Stadt muss aktiv werden: strategische Planung ist notwendig
Rezepte gegen den Verkehrsinfarkt
Raum Stockach. Etwa 67.700 Kraftfahrzeuge, schlängeln sich täglich durch Stockach. In diese Zahl sind gut 5.800 Lastkraftwagen und Lastzüge eingerechnet, und der Hauptgrund für die Fahrten sind mit 69 Prozent das Erreichen des Arbeitsplatzes oder der Ausbildungsstelle. Dahinter folgen Einkauf, Freizeit und persönliche Erledigungen mit zehn, elf und zehn Prozent. Das sind die Ergebnisse einer Verkehrsanalyse, die dem Gemeinderat Stockach nun vorgelegt und vorgestellt wurden. Am 25. April letzten Jahres wurden etwa 8.700 Fahrer befragt, eine automatisierte Erhebung folgte am 4. und 25. April 2017. Das Fazit von Verkehrsplaner Reiner Neumann: »Machen Sie etwas!« Stockach müsse aktiv werden, um die weiter steigenden Verkehrsströme in den Griff zu bekommen. Wichtig, so der Experte, sei es, Verdrängungseffekte zu minimieren und den Durchgangsverkehr und damit das Überleben der Stadt zu gewährleisten.
Im Rahmen der Analyse wurden brisante Verkehrsknotenpunkte in Stockach einzeln untersucht. An der B14/B313 wird bereits etwas gemacht, denn hier wird ein Kreisverkehr zur Entlastung gebaut, doch an Linde-Kreisel und Schiesser-Kreuzung macht der Fachmann, kaum überraschend, als Problemfelder Verdrängungseffekte besonders bei Schrankenschließung in die Innenstadt und die Wohnquartiere aus. Nach den Erhebungen des Fachbüros passieren etwa 17.500 Fahrzeuge, darunter 1.100 aus dem Güterschwerverkehr, den »Linde«-Kreisel in Richtung Goethestraße, 14.300 in Richtung Ludwigshafen und 15.800 in Richtung Schiesser-Kreuzung. Von dort bewegen sich 22.700 Fahrzeuge stadtauswärts, 17.400 in Richtung Hindelwangen. Als weiteres Verkehrsnadelöhr wurden an der Einmündung in die Industriestraße und dem »Rißtorfkreisel« Zählungen durchgeführt. Den Kreisel passieren danach in Richtung B 31/Orsingen-Nenzingen täglich 7.800 Fahrzeuge, in Richtung Einmündung Industriestraße schnaufen 23.900 Fahrzeuge, darunter 2.200 aus dem Bereich Güterschwerverkehr.
Als Konzept gegen das hohe Verkehrsaufkommen schlug Reiner Neumann in der Sitzung eine strategische Verkehrsplanung vor. In dem sehr theoretischen Konzept geht es darum, Defizite durch Analysen zu erkennen, Leitbilder, Gesamtkonzepte und Verkehrsprognosen zu erstellen, und dabei interdisziplinär etwa durch ein Teamwork aus Stadt-, Verkehrs- und Landschaftsplanung zu Werke zu gehen. Wichtig seien die Erschließung und der Erhalt der Funktionsfähigkeit einer Stadt ebenso wie der Dialog mit den Bürgern. Hier wird nach Angaben der Stadt etwas getan: Für die Erstellung der Verkehrsprognose sind Erhebungen zu Entwicklungsdaten im Bodenseeraum im Gange, deren Ergebnisse im Mai erwartet werden. »Im nächsten notwendigen Bearbeitungsschritt wird der Verwaltung und dem Gemeinderat eine verkehrliche Netzbetrachtung mit den zu erwartenden Entlastungswirkungen vorgelegt. Dieser Schritt ist Bestandteil des vom Gemeinderat vergebenen Untersuchungsauftrags«, heißt es in der Sitzungsbeilage. Dass etwas getan werden muss, ist das wichtigste Ergebnis der Analyse.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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