WOCHENBLATT-Inteview mit Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz
»Mich brauche ich wohl nicht mehr vorzustellen«
Stockach. Nach 24 Jahren hat er noch nicht genug. Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz tritt bei der Wahl am Sonntag, 24. September, für eine mögliche vierte Amtsperiode an. Doch bevor der Wahlkampf in seine heiße Phase tritt, stand er dem WOCHENBLATT im Sommerinterview Rede und Antwort.
WOCHENBLATT: Sie sagten bei der Eröffnung der Tischmesse in Eigeltingen, die Verwaltungsgemeinschaft Stockach müsse näher zusammenrücken. Wie könnte diese Zusammenarbeit denn geschehen?
Rainer Stolz: Es gibt im Bereich von Investitionen und Betriebskosten kaum Grenzen, über die man nicht nachdenken könnte. Das Wichtigste dabei bleibt aber, dass jede Gemeinde für ihre Bürger identifizierbar ist. Doch es gibt immer mehr Aufgaben, die mit modernen Medien effektiv bearbeitet werden können und wo eine Zusammenarbeit sowohl finanzielle Vorteile bringt als auch die Ausstattung mit qualifiziertem Fachpersonal für uns alle ermöglicht. Denn daran hapert es derzeit auch schon. Ich habe derzeit keine konkreten Pläne dazu im Hinterkopf, aber wir sollten bereit sein. Jetzt haben wir zumeist noch keine größeren Probleme. Das wird sich spätestens aber in zehn Jahren ändern. Wir müssen die Zeitspanne nutzen, um Prozesse des gemeinsamen Arbeitens vertieft anzugehen.
WOCHENBLATT: Ein Thema, das auch die gesamte Verwaltungsgemeinschaft betrifft, ist die mögliche Aufstellung von Windkraftanlagen. Hier soll erst einmal eine Planung für künftige Wohn- und Gewerbeflächen erfolgen. Wie sieht der Zeitplan dafür aus?
Rainer Stolz: Die von uns gewählte Reihenfolge ist nach wie vor richtig und drängt sich auf. Zuerst steht die Ausweisung von Wohnbau- und Gewerbegebieten an. Die Aufstellung dieses Flächennutzungsplanes kann noch zwei Jahre dauern. Damit haben wir eine Basis, und wir können sehen, ob und wo es geeignete Flächen für Windkraft gibt. Natürlich werden wir dazu unsere vorbereiteten Pläne erneut überprüfen.
WOCHENBLATT: Das mögliche Ausbluten der Oberstadt ist eine Gefahr für die Einkaufsstadt Stockach. Immer wieder wird der Ruf nach einem hauptamtlichen Mitarbeiter bei der Stadt zur Förderung des Einzelhandels laut. Wäre das eine Option?
Rainer Stolz: Wir sind für vernünftige Lösungsansätze, und wir haben da auch gehandelt. Vor einigen Jahren kam das Thema Stellplätze auf, für das wir eine Lösung gefunden haben, die sich bewährt hat. Denn man findet jetzt Stellplätze in der Oberstadt, weil sie nicht dauerhaft zugeparkt sind. Und in das modernisierte Parkhaus kommt man leicht rein und raus und kann eine Stunde kostenfrei parken. Die Frage wäre nun, was ein hauptamtlicher, städtischer Mitarbeiter tun könnte, um Kunden in die Oberstadt zu bringen. Schon die Fragestellung zeigt, dass das nur zusammen mit dem Handel geht. Die Stadt kann nichts erzwingen, was der Handel nicht schafft. Wie Ihnen bekannt ist, hat die Stadt eine zusätzliche Personalkapazität des Vereines Handel, Handwerk und Gewerbe zur Hälfte finanziert. Das muss sich nun erst einmal bewähren.
WOCHENBLATT: Sie treten am Sonntag, 24. September, für eine mögliche vierte Amtsperiode als Bürgermeister an. Wie wollen Sie Ihren Wahlkampf gestalten?
Rainer Stolz: Ich werde in jeden Ortsteil gehen und möchte Stammtischgespräche mit den Menschen führen. Mich brauche ich wohl nicht mehr vorzustellen, aber ich möchte meine Ideen für die Zukunft präsentieren. Ich möchte aufnehmen, was die Menschen für ihren Ort wollen, und ich kann dann sagen, was machbar ist, so dass ein enger Kontakt zu den Bürgern besteht. Möglicherweise gibt es ja auch eine offizielle Kandidatenvorstellung.
WOCHENBLATT: Machen Jahreshauptversammlungen nach 24 Amtsjahren noch Spaß?
Rainer Stolz: Wenn mir solche Veranstaltungen keinen Spaß machen würden, wäre ich schon lange nicht mehr im Amt. Es gibt sicher Veranstaltungen, die nicht so prickelnd sind. Aber es gibt in jedem Beruf Dinge, die keinen so großen Spaß machen. Insgesamt aber ist es ein phantastischer Beruf, der hohe Anforderungen stellt, aber einen unvergleichlichen Kontakt zu Menschen ermöglicht und damit eine Gemeinde weiterbringen kann.
WOCHENBLATT: Rechnen Sie mit Gegenkandidaten?
Rainer Stolz: Darüber mache ich mir keine Gedanken. Die Bürger wissen, was ich für die Stadt geleistet habe und was ich leisten kann. Darauf vertraue ich, und so baue ich auch meinen Wahlkampf auf. Ich trete ja nicht gegen jemanden an, sondern ich trete für die Stadt an. Ich werde weiter geradlinig das verfolgen, für was ich stehe – die Stabilisierung des Krankenhauses, die Ordnung des Verkehrsthemas, die Sicherung der Schulen und Kindergärten, die Verwirklichung des Feuerwehrgerätehauses, die Verbesserung der Sportanlagen und eine gute Perspektive für unser Gewerbe.
WOCHENBLATT: Was planen Sie in Punkto Sportanlagen?
Rainer Stolz: Wir müssen die Vereine unterstützen, die mit ihren derzeitigen hohen Betriebskosten etwa für Plätze oder Clubheime zum Teil nicht unerhebliche Schwierigkeiten haben. Hier gibt es ein Ungleichgewicht zu den in unseren Hallen kostenfrei Sport treibenden Vereinen.
WOCHENBLATT: Zu Verkehrsfragen. Die Ortsumfahrung Espasingen bleibt wohl ein frommer Wunsch?
Rainer Stolz: Aber nein. Wir sind ja auf verschiedenen Kanälen an dem Thema dran. Auch der Bundestagsabgeordnete Andreas Jung setzt sich dafür ein, dass die Maßnahme nachhaltig kommt. Wir werden in diesem Jahr noch die Ergebnisse der erneuten Untersuchung der drei Varianten bekommen, die nochmals geprüft werden mussten. Dann kann zügig ein Planfeststellungsverfahren gestartet werden. Ich möchte die Umsetzung schon noch erleben. Es gibt aktuell keinen Anlass, hier besonders frustriert zu sein. Es dauert bei uns eben sehr lange, bis aus einem Plan Wirklichkeit werden kann. Aber es ist das Wesen unseres Planungsrechts, dass wir alle denkbaren Argumente abwägen.
WOCHENBLATT: Wann liegt das Verkehrsgutachten für den Schiesser-Knoten vor?
Rainer Stolz: Das Verkehrsgutachten kommt im Herbst, und dann werden wir die Ergebnisse diskutieren und schauen, welche Schlussfolgerungen wir daraus ziehen und ob die Varianten der Gutachter für uns akzeptabel sind. Und diese Entscheidung hat dann auch Auswirkungen darauf, wie wir allgemein mit der Verkehrssituation in der Stadt umgehen und wie wir in den nächsten 20 Jahren mit den zusätzlichen Verkehrsmengen umgehen wollen. Ein »Augen zu und durch« kann es aus meiner Sicht aber nicht geben.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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