Bunter Abend des Narrengerichts: eine Narrenrichterin und Prinz Karneval in der Zukunft
Quer durch die närrische Galaxie
Stockach. Einige Gags könnten die Jahrzehnte überdauern, andere waren eher auf den Humor künftiger Generationen angelegt. Zu närrischer Science Fiction wurden das Stockacher Narrengericht und seine Gliederungen beim Bunten Abend am Donnerstag, 7. Februar, im Bürgerhaus »Adler Post« beflügelt. Zum Motto »Zurück in die Zukunft«, dem dreiteiligen Filmklassiker mit Michael J. Fox aus den 80er Jahren, wurden galaktisch gute Beiträge abgefeuert, doch das über vierstündige Programm hatte auch Längen. Eine gerafft-gestrafftere Zeitreise mancher Darbietungen hätte den Trip durchs Universum beschleunigt, die Fülle an Sketchen im ersten Teil, ohne auflockernde Tänze oder Musik, ließen den Zeitraffer-Motor ruckeln, und bei sehr vielen Insider-Pointen mit Narrengerichts-Interna schauten Uneingeweihte in den Mond. Zukunftsträchtig war der Bunte Abend vor allem dann, wenn kommunalpolitische Satire abgefeuert wurde oder Nachwuchs-Narren frisch und unbekümmert von der Leber weg loslegten.
Der Delorean, kultiger »Zurück in die Zukunft«-Flitzer, bot ein abgefahrenes Entree vor dem Bürgerhaus. Drinnen stotterte der Unterhaltungsmotor anfänglich ein wenig, bis er dann im Laufe des Abends volle Fahrt aufnahm und richtig Gas gab. Janis Zimmermann als politisch nicht immer korrekter, aber jugendlich-charmanter »Mofarocker« mit Udo-Lindenberg-Parodie hat das Potential, die künftige närrische Stockacher »Rampensau« mit den Genen von Vater Rainer Vollmer zu werden. Vollmer-Tochter Chiara Zimmermann rockte im Fasnet-Rap den Saal, unterstützt von Moderator Jochen Sigg, der in verschiedenen Kostümierungen einen hervorragenden Job machte. Besonders als Helene Fischer und Reporter Simon Schwarz – wobei Ähnlichkeiten mit lebenden Personen rein zufällig waren. Für nostalgische Gemüter ging es mit den Aktiven Laufnarren zurück in die Vergangenheit, die musikalisch sehr gekonnt und stimmungsträchtig aufloderte.
Die Jahrzehnte durcheinander wirbelte der Nachwuchs der Damengliederungen. Stilvoll-klassisch die Alt-Stockacherinnen mit Barocker Brillanz und »Amadeus« – im genialen Kontrast dazu die schrillen Marketenderinnen im Punkstil und AC/DC-Manier. Stockachs kommunalpolitische Zukunft war das Reiseziel des Narrengerichts im fastnächtlichen Universum mit der »Narrenshow 2151«. Lebensnah Fürsprech Michael Nadig in der Maske von Bürgermeister Rainer Stolz, der endlich ins Narrengericht aufgenommen werden will. Herrlich Petra Meier-Hänert als erste weibliche Narrenrichterin der Zukunft. Und seriös Narrenrichter Jürgen Koterzyna als Nachrichtensprecher. Künftig wird es eine Wolf-Dieter-Karle- Sporthalle geben und damit ein Traum des ewigen Stadtrats erfüllt werden, Fußball gespielt wird in der ETO-Arena, und der VfR wird durch die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen zur SG-VfR S H Z M B Z E L W S W.. Und spritzig in Idee, Ausführung und Umsetzung war das Pointen-Festival von Vera, Lea und Manfred Ossola, die den rheinischen Karneval nach Stockach holten. Als Jungfrau, Bauer und Prinz mit gekonntem Outfit zeigten sie, was in Stockach mit seinem Fokus auf die Brauchtums-Straßenfasnet normalerweise nicht gezeigt wird – Karneval. In der Zukunft ist alles möglich. Auch das Unmögliche.
Die Bunten Abende des Narrengerichts und seiner Gliederungen am Freitag, 8. Februar, und Samstag, 9. Februar, jeweils um 20 Uhr im Bürgerhaus »Adler Post« in der Hauptstraße sind bereits ausgebucht.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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