Foto-Highlights aus Zizenhausen
Knipsen als hohe Kunst
Stockach (sw). Nicht groß nachdenken! Sich einfach fallen lassen und sich einlassen auf die vielen Eindrücke! Da ist ein Insekt in Nahaufnahme zu sehen. Fast schon ein wenig bedrohlich in seiner aufgehobenen Winzigkeit und zu überdimensionaler Überlebensgröße verdammt. Da wurden Orangen mit Hilfe verschiedener Utensilien wie Oliven als Augen in kleine Schweinchen verwandelt, die den Betrachter in naiver Fröhlichkeit anstarren. Da schrauben sich leuchtende Wolkenkratzer aus Dubai unheilvoll in den Himmel. Und da ist in gediegener Unendlichkeit die lange Mauer der Burg im bayerischen Burghausen zu sehen. Der Betrachter kann hier alles – staunen, schmunzeln, raten, erschrecken, sentimental werden, versinken oder eintauchen. Der Fotoclub Zizenhausen hat zu seinem 60. Geburtstag seine Lichtbilder herausgestellt und ausgestellt – Querschnitte aus den Arbeiten der 24 aktiven Mitglieder sind noch bis Sonntag, 6. November, in der Heidenfelshalle in Zizenhausen zu sehen. Öffnungszeiten sind jeweils von 15 bis 19 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 19 Uhr. Der Eintritt ist frei, und es ist immer ein Mitglied des Jubelvereins anwesend, um Fragen zu beantworten oder aus der Historie des Vereins zu erzählen.
Der wurde im Herbst 1956 als Amateurfotoclub Zizenhausen aus der Taufe gehoben und trat 1959 mit seiner ersten eigenen Ausstellung ans Licht der Öffentlichkeit. Anfang der 60er Jahre hatte er 24 Mitglieder, wie der Vorsitzende Norbert Schild bei der Vernissage erzählte, und eine Besonderheit. Auf einer Generalversammlung wurde der Mitgliederbeitrag von 2,20 Mark auf zwei Mark gesenkt. Ein einmaliger Vorgang in der 60-jährigen Vereinsgeschichte.
Heute hat der Club 50 Mitglieder, darunter 24 Aktive. Und sie kommen nicht nur aus Zizenhausen und Stockach, sondern auch aus dem Linzgau und dem westlichen Hegau. Manche Fotofreunde nehmen Strecken von bis zu 80 Kilometern auf sich, um zu den Vereinsabenden zu kommen. Das Vereinsheim in der Anton-Sohn-Schule vor Ort hat sich dabei bewährt. Die Dunkelkammer wurde inzwischen ausgemustert, da die digitale Fotografie auch hier Einzug gehalten hat. In den frei werdenden Räumlichkeiten wird ein Archiv für die Arbeiten von Gründungsmitglied Alfons Klink eingerichtet.
Bürgermeister Rainer Stolz stellte in seinen Grußworten zur Vernissage seine eigene Theorie darüber auf, warum es gerade in Zizenhausen einen eigenen Fotoclub gibt. Schließlich sind die Einwohner mit dem Vorurteil behaftet, gerne mal lange Finger zu machen. Gerüchteweise sollen Züge mit ursprünglich fünf Waggons Zizenhausen wieder mit vier Abteilen verlassen. Darum ist der Fotoclub zur Dokumentation des Ist-Zustandes so wichtig und um darzustellen, was fehlt, witzelte der Stadtchef, der aber auch zugab, dass dieser Ortsteil besonders engagierte Menschen zu Einwohnern habe.
Laudatorin und Stadtarchivarin Dr. Yvonne Istas ging in ihrem Statement besonders auf die Ausstellung und ihre Themengebiete ein – Ästhetik, Poesie, Sinnlichkeit, Humor und Erinnerungen. Bestückt werde die Ausstellung von den 24 Mitgliedern im Alter von 17 bis 87 Jahren, bei denen eine Frauenquote von 40 Prozent zu beachten sei. Bertram Nagel als Vertreter der lokalen Vereine führte schließlich aus, dass der Fotoclub 1956 als achter Verein in Zizenhausen gegründet wurde. Es sei ein Verein, der die Entwicklung der Zeit angenommen habe. Und es ist ein Verein, der sehenswerte Ausstellungen bestücken kann.
Die Jubiläumsausstellung mit Querschnitten aus dem Schaffen der einzelnen Mitglieder des Fotoclubs ist noch bis Sonntag, 6. November, jeweils von 15 bis 19 Uhr, an Sonn.- und Feiertagen von 10 bis 19 Uhr zu besichtigen . Der Eintritt ist frei.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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