Auftaktveranstaltung von »HHG im Dialog«
Leitartikel: Der Handel muss selbst handeln
Stockach. Natürlich ist es gut und richtig, endlich den Kopf aus dem Sand zu ziehen, die einseitige Fixierung auf den Einzelhandel aufzugeben und aktiv auf die eigentliche Klientel zuzugehen. Die Interessengemeinschaft Handel, Handwerk und Gewerbe Stockach (HHG) hat spät, aber nicht zu spät die Zeichen der Zeit erkannt - und sich vom langsamen Ausbluten der Oberstadt, dem Ladensterben, den oft schwierigen
Nachfolgeregelungen im Einzelhandel, der Konkurrenz von großen Einkaufszentren und dem allgegenwärtigen Internet dazu anstoßen lassen, die Initiative zu ergreifen. Mit »HHG im Dialog« sollten laut der zweiten Vorsitzenden Anja Schmidt eine Neuausrichtung, ein inhaltlicher Relaunch, mehr Transparenz, die Gewinnung neuer Mitglieder und ein Erfassen der Wünsche von Kunden und Einwohnern geschafft werden. HHG ging dabei auf die Straße, stellte sich mit einem Stehtisch an markanten Punkten in der Stockacher City auf und wollte so mit den Menschen ins Gespräch kommen. Der Ansatz war gelungen, die Ausführung aber ist ausbaufähig.
Der Titel »HHG im Dialog« war gut gewählt und ließ ein Zugehen auf breite, unterschiedliche Bevölkerungsschichten erwarten. Dass während der Veranstaltung auch die Jugendlichen des BSZ-Schülerradios »Radio Active« zu Wort kamen und die Ergebnisse einer Umfrage unter 16- bis 26-Jährigen vortrugen, war ein cleverer Schritt. Schade aber war, dass dieser Part der Veranstaltung einen allzu breiten, ja dominierenden Anteil ausmachte. Beim Start von »HHG im Dialog« in der Unterstadt hatte sich zunächst Christoph Stetter wohltuend kritisch über die Oberstadt geäußert - weitere Ausführungen dieser Art von Seiten der Mitbürger wären wünschenswert gewesen. So blieb das Meinungsbild zu sehr auf die Ansicht von jungen Erwachsenen beschränkt - einer sicher wichtigen, aber eben nicht der einzigen Klientel, die für eine Aufwertung der Einkaufsstadt Stockach zu Rate gezogen werden sollte.
HHG-Chef Siegfried Endres sprach in einem ersten Resümee über »HHG im Dialog« von einem guten Anfang, einem positiven Beginn. Und genau das sollte es auch sein - der Start von weiteren Aktivitäten, die aufbauend auf den gemachten Erfahrungen der Realität angepasst werden müssen. Dabei sollte sich HHG Gedanken darüber machen, ob der Veranstaltungszeitpunkt am Donnerstagabend um 18 Uhr gut gewählt ist und ob nicht zusätzliche Anreize über das Bereitstellen von Stelltischen hinaus für mehr Besucherzuspruch sorgen sollten. Wichtig wäre es auch, ein breiteres Publikum durch eine breiter angelegte Planung anzusprechen. Das Befragen von Bürgermeister Rainer Stolz durch die Nachwuchsreporter von »Radio Active« während der Veranstaltung, barg durchaus Diskussionsstoff und Anregungen in sich. Die Tendenz aber, alle Probleme des Handels allein auf die Stadt und deren Oberhaupt abzuwälzen, greift zu kurz. Zwar wäre die Schaffung der Stelle eines allein auf diese Aufgabe spezialisierten, bei der Stadt angesiedelten Fachmanns für Stadtmarketing mit entsprechender Qualifikation wünschenswert und zielfördernd, dennoch ist es zunächst und zuerst Aufgabe des Handels, seine eigenen Probleme aktiv anzugehen. »HHG im Dialog« war ein Auftakt - aber auch nicht mehr. Es ist Sache das Handels diesen Auftakt als Anfang für mehr Schwung zu sehen.
Simone Weiß
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
Kommentare