Ganz große Töne - die Big-Band der Bundeswehr
Klangvolle Kontraste
Stockach (sw). Die Großleinwand zeigte, was in der Masse eines großen Orchesters untergeht - Mimik, Gestik, Ausdrucksweise, den engagierten Umgang mit dem Instrument. Es war eben dieser Kontrast zwischen den musikalischen Evergreen-Perlen der Big-Band der Bundeswehr und der technisch perfekten High-Tech-Inszenierung, die einen der Spannungspunkte dieses Konzerts in der Stockacher Jahnhalle ausmachte. Die Tontechnik erlaubte sich nicht die kleinste Unreinheit, ein Videoanimateur zauberte große und kleine Bilder auf die Leinwand, und wenn er Pause machte, waren dort gestochen scharf zur Musik korrespondierende Motive zu sehen. Regentropfen zu »Purple Rain« von Prince etwa.
Doch nicht nur das Miteinander und Gegeneinander von musikalischer Tradition und zeitgeschichtlicher Moderne setzten die Kontraste in diesem vom Lions-Club Stockach organisierten Benefiz-Konzert: Es war auch die Interaktion zwischen der mal gezähmt wildernden, mal ungezähmt tobenden Stimme von Sängerin Bwalya aus Zambia und dem uniformiert-disziplinierten, rein männlichen Orchester. Es waren auch die trefflichen Arrangements, das frech zusammengestellte Kombinieren verschiedener Melodien und die unerwarteten Wendungen, die bekannten Klassikern gegeben wurden. Und es war die herrliche Respektlosigkeit, mit der sich das Ensemble Rhythmen und Lieder vornahm, um sie völlig neu zu präsentieren.
Dabei konnte die scheinbare Leichtigkeit, der spielerische Ton, die manchmal sogar humorvoll-augenzwinkernde Intonation, der scheinbar schwerelose Moderationston von Bandleader Oliver Timor Chadik kaum darüber hinwegtäuschen, dass hier die Folge harter Arbeit und vielen Übens präsentiert wurde und Könner und Meister ihres Fachs am Werke waren. Vollblutmusiker, Profis, Klangexperten, die zumeist mehrere Instrumente beherrschten und diesen Instrumenten mehr entlockten, als nur stur eingeübte Griffe. Da schien es, als jage James Bond im Auftrag ihrer Majestät durch die Halle - beim Medley mit der Erkennungsmelodie, »Diamonds are forever«, »For your Eyes only« oder »Goldfinger«. Da meinte man Regentropfen auf der Haut zu spüren, als immer andere Instrumente im prägenden Vordergrund »Purple Rain« von Prince vom Himmel rieseln ließen. Und da meinte der Zuhörer, James Last sei melodisch bei einem Potpourri wieder auferstanden.
Die ganze Bandbreite des Könnens der Musiker zeigte sich auch in einer Eigenkomposition eines Mitglieds »A thousand times you« - obwohl die Eingängigkeit eines schmeichelnden Refrains fehlte, wurde doch die Komplexität und Vielschichtigkeit der Kreation deutlich. Zuhören machte Spaß. Und das ganze Klangerlebnis war eine Freude, die Faszination und Gänsehaut verbreitete.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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