WOCHENBLATT-Interview mit Geschäftsführer Berthold Restle
Kleines Haus mit großen Plänen

Foto: Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz freute sich, Berthold Restle (rechts) als neuen Geschäftsführer des Stockacher Krankenhauses begrüßen zu dürfen. swb-Bild: sw
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Stockach (sw). Berthold Restle attestiert sich selbst die wohltuende »Gelassenheit des Alters«. Mit der möchte der 67-Jährige die Geschäftsführung des Stockacher Krankenhauses angehen, die er seit Dienstag, 1. März, inne hat. Das WOCHENBLATT sprach mit ihm über seine Pläne.

WOCHENBLATT: Sie üben die Funktion des Klinik-Geschäftsführers mit einer 50-Prozent-Stelle aus. Reicht das für die Bewältigung der vielen Aufgaben aus?

Berthold Restle: Ja, das geht. Bernd Zimmermann als Leiter des Finanz- und Rechnungswesens hat einen Teil der Aufgaben übernommen, und wir haben eine weitere 50-Prozent-Stelle für die Finanzbuchhaltung und für das Controlling ausgeschrieben. So müsste ich mit etwa 20 Stunden pro Woche hinkommen, doch ich werde auf jeden Fall täglich im Haus sein.

WOCHENBLATT: Ist Ihre Stelle zeitlich befristet?

Berthold Restle: Geschäftsführerverträge sind immer befristet. Wir haben uns auf eine Laufzeit von drei Jahren geeinigt.


WOCHENBLATT: Was haben Sie sich für die ersten Monate vorgenommen?

Berthold Restle: Derzeit führe ich Kennlerngespräche, bei denen ich Informationen sammle und mich auf den neuesten Stand bringe. Wenn ich Änderungsbedarf erkenne, wird der umgesetzt.

WOCHENBLATT: Sie waren Verwaltungsdezernent im Kreis Konstanz und sind seit vier Jahren im Ruhestand. Dennoch waren Sie weiterhin beratend für den Landkreis tätig. Behalten Sie diese Funktion bei?

Berthold Restle: Ich war Projektleiter bei der Bildung des Gesundheitsverbundes, und als ich 2012 in den Ruhestand ging, war die Fusion noch nicht vollständig abgeschlossen. Daher war ich weiterhin auf Stundenbasis für die Abwicklung, die Schulung des Personals, die Umsetzung und das Zusammenwachsen der beiden Häuser im Auftrag des Kreises und des Verbundes eingesetzt. Diese Aufgaben habe ich aufgegeben, da wir am gleichen Markt tätig sind und insofern Konkurrenzschutzklauseln zu beachten sind.

WOCHENBLATT: Sie haben auch durch Ihre frühere Berufstätigkeit enge Verbindungen zum Kreis Konstanz. Bedeutet das, dass sich das Krankenhaus Stockach wieder mehr in Richtung Konstanz orientiert?

Berthold Restle: Der Weg, den Stockach mit seiner Eigenständigkeit beim Krankenhaus beschritten hat, war richtig. Ich sehe also keine Notwendigkeit, an der Selbstständigkeit des Hauses zu rütteln. Allerdings brauchen wir einen Kooperationspartner, denn das war eine der Bedingungen des Sozialministeriums für die Bewilligung der Zuschüsse beim Bau des zweiten OPs. Bisher arbeiten wir mit dem Krankenhaus Sigmaringen zusammen, dessen Trägerschaft inzwischen vom Kreis Sigmaringen auf den privaten Anbieter SRH in Heidelberg übergegangen ist. Wir müssen nun herausfinden, ob auch der neue Träger Interesse an einer Kooperation mit Stockach hat. Natürlich gibt es auch seit langem Verbindungen nach Konstanz etwa im Bereich der Medikamentenversorgung oder bei der Befundung der Computertomografien. Wir sind also nach allen Seiten hin offen.

WOCHENBLATT: Bleibt die Spezialisierung auf Gelenkchirurgie?

Berthold Restle: Ja natürlich. Denn damit finanzieren wir ja die Grundversorgung in der allgemeinen Chirurgie und der inneren Medizin mit, die sich finanziell allein nicht tragen würden. Die Spezialisierung hat sich bewährt, denn beide Operationssäle sind voll ausgelastet. Wir werden auch das Team erweitern um Dr. Andreas Pischel aus Singen, der sich zusammen mit Dr. Steffen Thiede aus Tuttlingen auf Knieprothesen spezialisiert hat.

WOCHENBLATT: Wann kann mit dem Bau des neuen Bettentraktes gerechnet werden?

Berthold Restle: Der zuständige Sachbearbeiter im Regierungspräsidium Freiburg für den Zuschussantrag war erkrankt, so dass die Bewilligung verzögert wurde. Aber nach einem Telefonat mit dem Sozialministerium in Stuttgart bin ich guten Mutes. Damit Freiburg das Geld bewilligen kann, wird eine Bedarfsnotwendigkeitsbestätigung von Seiten des Ministeriums benötigt. Dieses Schreiben ist in der Behörde im Unterschriftsumlauf und soll in Kürze nach Freiburg weitergeleitet werden. Ich gehe also davon aus, dass wir die Förderung bald bewilligt bekommen.

WOCHENBLATT: Sind die Notarztdienste nun geregelt?

Berthold Restle: Das Rettungsdienstgesetz sieht vor, dass sich das Krankenhaus an den Notarztdiensten beteiligen muss. Und das tun wir mit 90 Diensten im Jahr.

WOCHENBLATT: Wie entwickeln sich die Fallzahlen im Krankenhaus Stockach?

Berthold Restle: Aktuell haben wir gegenüber den Vergleichsmonaten des Vorjahres im Januar ein Plus um fünf Fälle und im Februar um 50 Patienten zu verzeichnen. Im Vorjahr hatten wir allerdings einen leichten Rückgang – von 3223 Patienten 2014 auf 3186 im Jahr 2015.

WOCHENBLATT: Wie schätzen Sie die finanzielle Situation des Hauses ein?

Berthold Restle: In den letzten beiden Jahren kamen die roten Zahlen vor allem durch die kostenintensiven Investitionen im Brandschutz zustande. Längerfristig wird eine ausgeglichene Bilanz angestrebt. Doch es wird immer ein bestimmter Betrag übrig bleiben, den die Stadt Stockach stemmen muss.

WOCHENBLATT: Haben kleine Häuser denn überhaupt eine Überlebenschance?

Berthold Restle: Ja, wenn sie sich spezialisieren, und der Träger bereit ist, sie zu unterstützen. Und beides ist in Stockach der Fall.


WOCHENBLATT: Werden Sie Aufsichtsratsvorsitzender der Baugenossenschaft Stockach bleiben?

Berthold Restle: Ja, natürlich. Das lässt sich mit meiner Geschäftsführertätigkeit im Krankenhaus gut vereinbaren. Zumal ich dort nicht im operativen Geschäft tätig bin und wir mit Roland Mathis die Nachfolge von Dieter Fritz als Geschäftsführer bereits geregelt haben.

Interview: Simone Weiß

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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