Die neue Stockacher BSZ-Schulleiterin Susanne Fallier

Reformen statt Revolution

Stockach (sw). Eine riesige Bücherwand nimmt die ganze Breite ihres Büros im Stockacher Berufsschulzentrum (BSZ) ein. Keine echten Schmöker, sondern eine Bildtapete, erklärt Susanne Fallier. Das Ölgemälde von Werner Mollweide, noch von Vorgänger Karl Beirer, hat sie hängen lassen. Nur einen anderen Rahmen möchte sie haben. Das ist für die neue BSZ-Schulleiterin Programm: Zwischen Tradition und Innovation, zwischen Etabliertem und Entwicklung, zwischen Verbleib und Veränderung bewegt sich die 52-jährige im Klettgau Geborene auch in ihrem pädagogischen und schulischen Konzept. Eine Schule als gewachsenen Organismus, als mit Leben und System gefülltes Ganzes umzuwerfen, wäre fatal, erklärt sie. Aber Veränderungen ergeben sich aus aktuellen Entwicklungen und den Ansprüchen der erfahrenen Vollblut-Pädagogin.

Sie möchte das BSZ-Rad nicht neu erfinden, aber ein gutes Stück weiterdrehen möchte sie es schon. Zielvereinbarungen müssen ausgearbeitet, die Digitalisierung angeschoben, Tablets im Wirtschaftsgymnasium (WG) ab 2017 etabliert werden – und es geht um die Frage, »wie stellen wir uns strategisch auf«. Mit Sarah Stephan hat eine lang ersehnte Schulsozialarbeiterin ihren Dienst am BSZ aufgenommen, Schüleraustausche sollen gefördert werden, ein Vertreter des Landtags soll seine Arbeit als Beitrag zur politischen Bildung im WG präsentieren, und die Lehrerfortbildung soll auch durch die Zusammenarbeit mit Professor Stephan Schumann, einem Wirtschaftspädagogen an der Universität Konstanz, weiter vorangeschrieben werden. Und, so Susanne Fallier, ein Ordnungsdienst quer durch alle Schularten wurde installiert, der auf dem Schulhof für Sauberkeit sorgt. Diese Maßnahme sei ohne Murren akzeptiert worden.

Büchertapete und Ölgemälde mit neuem Rahmen sind also mehr als bloße Büro-Deko. Das Spannungsfeld aus Beständigkeit und Bewegtheit sind für Susanne Fallier Programm. Sie hat sich ihre pädagogischen Sporen in vielen beruflichen Satteln verdient. Nach dem Abitur an dem ernährungswissenschaftlichen Zweig der Justus-von-Liebig-Schule in Waldshut-Tiengen studierte sie an der Pädagogischen Hochschule in Esslingen Lehramt mit den Fächern Ernährungslehre und Geschichte und machte ihr Referendariat am Berufsschulzentrum in Göppingen. Nach zehn Jahren in der freien Wirtschaft als Assistentin der Geschäftsleitung kehrte sie in den Schuldienst zurück. Unterrichtete am Berufsschulzentrum in Leonberg mit fast 3.000 Schülern und arbeitete parallel dazu an der Landesakademie für Lehrerfortbildung und Personalentwicklung als Akademiereferentin. Zunächst zu 50 Prozent, dann in Vollzeit. Doch es zog sie zurück in die Heimat: Stellvertretende Schulleiterin am riesigen BSZ in Radolfzell war sie, bevor sie nach Stockach wechselte.

Büchertapete und Ölgemälde sind auch Stichworte für die Privatfrau Susanne Fallier. Sie liebt echte Bücher, liest viel und gern, begeistert sich aber auch für moderne Kunst und flotte Sportwagen. Die in Sipplingen Wohnende mag die Natur. Sie schwimmt gern, kocht gern, unterrichtet gern. In der VABO-Klasse, in der Vorbereitung Arbeit und Beruf ohne Deutschkenntnisse für junge Flüchtlinge am BSZ, kümmert sie sich um Lernbegleitung und Berufsbildung. Klassische Berufsschulfächer für eine neue Schülerklientel. Typisch für sie und ihr Miteinander aus Konstanz und Flexibilität, Fortführung und Fortentwicklung, Erhalt und Reform.

- Sabine Weiß