Stockach lachte gewaltig bei »Stockach lacht« in der Jahnhalle
Rendez-vous des Lachens

Gekonnte Performance in Stockach | Foto: Gekonnte Performance in Stockach - Bernd Kohlhepp, Thomas Fröschle alias »Topas«, Jongleur Marian Mey und Parodist Andreas Neumann.swb-Bild: sw
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Stockach (sw). Edel-Humorist Heinz Erhardt, Inge Meysel als Mutter der Nation, der kleine, große Schauspieler Heinz Rühmann, der nervig nuschelnde Hans Moser oder der unverwechselbar näselnde Theo Lingen standen in Stockach auf der Bühne. Gemeinsam. Und einzeln. Unmöglich? Möglich! Denn ein Mann ließ die verstorbenen Größen des deutschen Show- und Filmbusiness noch einmal aufleben - Andreas Neumann, Parodist mit unvergleichlicher Zungenfertigkeit. Zur Auftaktveranstaltung der neuen Saison der Stockacher Kleinkunstreihe gaben sich unter dem verwirklichten Motto »Stockach lacht« drei Kabarettisten unterschiedlichster Couleur ein Rendezvous des Lachens. Thomas Fröschle alias »Topas«, Bernd Kohlhepp und eben Andreas Neumann. Neben den in den Raum geschleuderten Wortwitzen schleuderte Jongleur Marian Mey seine Keulen, Ringe und Diavolos, teilweise sogar beleuchtet, durch die Jahnhalle. Es war ein ein Abend, der die Lachmuskeln strapazierte und gerade aus den unterschiedlichen Stärken der Darbietungen seine Qualität zog. Langeweile kam so erst gar nicht auf.

»Topas« war ein wirklicher Edelstein, der mit karatstarkem Humor die Halle in Minutenschnelle im Griff seines sprühenden Witzes hatte. Er trete nicht als Thomas Fröschle auf - denn niemand vermute hinter dem Namen einen Zauberkünstler. Im englisch sprachigen Raum würde er als »Thomas Froggy« angekündigt werden - das aber gelte es, tunlichst zu vermeiden. Im Gegensatz zu anderen Comedians, die ein Thema, ein Genre, ein Fach während ihres ganzen Auftritts ausbreiten, konnte das Publikums während seiner Darbietung in einem Wechselbad der Gefühle duschen. Denn da wechselten sich gespielte Witze, Zauberkunststücke, revueähnliche Elemente oder Parodien ab.

Glanzstück war Howard Carpendale, aus dessen Biografie der Humorist im weichen Tonfall des südafrikanischen Sängers vorlas. Hervorragend auch seine Persiflage auf das eigene Metier: Zaubertricks durchlaufen drei Phasen - Probe, Premiere und der 1000. Auftritt. Die Premiere ist begleitet von Pirouetten, starker Mimik, überladenen Handreichungen und viel Ausschmückung. Beim 1.000. Mal dagegen lässt der Elan nach und die Darbietung verliert an Feuer.

Das konnte Bernd Kohlhepp nicht abgesprochen werden. Der wirkte mit seinem Westchen und seinem Hut auf den ersten Blick bieder, unbedeutend und ruhig. Doch der Eindruck täuschte. Der Mann fegte wie ein Wirbelwind über die Bühne der Jahnhalle und wusste auch das Publikum gekonnt in seine Nummer einzubeziehen. Und auch beim »Moonwalk« nach Art von Michael Jackson konnte er mit eckig-eleganten Bewegungen überzeugen.

In seiner Paraderolle als Frau Schwerdtfeger ging der Komiker bis in die tiefsten Urgründe der süddeutschen Seele und wusste das Wesen akkurat tätiger Hausfrauen bestens wiederzuspiegeln. Rotzfrech, aber nie bitterböse nahm er die kleinen Schwächen der Menschen auf eine große Schippe und kehrte alles zu einem großen Haufen an Humoresken zusammen. Na, und Stockach ist Poesie in seinen Ohren: »Windegg, Bleiche, Hindelwangen - das klingt wie ein Gedicht von Gottfried Benn.« Ob dieser Vergleich dem Expressionisten gefallen hätte, ist eher fraglich. Und er kam auch nicht zu Wort. Denn Gottfried Benn stand nicht auf der Liste der von Andreas Neumann parodierten, schon verstorbenen Promis.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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