Einweihung von Bio-Gewächshaus mit Landwirtschaftsminister Peter Hauk
Regionalität braucht ein Zuhause

Biogemüse  | Foto: Ein Glaswappen der Gemeinde passt zu einem Gewächshaus, das zum großen Teil aus Glas besteht: Bürgermeister Manfred Jüppner aus Mühlingen gratuliert Benjamin Wagner zur Einweihung seines Neubaus.swb-Bild: sw
  • Biogemüse
  • Foto: Ein Glaswappen der Gemeinde passt zu einem Gewächshaus, das zum großen Teil aus Glas besteht: Bürgermeister Manfred Jüppner aus Mühlingen gratuliert Benjamin Wagner zur Einweihung seines Neubaus.swb-Bild: sw
  • hochgeladen von Redaktion

Mühlingen/Schwackenreute. Zwei Punkte zogen sich wie ein roter Faden durch alle Redebeiträge: Einmal wurde die ungeheure Schnelligkeit angesprochen, mit der Benjamin Wagner sein Projekt in nur acht Monaten Bauzeit durchgezogen hatte. Und dann wurde mehrfach auf die Schwierigkeiten hingewiesen, auf den Widerstand, auf den eine Baumaßnahme dieser Größe in Teilen der Öffentlichkeit stoßen kann. Die Schnelligkeit beflügelte, die Widerstände konnten nicht bremsen – darum wurde das Bio-Gewächshaus bei den Storenhöfen in der Nähe von Mühlingen-Schwackenreute im Raum Stockach mit einem Festakt und einem Tag der offenen Tür eingeweiht. Landwirtschftsminister Peter Hauk (CDU) aus Stuttgart hielt dabei ein flammendes Plädoyer für die Regionalität von landwirtschaftlichen Produkten, und die Öffentlichkeit hatte am Freitag Gelegenheit, die Anlage zu besichtigen.

Zehn Millionen Euro hat Naturland-Gärtner Benjamin Wagner in den Bau der »größten und modernsten Bio-Gewächshausanlage Süddeutschlands«, wie es in der Einladung zur Einweihung heißt, investiert. Mit Baubeginn im Frühjahr diesen Jahres sind eine Sortierhalle mit 1700 Quadratmetern Fläche, eine Unterkunft für 40 Saisonarbeiter sowie ein vier Hektar großes Gewächshaus entstanden. Dafür wurde ein Grundstück von 6,5 Hektar Fläche ausgewählt, auf dem verschiedene bauliche Veränderungen vorgenommen werden mussten. Klaus Niederberger als Bauleiter führte aus, dass das unebene Terrain durch erhebliche Anstrengungen geebnet werden musste und unterlegte seine Worte mit einigen Zahlen. Ein Grund für die Wahl des Standortes sei die benachbarte Biogasanlage, die eine umweltfreundliche Energieversorgung ermögliche.

So beeindruckend die Zahlen waren: Bei Baumaßnahmen dieser Größe wird in Teilen der Öffentlichkeit meist Kritik wegen der Landschaftsverschandelung, der Flächenversiegelung, der Eingriffe in die Natur und der Negativauswirkungen für das Erscheinungsbild des Geländes laut. Kritik, die die Redner naturgemäß an diesem Vormittag nicht gelten ließen. Wer regionales Gemüse essen wolle, so erklärte beispielsweise Johannes Bliestle, Geschäftsführer von Reichenau Gemüse, müsse eben auch Gewächshäuser vor Ort in Kauf nehmen. Über den Schönheitsaspekt von Gewächshäusern könne man streiten, doch Regionales müsse eben auch regional angebaut werden. Nach den Gärtnersiedlungen in Singen/Beruen und in Aach sei die Maßnahme in Mühlingen des dritte Großprojekt von Reichenau-Gemüse außerhalb der Insel verwirklicht worden.

Und auch Minister Hauk führte den Gedanken der Regionalität und des Spagats von Ökologie und Ökonomie weiter fort: Die Menschen wollten Gewächshäuser, aber »doch nicht bei uns«. Und eben dieses »Nicht bei uns« trete bei Veränderungen immer auf. Dabei wollten auch diese Menschen Lebensmittel aus der heimischen Produktion essen. Denn die Subsistenzwirtschaft, die Eigenversorgung, funktioniere schon lange nicht mehr in einer modernen arbeitsteiligen Gesellschaft. Mit dem steigenden Bevölkerungswachstum müssten eben auch andere, größere Anbaumethoden entstehen. Daher seien große Gewächshäuser nötig und unabdingbar.

Unter dieser Argumentation wurde die ehrgeizige Baumaßnahme gelobt. Bürgermeister Manfred Jüppner aus Mühlingen versprach augenzwinkernd, die Mühlinger würden das im Gewächshaus Angebaute nicht alles selbst verzehren. Und er meinte, einen Investitionssumme dieser Größe sei für einen landwirtschaftlichen Betrieb »enorm viel Geld«. Philipp Gärtner, zweiter Landesbeamter im Landratsamt, meinte in Vertretung von Landrat Frank Hämmerle, von dem aus dem Bauprojekt sprechenden Unternehmergeist müsste es im Land noch viel mehr geben. Und Pfarrer Hartwig-Michael Benz schließlich erklärte, dass der Mensch vieles könne. Aber zum Wachsen von Lebensmitteln bräuchte es doch auch den Schöpfer. Dessen Segen vermittelte er mit Weihung und Gebet.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.