Musiker unter Helmut Hubov mit starker Leistung
Stadtmusik sehr amerikanisch
Stockach. Mit nur sechs modernen amerikanischen Stücken für sinfonische Blasorchester und einer Zugabe hat die Stadtmusik Stockach unter Leitung von Helmut Hubov ihr Programm für das Herbstkonzert in der Jahnhalle bewältigt. Noch ganz unter dem Eindruck der New York-Reise und des Auftrittes in der Carnegie Hall hat Dirigent Helmut Hubov das überwiegend moderne, zum Teil experimentell anmutende Programm aus der Auswahl der amerikanischen Komponisten Leonhard Bernstein, David Maslanka, Roy D. Magnuson, Morton Gould, Brett Keüper Abigana und Charles Edward Ives getroffen. »Alle Hochachtung vor der Leistung der Musiker. Die machen das als Hobby und hängen sich so rein«. Der Begleiter der Dame ergänzte, dass die Musiker und Musikerinnen für ihre Leistung wirklich bewundert werden sollten: »Und Sie wissen ja, diese moderne, ganz moderne Art der Blasmusik muss nicht jedem und allen gefallen, wie Sie an den vielen leer gebliebenen Plätzen auch gesehen haben«. Während die Empore ziemlich dicht besetzt war, waren im Parkett erstaunlich viele Sitzreihen leer geblieben.
Auch der Konzertauftakt mit dem kleinen Bläserensemble von gut 20 Musikern wirkte räumlich etwas verloren, und die Kürze der »Fanfaren zur Amtseinführung von John F. Kennedy« (1961), Leonard Bernsteins (1918–1990) wohl kürzeste Komposition überhaupt, verklang nach acht Takten. Mit dem Saxophonsolisten Fabio Alexandre Monteiro Da Silva allerdings hat Helmut Hubov wieder einen kleinen, glitzernden Diamanten in Stockachs Konzerthalle gebracht. David Maslanka (1943–2017) hatte unter seinen vielen Kompositionen eine für Altsaxophon und Bläserensemble kreiert. Und daraus schuf der Solist zusammen mit dem kleinen Bläserensemble der Stadtmusik einen wahren musikalischen Zaubergarten moderner Melodien. Tondichtungen und Zwischenspiele aller Tempi und Variationen, voller Dynamik und Ausdruckskraft, heiter und tieftraurig bis zum Tod, voller Lebensfreude und wechselhaft, perlende Melodienläufe, die an Blues und Jazz erinnern oder einfach dahin schreiten wie das Leben selbst. Für seine Tonreinheit, Dynamik, künstlerische Ausdruckskraft und emotionale Wirkung spendeten die Zuhörer begeisterten, langanhaltenden Applaus.
Nach der Pause pflanzte der erst 34-jährige Komponist Roy D. Magnuson (geb. 1983), jetzt mit der gesamten Stadtmusik, seine »House Plants In Terrakotta Pots«, Hauspflanzen in Terrakottakübeln. Vom Grundton bis zum Tutti, vom Thema bis zur Durchführung, experimentell und modern. »American Salute« von Martin Gould (1913–1996) wieder schlug amerikanisch heftig mit starken Forti und Fortissimi zu. United States und »Variation on America« von Charles Edward Ives (1874–1954) sind Brüder im Geiste und verherrlichen ihr Land auf schwer verständliche Weise. Der Pathos klingt immer wieder durch - sei es im festlichen Habitus, im weihnachtlich anmutenden Glanz oder in der Reise von den Nord- in die Südstaaten - die amerikanischen Nationalhymne spickelt überall durch. Dazwischen erklang »Vox Populi« (Volkes Stimme) vom 37-jährigen Brett Keüper Abigana (geb.1980), das die Stadtmusik Stockach in New York welturaufführte und jetzt in Stockach europäisch taufte. Gewaltig, teils monströs, dann ruhig und leise, harmonisch und dissonant, zerrissen in der modernen Welt, strahlend und niedergeschlagen. Die Technik und Ausdrucksstärke der Stadtmusik Stockach hat dies alles bewältigt und ließ als Zugabe »City Trees«, Bäume in der Stadt, durch die Straßenschluchten in den Himmel wachsen. Wilfried Herzog
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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