2018: Korbinian-Brodmann-Jahr mit vielen Veranstaltungen
Menschliche Abgründe voller Tragik

Korbinian Brodmann  | Foto: Korbinian Brodmann, der renommierte Hirnforscher, wäre im nächsten Jahr 150 Jahre alt geworden. Auch jährt sich sein Todestag zum 100. Mal.swb-Bild: Korbinian-Brodmann-Museum
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Hohenfels. Die Geschichte hat alles - Tragik, Menschliches, Zeitgeist, Niveau, lokale Bezüge, Aktualität. Korbinian Brodmann, am 17. November 1868 in Hohenfels-Liggersdorf geboren, kam unehelich zur Welt, hatte es wohl nicht einfach in der Doppelmoral seiner Zeit und stieg dennoch zum bekannten Hirnforscher auf, dessen Standardwerk »Vergleichende Lokalisationslehre der Großhirnrinde« noch heute Einfluss auf die moderne Wissenschaft hat. Als er 1889 sein Medizinstudium aufnahm, kehrte er seinem Geburtsort für immer den Rücken. So geriet er in Vergessenheit, und erst die zähen Forschungen des früheren Hohenfelser Schulleiters Hermann Strohmaier rückten den Wissenschaftler wieder in den Blickpunkt. Die örtliche Grundschule ist nach ihm benannt, ein 2009 eröffnetes Museum im Rathaus erinnert an den großen Denker, und der Brodmann-Kreis im Bürgerschaftsverein »Hohenfels hat Zukunft« möchte noch mehr tun: Er ruft 2018 zum Korbinian-Brodmann-Gedenkjahr aus. Aus einem doppelten Grund: Sein Todestag jährt sich zum 100. Mal, und im selben Jahr wäre er 150 Jahre alt geworden.

Seit Herbst ist die Gruppe mit Bürgermeister Florian Zindeler, Hermann Strohmaier, Winfried Graf, Ex-Bürgermeister Hans Veit, Jan Riebesehl und Jochen Goldt am Organisieren. Vorträge, Führungen, ein Tag der offenen Tür und eine Sitzung des Arbeitskreises Psychiatrie stehen im Erinnerungsjahr auf dem Programm. Zum Hauptgedenktag wird der 17. November ausgerufen, erklärt Jochen Goldt im Interview, denn am Todestag im August befinden sich viele Menschen im Sommerurlaub. Er und das Orga-Team erhoffen sich von den Veranstaltungen während des ganzen kommenden Jahres einen Schub für das Museum im Rathaus, ein Pushen des Bekanntheitsgrades, eine weiter gehende Beschäftigung mit Korbinian Brodmann und einen höheren Bekanntheitsgrad. Die Kosten für das Gedenkjahr, so Jochen Goldt, werden sich in Grenzen halten, denn es fallen höchstens Übernachtungs- und Verpflegungskosten für die Referenten an. Doch das Gros der Arbeit wird ehrenamtlich erledigt.

Die Arbeit beginnt an der Basis. Jochen Goldt möchte im März Führungen für die Lehrenden an der Korbinian-Brodmann-Schule im Museum anbieten, damit sie für Nachfragen der Schüler gewappnet sind. Im Mai wird er dann den Klassen drei und vier die bekannte lokale Persönlichkeit vorstellen, nach der ihre Schule in Liggersdorf benannt ist: »Wir sehen die Schüler auch als Multiplikatoren an, um ihre Eltern und Verwandten für das Thema gewinnen zu können.« Die breite Öffentlichkeit wird bei drei Vorträgen mit ins Boot geholt: Am Donnerstag, 7. Juni, um 19.30 Uhr spricht Christof Heppeler vom Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck zum Thema »Das Leben zur Zeit von Brodmanns Jugend«, am Donnerstag, 19. Juli, um 19.30 Uhr ist Professor Robert Illing von der Universität Freiburg zu Gast zum Thema »Werden wir das Gehirn verstehen? Von Karten und Funktionen«, und am Freitag, 16. November, referiert Professor Heinz Wässle vom Max-Planck-Institut Frankfurt über »Euthanasie und Hirnforschung - eine Geschichtsaufarbeitung«. Die Referate werden alle im Sitzungssaal des Rathauses in Liggersdorf gehalten. Am Sonntag, 23. September, wird von 11 bis 17 Uhr zum Tag der offenen Tür geladen. Dann öffnet das Museum im zweiten Obergeschoss des Rathauses seine Pforten und zeigt seine Schätze - Schautafeln, Arbeitsgeräte, Fotografien, Bücher und Veröffentlichungen von Korbinian Brodmann.

Filetstück des Gedenkjahres an den größten Sohn von Hohenfels ist Samstag, 17. November 2018 - der Tag seines 150. Geburtstages. Von 9.30 bis 15 Uhr wird es laut Jochen Goldt an der Korbinian-Brodmann-Schule in Liggersdorf ein »korbidianes« Programm geben. Hauptredner ist Professor Karl Zilles vom Forschungszentrum Jülich, weitere Gedenkworte kommen von Professor Richard Meyermann von der Universität Tübingen. Das passt wunderbar, denn er war auch der Festredner bei der Einweihung des Museums 2009 gewesen. Zu erzählen gibt es genug, denn das Leben von Korbinian Brodmann bietet fast romanartige Stoffe. Er starb kaum 50-jährig an einer Sepsis, kurz nach der Geburt seiner einzigen Tochter Ilse. Seine Ehefrau Margarethe sorgte dafür, dass die Leiche des Wissenschaftlers von München nach Forst in der Lausitz überführt wurde, wo ihre Angehörigen eine Familiengruft besitzen. Sie selbst fuhr im offenen Güterwagen ebenfalls nach Forst, holte sich dabei eine Lungenentzündung und verstarb kurz danach. Das Leben von Korbinian Brodmann bietet neben wissenschaftlichen Fakten auch Tragik und menschliche Leiden.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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