Westerndorf am Schützenhaus in Nenzingen bis Sonntag, 18. Juni,
Lebensechter als »High Noon«

Westerndorf Nenzingen  | Foto: Das Westendorf beim Schützenhaus in Nenzingen kann bis Sonntag, 18. Juni, besucht werden. swb-Bild: sw
  • Westerndorf Nenzingen
  • Foto: Das Westendorf beim Schützenhaus in Nenzingen kann bis Sonntag, 18. Juni, besucht werden. swb-Bild: sw
  • hochgeladen von Redaktion

Orsingen-Nenzingen. Die Identifikation ist unterschiedlich. Sie reicht von der Westernkrawatte und dem Westernhemd bis hin zum vollständigen, fast echt wirkenden Outfit im Westernlook. Häuptlinge mit bodenlangem Federschmuck, Trapper mit über die Schulter geschwungenen Fellen, Südstaatensoldaten mit blauen Uniformen und Ladys mit langen wallenden Kleidern tummeln sich zwischen Wigwams, Tipis, Saloon und mexikanischer Pulqueria. Die Winchester lässig zwischen Daumen und Zeigefinger schwingend, der Totem unheilverkündend vor dem Zelt, der ausgebleichte Bisonkopf im Steppenwind – hinter Nenzingen wird der Wilde Westen wieder lebendig. Noch bis Sonntag, 18. Juni, lädt der Schützenverein Westernfans und solche, die es werden wollen, zum Besuch ein. Neben dem indianischen Zeltlager, stilisierter Westerntown und Kanonenriege gibt es Country-Musik, Verkaufsstände, Verpflegung zu familienfreundlichen Preisen und Saloon-Talk mit allem, was dazu gehört.

Natürlich gibt es auch die eine oder andere historische Unkorrektheit. Ein Auto parkt direkt vor dem Wigwam mit den in der Sonne trocknenden Fellen und die Indianerin beugt sich zum Fahrer herunter, die hübsche, junge Dame im eleganten Kleid trägt eine ultra-moderne Frisur im Stile der 2017er, und ein Trapper hält statt des Bowie-Messers das Handy ans Ohr. So ganz lässt sich das 21. Jahrhundert eben nicht ausblenden. Aber sonst ist die Illusion fast perfekt. Abends um 18 Uhr tun Empfindliche und Vorsichtige gut daran, sich die Ohren zuzuhalten. Denn dann werden die Kanonen auf der Anhöhe lautstark abgefeuert. Mit einem wahnsinnigen Knall.

Die Schattenseiten des Wilden Westens indes sind hier ausgeblendet. Indianer dürfen im Saloon die Kehle entstauben und werden nicht wieder hinausgeschickt, Südstaaten- und Nordstaatensoldaten unterhalten sich im freundlichen Plausch, und das Indianerdorf, das so friedlich in dem kleinen Tal liegt, wird nicht von marodierenden US-Truppen überfallen. Doch die Sonnenseiten sind da. Das Ambiente beflügelt die Fantasie und lässt einen eintauchen in die längst untergegangene Welt von Sitting Bull, Crazy Horse oder Gernonimo. Keine Reservate, dafür blühende Indianerdörfer. Humor gehört dazu: »Für Männer ohne T-Shirt – kein Service. Für Frauen ohne T-Shirt – freie Drinks« steht auf einem Plakat. Und ein Eisverkäufer passt zwar nicht ins Westernambiente, ist angesichts der hohen Temperaturen aber dennoch herzlich willkommen. Sogar ein Schotte verirrt sich unter die vielen Westerner und Grenzer, denn schließlich gehörten auch Schotten zu den Auswanderern, die die noch junge USA besiedelten.

Im Westerndorf am Schützenhaus in Nenzingen können Kinderträume wahr werden. Denn wer wollte nicht auch einmal, wie ein Indianer oder eine Squaw durch die Prärie reiten, den Wind im offenen Haar und alle Sorgen hinter sich lassen. Hinter Nenzingen ist das möglich. Das ist mehr als ein bisschen »High Noon«.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.