UmweltZentrum feiert am Samstag, 20. Mai, seinen 25. Geburtstag
Ökologische Safaris vor der Haustür
Stockach. Im Frühling kommen die Kolibris nach Stockach. Aufgeregte Anrufer erzählen am Telefon von den schwirrenden, surrenden Vögeln. Doch Leiterin Sabrina Molkenthin und das Team des »UmweltZentrums« können beruhigen: Das sind Taubenschwänze, ganz normale Schmetterlinge. Auch Schlangen schlängeln sich nach Angaben von Anrufern durch Stockachs Gärten. Kein Grund für Adrenalinstöße! Das sind Totenkopfschwänze, lange Raupen. Nicht immer sind die Anfragen so originell, doch tägliche Anrufe zu unterschiedlichsten Themen die Regel. Für Sabrina Molkenthin und Karl-Hermann Rist vom Förderverein ein Beweis dafür, wie wichtig das UmweltZentrum in den 25 Jahren seines Bestehens geworden ist. 1992 gegründet, feiert es ein Vierteljahrhundert »UZ« mit einem Festakt am Samstag, 20. Mai, ab 16 Uhr im Bürgerhaus »Adler Post«.
Nicht immer war die Umwelt des UmweltZentrums intakt. Karl-Hermann Rist erinnert sich an turbulente Zeiten: Umweltbelastungen durch die AluSchmelze, der Wunsch nach einem Ansprechpartner und einer längerfristigen Institution im Naturschutzbereich, der Bedarf an einer an Stockacher Belangen ausgerichteten Anlaufstelle und ökologische Erwägungen hatten dazu geführt, das »UZ« ins Leben zu rufen. Doch am damaligen Standort in der Goethestraße gab es in den Anfangszeiten rasche personelle Wechsel im Vorstand des Förder- und Trägervereins sowie Meinungsunterschiede zwischen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern. Stockachs damaliger Bürgermeister Franz Ziwey, so Karl-Hermann Rist, habe der Einrichtung höchstens zwei Jahre Lebensdauer vorhergesagt.
Hier irrte sogar der Meister des politischen Weitblicks. Das »UmweltZentrum« ist in Umwelt, Umfeld und Stadt angekommen. Gut 80 Veranstaltungen im Jahr, die Betreuung des 2005 eingerichteten Streuobstlehrpfads bei Airach, die Unterhaltung der beiden Quellerlebniswege mit Start am Freibad im Osterholz oder Aktionen im Kindern und Schülern finanziert es über Spenden, Mitgliedsbeiträge des Fördervereins, gesponserte Umweltprojekte sowie 4.000 Euro pro Jahr von der Stadt, die alle zwei Jahre neu beantragt werden müssen. Wie politisch kann das »UZ« da noch sein? Karl-Hermann Rist verweist auf gemeinsame Interessen mit der Stadt, wie die Betreuung des Wertstoffhofs im Stegwiesen, die Abfallberatung, die Ausweisung und Begleitung von Naturdenkmalen oder die Umsetzung der Lokalen Agenda 21.
Der »Mann der ersten Stunde« betont aber auch, dass sich das UmweltZentrum bei Fragen des Naturschutzes kritisch zu Wort melden kann und muss. Zur Wahrung der Unabhängigkeit werde keine Alleinfinanzierung durch die Stadt angestrebt, sondern auch andere Fördertöpfe etwa von Umweltorganisationen genutzt. Und Sabrina Molkenthin ergänzt, dass etwa bei der Ausweisung von Baugebieten städtische Vorhaben »aus Sicht des Umweltschutzes nicht gutgeheißen, aber die Motive und Argumente der Stadt verstanden werden«. Sinnvolle Einigungen werden angestrebt. Etwa bei den jährlichen Baumfällaktionen Ende Februar. Hier bestehe mit Oswald Stetter, dem Chef der Technischen Dienste, ein Übereinkommen, dass das »UmweltZentrum« im Vorfeld informiert und gehört werde.
Das UmweltZentrum möchte auf sich aufmerksam machen. Der Umzug 2004 in die repräsentativeren Räume in der Gaswerkstraße 17 war richtig, so Sabrina Molkenthin, doch längerfristig kann sich die Diplom-Biologin auch einen zentraleren Standort näher an der City vorstellen. Denn das »UZ« hat viel vor. Als Jubiläumsprojekt zum 25. Geburtstag bezeichnet sie die Einweihung des Weihers beim Friedhof in Hoppetenzell als weiteres Glied in der zusammen mit der Sielmann-Stiftung entstehenden Kette im Biotopverbund. Ebenfalls zusammen mit der Sielmann-Stiftung ist ein Projekt zur Rettung des Feldhasen angedacht, dessen schwindender Lebensraum etwa durch das Pflanzen neuer Hecken wieder erweitert werden soll. Und die Aktion »Biotopverbund Offenland« mit der Schaffung eines zusammenhängenden Lebensraums für bedrohte Tier- und Pflanzenarten, für das Stockach als Modellkommune ausgewählt wurde, möchte sie zudem vorantreiben. Wichtig ist ihr aber auch die Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten. Und die Amphibienhilfsaktion. Doch eine Performance wie 2010 soll es nicht mehr geben. Damals hatten zwei als Frösche verkleidete Künstler auf der Straße von Wahlwies nach Stahringen in einer Protestaktion auf die Situation der Amphibien aufmerksam machen wollen. Die Polizei rückte an. Wegen Behinderung des Straßenverkehrs ohne vorherige Genehmigung. »Sei kein Frosch«, ist seither die Devise des UmweltZentrums. Auch in der Verfolgung seiner ökologischen Ziele.
Das Stockacher »UmweltZentrum« in der Gaswerkstraße 17 ist unter der Rufnummer 07771/49 99, info@uz-stockach.de oder www.uz-stockach.de zu erreichen
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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