Mögliche Perspektiven der Strecke wurden bei Grünen-Wahlkampfveranstaltung aufgezeigt
Reaktivierung der Ablachtalahn bekommt viele Mitstreiter

Ablachtalbahn | Foto: In Stockach endet die Ablachtalbahn für den Personenverkehr seit 1972. Inzwischen arbeiten viele politische Kräfte an einer Reaktivierung der Verbindung in Richtung Mengen/ Ulm. swb-Bild: Engelhardt
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Stockach. Ralf Derwing von der Initiative S-Bahn Bodensee berichtet auf Einladung der Stockacher Grünen über die Geschichte und Perspektiven der Ablachtalbahn zwischen Stockach und Mengen.

Der Ortsverband von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hatte eingeladen und konnte rund 60 interessierte Besucher zur Veranstaltung „Die Ablachtalbahn, Alternative oder Abstellgleis“ im Palottiheim begrüßen.

Der Referent des Abends, Ralf Derwing, ist für die Initiative Bodensee-S-Bahn, einer Interessengemeinschaft aus den vier Ländern im Bodenseeraum, der Spezialist für die Bahnverbindungen von Radolfzell nach Mengen / Sigmaringen. In seinem ausführlichen Vortrag ausgehend von der Geschichte der Bahnverbindung, erläuterte Ralf Derwing, dass die Ablachtalbahn im 19. Jahrhundert als Fernverbindung geplant wurde und ein Profil hat, dass bis heute für Schnellzüge geeignet ist. Damit verbunden ist seine Feststellung, dass man bei einer möglichen Reaktivierung der Bahnstrecke sowohl an den Regional- als auch an den Fernverkehr (mehr als 50 km) denken muss.

Im Jahr 1972 wurde die Bahnverbindung nördlich von Stockach für den Personenverkehr geschlossen, wurde aber weiterhin für den Schwerlastverkehr genutzt. Anders als beim Seehäsle, der seit 1996 Stockach wieder an die Schiene anbindet, sind die Überlegungen zur Reaktivierung der Strecke immer wieder ins Stocken geraten. Die Bahnlinie verbindet Radolfzell mit Mengen und Sigmaringen auf einer Strecke von 56 km und wäre in allen Richtungen für die anliegenden Gemeinden im Nah- und Fernverkehr ein bedeutender Fortschritt zu einem notwendigen Verkehrsmix aus PKW Bus- und Bahnverbindungen. Das haben auch mehrere Besucher aus dem Landkreis Sigmaringen in der anschließenden Diskussion hervorgehoben, für die derzeit nur das Auto infrage kommt, wenn sie zur Arbeit oder zum Ausflug an den Bodensee kommen wollen. Aber auch über die Nord-Süd-Verbindung - Stuttgart-Tübingen-Sigmaringen-Radolfzell und als Verbindung von Basel nach Ulm könnten nach einer Reaktivierung der Ablachtalbahn attraktive Fahrzeiten im Fernverkehr angeboten werden.

In seiner Zusammenfassung schlägt Ralf Derwing ein Vorgehen in vier Schritten vor. 1. Schritt: Behebung des Biberschadens von 2018 und Öffnung der Strecke für den Güter- und Freizeitverkehr (an Sonn- und Feiertagen).

2. Schritt: ab etwa 2022 Ertüchtigung der vorhandenen Strecke für den ÖPNV mit einem RE Radolfzell-Mengen (Fortführung „Seehäsle“) und der IRE Verbindung Ulm-Basel mit Halt in Messkirch und Stockach. 3. Schritt: ab etwa 2026 Reaktivierung der Strecke Sigmaringen – Krauchenwies mit einem RE von Radolfzell nach Stuttgart mit Halt in Stockach und Sigmaringen. 4. Schritt: Elektrifizierung der Strecke inklusive des Seehäsles. Für diese Vorschläge bekam Ralf Derwing vom Publikum als auch von den beiden anwesenden Landtagsabgeordneten, Dorothea Wehinger und Andrea Bogner-Unden, viele positive Rückmeldungen. Die beiden Abgeordneten verwiesen an der Stelle auf die Machbarkeitsstudie, die des Landesverkehrsministeriums Ende April angekündigt hat und die damit verbundenen Chancen einer Landesfinanzierung von 75 Prozent für die Reaktivierung der Ablachtalbahn. Zusammengefasst ergaben die Beiträge der Besucher, Veranstalter und der S-Bahn-Initiative, dass sich aktuell ein einmaliges Zeitfenster für die Reaktivierung der Bahnstrecke auftut.

Auf der lokalen politischen Ebene kommen aus beiden Landkreisen viele positive Signale (Parteien und Bürgermeister). Vom Verkehrsministerium wird mit großem Interesse auf die Bahnverbindung geschaut. Die Firma Tegometall, als Besitzer der Bahnstrecke, zeigt sich interessiert an einem Verkauf der Bahnlinie. Das Bewusstsein in der Bevölkerung zu einer notwendigen Verkehrswende, auch in Bezug auf den Klima- und Naturschutz, ist deutlich gestiegen.

Für Ralf Derwing, den grünen Ortsverband und die Besucher ergibt die Veranstaltung das Fazit, dass man in der nächsten Zeit auf der politischen Ebene mit möglichst allen Akteuren viele Gespräche und gemeinsame Veranstaltungen organisieren muss um das Ziel, die Reaktivierung der Ablachtalbahn zu erreichen. Die beiden Landtagsabgeordneten haben dafür bereits ihre Unterstützung zugesagt und aus den Reihen der Besuche kam die Initiative zur Gründung einer Bürgerinitiative. Udo Engelhardt, als Vertreter des grünen Ortsverbands, sagte zum Abschluss, dass die Ablachtalbahn für die GRÜNEN auch nach der Kommunalwahl ganz oben auf der Agenda stehen bleibt und bedankte sich bei Ralf Derwing und der Initiative Bodensse-S-Bahn für den Vortrag und die Zusage zur weiteren Zusammenarbeit.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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