Tierisches und Menschliches: Birgit Brandys stellt im Rathaus aus
Persönlichkeit wird Farbe
Stockach (sw). Alle Menschen sind Originale. Darum möchte Birgit Brandys sie nicht zu Kopien degradieren. Sie kopiert zwar die Gesichter menschlicher Vorbilder - doch niemals eins zu eins. Bei ihren großformatigen Acryl-Bildern fügt sie immer eigene Interpretationen, Deutungen, Farbtupfer hinzu. Obwohl. Es sind mehr als bloße Farbtupfer, die sie ihren vor Vitalität, Temperament und Buntheit strotzenden Werken beimischt. Jedes Bild erzählt eine Geschichte, ist ein Spiegel der Biografie des Dargestellten, ein Widerklang seines Charakters. Pierce Brosnan, markanter James-Bond-Darsteller und smarter Remington-Steele-Serienheld, strotzt nur so vor maskuliner Eckigkeit. Und bei Ava Gardner, Schauspielerin und erotischer 50er Jahre-Männertraum, springt die feminine Femme-Fatale-Ausstrahlung den Betrachter förmlich an. Inneres wird nach außen gezerrt, Persönlichkeit wird zu Farbe, Eigenschaften sichtbar. Auf zwei Stockwerken im Stockacher Rathaus zeigt die in Zizenhausen lebende Künstlerin ab Freitag, 21. Oktober, ihre Porträts und die eleganten »Menschenbilder« mit Ganzkörperdarstellungen.
Auf Etage drei des Verwaltungssitzes in der Adenauerstraße erlebt der Besucher ihrer Ausstellung »faceArt & Sonderausstellung Q« einen Stilbruch, eine Überraschung, ein »Oha«-Erlebnis. Hier ist das »Q« zu finden. Die Kuh - in wortspielerischer Manier. Die Kuh hat es Birgit Brandys angetan: Sie ist ihr Lieblingstier, in einem künstlerischen Workshop an der Nordsee hat sie eine Woche lang die gemütlichen Wiederkäuer gezeichnet und nun eine ganze Serie hergestellt. Für sie kein Stilbruch - die tierischen wie die menschlichen Gesichter, erklärt die 51-jährige zweifache Mutter, haben ihre eigenen Nuancen.
Und dennoch sind es mehr die menschlichen Porträts, die in einen Dialog mit dem Betrachter treten. Er wird angesprochen - durch die schreienden Farbenorgien, die frech kombinierten Töne, die sich harmonisch fügenden wilden Pinselstriche. Sie ziehen ganze Familien in ihren Bann. Bei ihrer Ausstellung vor zwei Jahren im Rathaus Stockach haben zwei Brüder jeweils ein Bild gekauft - ein Männerporträt. Und noch bevor damals die Laudatio von Thomas Warndorf begann, hatte Birgit Brandys ihr erstes Bild verkauft. Das Geld wurde gerade in bar ausgezahlt, die Scheine raschelten noch in ihrer Hand, als die Vernissage startete. Auch hier menschelte es. Wie in ihren Bildern.
Birgit Brandys, die halbtags als technische Zeichnerin arbeitet, findet ihre Motive in Cafés, Restaurants, öffentlichen Plätzen. Das ständige Tippen auf dem Handy, oft ein Fluch, ist für sie ein Segen. So abgelenkt merken die Menschen nicht, dass sie zu Porträts werden. Zu Originalen. Keinen Kopien.
Die Ausstellung »faceArt & Sonderausstellung Q« mit Bildern von Birgit Brandys ist von Freitag, 21. Oktober, bis Freitag, 2. Dezember, im Stockacher Rathaus in der Adenauerstraße 4 zu sehen. Öffnungszeiten dafür sind montags bis mittwochs von 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, donnerstags von 8 bis 19 Uhr sowie freitags von 8 bis 12 Uhr. Vernissage ist am Freitag, 21. Oktober, um 19 Uhr mit einer Begrüßung durch Bürgermeister-Stellvertreter Werner Gaiser und einer Laudatio von Thomas Warndorf.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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