Sportlerehrung: Würdigung, Werbung und Wirkung abseits sozialer Medien
Persönlichkeit statt Hashtags

Sportlerehrung Stockach 2017 | Foto: Unter großem Publikumsinteresse wurden im Bürgerhaus »Adler Post« in Stockach fast 90 Sportler von der Stadt und dem Stadtsportverband ausgezeichnet. swb-Bild: sw
  • Sportlerehrung Stockach 2017
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Stockach. Altmodisch, aber beliebt. Unzeitgemäß, aber angemessen. Medial rückwärtsgewandt, aber gewünscht. Die schöne neue »Social Media«-Welt auf dem Prüfstand. Kritisch hinterfragt, ohne sie vorbehaltlos an den Pranger zu stellen. Eigentlich, so sinnierte Bürgermeister Rainer Stolz in seinen Eröffnungsworten zur Stockacher Sportlehrung, ist es »anachronistisch«, also zeitlich überholt, wenn Leistungsträger persönlich in das Bürgerhaus »Adler Post« gebeten werden, um dort analog, persönlich und live ihre Urkunden, Nadeln und Ehrenzeichen abzuholen. Up-to-date wäre es, die Erfolge auf Facebook zu posten und sie liken zu lassen. Oder sie unter Hashtags auf Instagramm zu verbreiten. Oder sie via Twitter in Trump-Manier in die Welt hinauszuposaunen. Doch: »Das ist mir viel zu wenig.« Sportler, die üben, ihren inneren Schweinhund besiegen, Unlust beiseite lassen, trainieren und kämpfen, hätten es verdient, dass ihre Einsätze richtig gewürdigt werden. Und das tut die Stadt Stockach denn auch: Im Rahmen der jährlichen Sportlerehrung erhielten fast 90 Erfolgreiche aus 14 Sportarten ihre Würdigung. Es waren Sportler, die in Vereinen in der Kernstadt und den Ortsteilen aktiv sind oder hier leben, sich aber in auswärtigen Vereinen engagieren.

Vergnüglich war's. Etwa, als Harry Potter, das Pferd von Dressurreiterin Leonie Moll, als »Gewerkschaftspferd« bezeichnet wurde. Der Wallach tut nämlich nur, was er unbedingt muss. Spannend war's. Etwa als Daniel Unger, Weltmeister im Triathlon 2007 und »Special Guest«, aus dem schweißtreibenden Nähkästchen plauderte. Und aufregend war's. Etwa, als erklärt wurde, dass Serafina Nohl beim 24-Stunden-Dauer-Schwimmen 32 Kilometer geschafft hatte. Mit Videoeinspielungen, Einzelfotos, Kurzinterviews und an die Wand projizierten Leistungen wurden die einzelnen Sportler vorgestellt und Werbung für ihren Sport gemacht. Dazu gab es Vorführungen etwa von den »Nellis«, der Zirkus- und Akrobatik-AG des Nellenburg-Gymnasiums unter der Betreuung von Lehrerin Claudia Weber-Bastong. Technisch und organisatorisch sehr gut vorbereitet und begleitet wurde die Sportlerehrung von Cornelia Giebler von der Stadtverwaltung, launig moderiert von Hauptamtsleiter Hubert Walk und unterstützt von Frank Karotsch vom Stadtsportverband.

Eine etwas altmodische Art des Dankes und der Würdigung der Sportler. Mag sein. Aber Bürgermeister Rainer Stolz führte völlig zu Recht an, dass solche Veranstaltungen Werbungen für den Sport und damit auch für die Vereine sind, in denen dieser Sport betrieben wird. Die sehen sich zunehmend Problemen gegenüber - Nachwuchsmangel, fehlende Übungsleiter, schwierige Besetzung frei werdender Ämter, Mangel an Personen, die im Vorstand Verantwortung übernehmen wollen, die Konkurrenz der sozialen Medien. Daher, so der Bürgermeister, müssten die Strukturen immer wieder überdacht und den Vereinen der Rücken gestärkt werden. Ein Prozess, den auch die Sportler aktiv angehen müssten: »Lasst nicht zu, dass Dritte über den Sport und über euch, entscheiden.« Doch auch die Familien seien gefragt. Familiäre Sporthochburgen, hier nannte er für Stockach exemplarisch die Familien Bühler, Käppeler oder Weber, würden den Nachwuchs heranziehen und in ihm die Liebe zum Sport wecken. Sie alle, Vereine, Familien, Stadt, würden »Ja« zum Sport sagen. Und das sei wichtig. So ist eine Sportlerehrung aus Sicht der sozialen Medien vielleicht überholt. Aber sie ist wichtig. Und unverzichtbar.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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