Närrischer Brauchtumstag an der »Weiherbachschule«
Rätschen im Kerker
Mühlingen/Hohenfels. Was sind »Hobixer«? Was bedeutet das Fenster auf der Rückseite des »Sunnelöscher«-Häs? Warum haben die »Schneckenbürgler« Narren teilweise laute Rätschen? Solche Fragen können die Schüler der »Weiherbachschule« in Zoznegg aus dem Effeff beantworten. Denn die Jungen und Mädchen der in privater Trägerschaft geführten Gemeinschaftsschule sind fit im närrischen Brauchtum ihres Heimatortes und seiner Umgebung. Im Rahmen des Deutschunterrichts haben sie sich mit Sagen befasst, und heimische Fabeln sind unbestritten in die Fasnet eingegangen. Daher wurden vor den Fasnetferien an einem »Brauchtumstag« die Ergebnisse der Projektarbeiten öffentlich vorgestellt. Am lebenden Objekt. Denn Mitglieder der »Schneckenbürgler Zunft« aus Zoznegg, der »Sunnelöscher« aus Mühlingen, der »Hobixer« aus Mainwangen und der »Kuhsattler« aus Hohenfels präsentierten sich in vollem Häs Schülern, Kollegium, Eltern und Besuchern.
Klar hat das Ganze einen pädagogischen Sinn: Die Jungen und Mädchen lernen Präsentationsformen, Medienkompetenz, das Reden vor Publikum und das Beschäftigen mit einem Thema. Doch die Ziele dieses Projekte gehen tiefer. Die Schule möchte damit ihre Verbundenheit mit dem Standort, dem örtlichen Vereinsleben und eben der Fasnet demonstrieren. Das Brauchtum soll gepflegt, Gemeinschaft gestaltet, die Verankerung in der Gesellschaft bewiesen werden, wie Schulleiterin Miriam Daferner in ihrer Begrüßung erklärte.
Und so marschierten sie auf, die örtlichen Narren, zu denen die Schüler Wissenswertes vermittelten. Narren-Ruf, Masken, einzelne Gruppen, Gründungsjahr und Legenden wurden erklärt, die einzelnen Bestandteile der Kostüme erläutert, der Narrenmarsch gesungen. Und zwischendurch brachte der Schulchor närrische Mitschunkel-Weisen zu Gehör wie den fasnächtlichen Evergreen »Rucki-Zucki« oder den Ohrwurm »Komm, hol das Lasso raus« aus neuerer Zeit.
Dazu gibt es Informatives: »Hobixer« ist die örtliche Bezeichnung für eine bestimmte Froschart. Das Fenster auf dem Häs der »Sunnelöscher« erinnert an die Sage, auf der der Name fußt. Einst dachten die Mühlinger, ein Haus würde brennen. Doch der vermeintliche Brand war nur die Sonne, die sich in einer Fensterscheibe spiegelte. Daher die Fensterscheibe auf dem Kostüm. Und laute Rätschen haben Teile der »Schneckenbürgler«, weil einst Graf Schnecko seine Untergebenen in den Kerker zu werfen pflegte. Und mit den Rätschen sorgten sie dafür, dass sie nicht vergessen wurden.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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