Stadt möchte mehr Schweizer Franken nach Stockach holen
Neues »Eros-Center« im »Alten Forstamt«
Stockach (sw). Ach ja, die arme Oberstadt. Sie ist der Narren Liebling. Ist als Thema erste Sahne, wird durch den Kakao gezogen und ist dabei nie kalter Kaffee. Auch beim »Uffwirmkaffee« des Stockacher Narrengerichts und seiner Gliederung, bei dem Auffälligkeiten des vergangenen Jahres närrisch beleuchtet werden, bekam sie‘s wieder ab. Das WOCHENBLATT, so dichtete der erfolgreiche »Uffwirmkaffee«-Debütant Hubert Steinmann, »hat resigniert und ist nach unten emigriert«. Der Südkurier bleibt dagegen oben. Ob das gut ist? Wohl kaum. Denn: »So geht man dem Leser aus dem Weg«. Gibt es in der Oberstadt gibt doch nur noch »Brillen, Handys, Wurst und Brot«. Außerdem werden Kleider gesammelt, weil »der Oberstädter allmählich vergammelt«.
Thomas Warndorf, Kläger und Archivar des Narrengerichts, versuchte sie dagegen durch den Narrenblatt-Verkauf zu beleben: Da es sich aber als schwierig erwies, das Druckwerk an den Mann und die Frau zu bringen, nahm er nach eigenem Bekunden einen Hund mit, um sympathischer zu wirken. Doch das Tier biss den Bürgermeister ins Bein: »Da fing ich an, den Hund zu mögen«.
Mögen taten auch einige Gerichtsnarren ihr aus besonderem Stoff gemachtes Häs, führte Siegfried Endres witzig-trocken aus: Es glänzte aber, unterschied sich von dem der anderen und musste daher durch etwas Würdigeres ersetzt werden. Dabei, so stellte Siegfried Endres klar, hatten er, Martin Bosch und Michael Grüninger 2004 nach ihrer Aufnahme ins Narrengericht gar nicht wegen des Kostüms für Aufsehen gesorgt, sondern wegen ihrer blendenden äußeren Erscheinung. Die war bei Gerichtsnarr Jochen Seyfried bei der Dreikönigssitzung beeinträchtigt gewesen - er hatte den großen mit dem kleinen Dienstanzug verwechselt. Kleidsam erklärte er die Outfit-Verwicklungen.
Nach einem theologischen Exkurs von Pfarrer Wolfgang Kunicki, der Assoziationen zwischen Christentum und Narrentum zog, und Alfons Russ‘ englischen Sprachverwirrungen schwelgte Manfred Wittig in nostalgischen Kindheitserinnerungen an die gute, alte Zeit. Unterbrochen von Seitenhieben auf den Verkauf von Karten für die Narrengerichtsverhandlung: »Wer kennt die sichern Quellen, hat nie Probleme beim Bestellen.«
Damit auch die Oberstadt von Problemen befreit wird, so hatte Hubert Steinmann erfahren, habe ein Gutachter, die Schaffung eines »Eros-Centers« im »Alten Forstamt« vorgeschlagen. Mit 20 Betten und einer Abteilung für Peitschen und Ketten. So kämen wenigstens Schweizer Franken nach Stockach.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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