Einweihung des neuen Kunstwerks am Seeum als Publikumsmagnet
Lenk provoziert endlich in Bodman
Bodman-Ludwigshafen (uj). Kurz zusammengezuckt sind sie alle, die bei der Einweihung der neuen Lenk-Plastik „Narrenschiff“ am Sonntag dabei waren, als die Salut-Kanone am See das erste Mal ohne Vorwarnung losdonnerte. Insgesamt sechs Salut-Schüsse wurden bei herrlichem Wetter zur Begrüßung abgefeuert.
Matthias Weckbach, Bürgermeister der Gemeinde begrüßte vor dem noch verdeckten Kunstwerk die Anwesenden, die den Tag der Städtebauförderung zusammen mit der Einweihung und Enthüllung des „Narrenschiffes“ des Künstlers Peter Lenk feiern wollten. Nachdem Weckbach in kurzen Worten auf die Bedeutung des Landessanierungsplanes auf die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen eingegangen war, wechselte er zu dem Bodman-Ludwigshafener Bürger und Künstler Peter Lenk. Die Gemeinde wollte dem Thema „Kunst am Bau“ gerecht werden, Peter Lenk habe ein Werk geschaffen, das uns unsere Gesellschaft vor Augen führe. „Das entrüstete Hinsehen und das gleichgültige Wegsehen habe er ebenso dargestellt wie tagesaktuelle Themen, die immer noch in der Presse stünden.“ Doch habe schon Sebastian Brant vor mehreren Jahrhunderten ein Gedicht über das Narrenschiff geschrieben, erläuterte Weckbach und begrüßte sogleich den Minister für Justiz und Europaangelegenheiten Guido Wolf, der eigens zur Einweihung angereist kam.
Wolf outete sich sogleich als einen „Lenk-Fan“. „Das kann man natürlich leicht sagen, solange man nicht fürchten muss, von ihm selbst aufs Korn genommen zu werden“, bemerkte er mit einem Augenzwinkern. Kunst solle zur Diskussion veranlassen und Provokationen verursachen, mahnte er. Lenk habe das Ziel, Politikern immer wieder den Spiegel vorzuhalten. Wolf gestand, dass er bereits ein Bild des Kunstwerkes gesehen habe, „doch so viele, mit denen ich Mitleid haben müsste, sind da nicht drauf.“
Großen Applaus erfüllte schließlich die Seepromenade, als schließlich Peter Lenk über alle schwebend die Leinen los machte und sein sechs Meter hohes „Narrenschiff“ endlich enthüllte. Überdeutlich tanzen vom Bug oben herab Daimler-Boss Dieter Zetsche, Ex-VW-Chef Martin Winterkorn und Audi-Chef Rupert Stadler. Diesel-Gate lässt grüßen.
Es konnte gerade zu diesem Thema kaum ein besserer Laudator gefunden werden als Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e.V. Dieser hatte sich in letzter Zeit mit seinen zahlreichen Klagen gegen die Automobilkonzerne einen Namen gemacht. In seinen „Gedanken zur Einweihung des Sittenreliefs über die organisierte Kriminalität in Deutschland“ verstand er es anschaulich, das Relief beschreibend in den Kontext der politischen Aussagen einzubetten. Peter Lenk habe schon vor 25 Jahren das erste Mal mit dem Konstanzer Triumphbogen in der Laube seine Kunst der deutschen Automobilgesellschaft gewidmet, begann er. Zehn Jahre später zeigte Lenk im Ludwigshafener Triptychon splitterfasernackte feiernde Spitzenpolitiker, darunter Angela Merkel, während Daimler-Boss Zetsche und VW-Chef Ferdinand Piech in einem Berg voller Goldmünzen baden. „Mit dem heutigen Kunstwerk geht Lenk in seiner Analyse und Kritik weiter: „Das Narrenschiff zeigt schonungslos die wahren Machtverhältnisse in der Autorepublik Deutschland. Die Narren sind das Volk. Und auf dem Vorderdeck tanzen die Autobosse fröhlich und selbstbewusst und demonstrieren ihre Macht“, anspielend auf die Handpuppe, die wie ein ehemaliger Verfassungsrichter aussieht sowie dem Ethik-Feigenblättchen bei VW und als Waffen chromblitzende aber unwirksame Dieselkatalysatoren. „Wir enthüllen heute in Bodman das erste Denkmal in unserem Heimatland zur organisierten Kriminalität“, erklärte er und bezeichnete Diesel-Gate als den größten Industrieskandal der Nachkriegsgeschichte unseres Landes.
Die rund zehnminütige Laudatio begeisterte die Anwesenden, weil sie an Provokation das ergänzte, was der Künstler in seiner Skulptur nicht in deutliche Worte fassen konnte. So sprach Resch von einer traurigen Vereinigung Matthias Wissmanns mit Alexander Dobrindt, die wunderbar bis zum Stickstoff-Tod miteinander schmusen würden.
Für den Relief-Betrachter wirkt die AfD-Vorsitzende Beatrix von Storch mit ihrem Maschinengewehr im Arm dominant heraus. Diese würde, so Resch, folgerichtig nicht nur darauf aufpassen, dass keine Flüchtlingsmütter mit ihren Kindern an Bord klettern. Die AfD sei auch zur Kampftruppe der neuen deutschen Regierungs-Industrie-Familie mutiert.
Mit Bewirtung durch die Narrenzunft und Unterhaltung durch den Musikverein Ludwigshafen konnten alle beim gemütlichen Zusammensein das Kunstwerk gebührend bewundern oder sich von Peter Lenk sein Buch oder seine Relief-Broschüre signieren lassen.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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