichte und ideologische Unterschiede zu Distanzen geführt - nun sei es wichtig, die Freundschaft zu pflegen.
An den Gästen aus der Ukraine wird es sicher nicht liegen: Sie fühlen sich in Stockach nach eigenem Bekunden sehr wohl und gut betreut. Und in früheren Jahren hatten sie vor allem eines gelobt - die gute, gesunde Luft am Bodensee, die sie richtig aufatmen ließ. Auch wenn sich während ihres Aufenthaltes aufgrund der Hitze kaum ein Lüftchen regte.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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