Festakt zum 70. Geburtstags des Pestalozzi-Kinderdorfs in Wahlwies mit Kerstin Andere
Mit Humor, Vorbildern und Gewissen durch die Kindheit
Stockach/Wahlwies. Von den typischen Ur-»Grünen« aus den 80er Jahren in den Anfangszeiten der Partei ist nicht viel geblieben. Latzhosen, alternatives Outfit, Strickzeug und generelle Anti-Haltung sind verschwunden. Vorbei die Zeiten des »Turnschuh-Ministers« Joschka Fischer! Eine ganz neue Form »grüner« Politik vertritt zum Beispiel Kerstin Andreae, 1968 in Schramberg geboren und stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion. Schick im blauen Mini-Kleid, adrett frisiert und mit geschmackvoll-gepflegtem Outfit präsentierte sich die Diplom-Volkswirtin im Rahmen des Festakts zum 70. Geburtstag des Pestalozzi-Kinder- und Jugenddorfs in Wahlwies. Die Einrichtung der Jugendhilfe feiert ihr Jubiläum während des ganzen Jahres, doch eine wichtige Etappe im Festmarathon war das Kinderdorffest mit Festakt am Samstag, 6. Mai.
Dass eigentlich ein ganz Anderer erwartet und erwünscht worden war, ließ Kerstin Andrea kalt. »Ich bin nicht Cem Özdemir«, erklärte sie selbstbewusst mit ihrem ersten Satz am Mikrofon im Festsaal des Kinderdorfs. Der Bundesvorsitzende der »Grünen« war in vielen Festbroschüren und Einladungen noch als Gastredner aufgeführt worden, hatte seine Teilnahme aber am Dienstag, 2. Mai, kurzfristig wegen anderer Verpflichtungen abgesagt. Zum Bedauern auch des Kinderdorfes, das in dem Baden-Württemberger, dem Diplom-Sozialpädagogen und dem Mann mit Migrationshintergrund einen perfekten Vertreter seiner Einrichtung gesehen hatte.
Doch Kerstin Andreae erwies sich als glückliche Wahl, und sie war mehr als nur ein Ersatz. Die Polit-Profi-Frau beherrscht ihr Handwerk, ist souverän, jovial und professionell, weiß sich zu gut zu verkaufen und kann auch im Wahlkampfmodus glänzen. Ihren Redebeitrag strukturierte sie geschickt mit den vier Lebensregeln von Altmeister Erich-Kästner, die sie gut platziert in ihre Festrede einfließen ließ. Rhetorisch klar strukturiert lobte sie das Kinderdorf als Geburtstagskind, ohne es allzu sehr in den Himmel zu heben. Wie sie überhaupt die richtigen Worte fand. Das Kinderdorf schaffe Chancen, erklärte sie, ermögliche Kindern und Jugendlichen ein selbstbestimmtes Leben. Und die Einrichtung agiere im Einklang mit der Natur, etwa durch ihre Bioprodukte.
Und dazwischen, elegant eingebaut, die vier Lebensregeln des nie versagenden Erich Kästner: »Jeder Mensch höre auf sein Gewissen!« - »Jeder Mensch suche sich Vorbilder!« - »Jeder Mensch gedenke immer seiner Kindheit« - »Jeder Mensch erwerbe sich Humor!«.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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