Brennpunkt Burundi: anschaulicher Geografieunterricht
Kinder an der Front
Stockach (wh). Packende Bilder, beschämende Zahlen und ein zutiefst menschliches Engagement – das alles präsentierte Philipp Ziser, hauptamtlicher Interessenvertreter des eingetragenen Vereines »burundikids« mit Sitz in Köln, in der Aula des »Nellenburg-Gymnasiums« in Stockach. Die 96 Schüler der Klasse 11 und anschließend die 67 der Klasse 12 verfolgten aufmerksam, gespannt und tief beeindruckt den Vortrag des Journalisten und Autors. Durch den Einsatz der Geografielehrerin Claudia Weber-Bastong, die den Referenten bei seinem Vortrag im Konstanzer Kreistag in ihrer Funktion als Kreisrätin gehört und kennen gelernt hatte, trafen am Gymnasium Theorie und Praxis knallhart und ungeschminkt aufeinander.
In der Fragerunde wollten die Schüler nicht nur Persönliches von Ziser wissen, sondern auch wo, wann und wie man sich als junger Mensch in der Entwicklungszusammenarbeit für die Belange armer Menschen in Burundi einsetzen könne: »Aufgrund der politischen Situation möchte ich momentan zu keinem Einsatz raten. Es ist einfach zu unsicher. Aber wenn ihr euch engagieren möchtet, ist es mit ein paar Wochen nicht getan. Ein Jahr solltet ihr schon aufbringen, wenn ihr wirklich den Menschen helfen wollt. Und Hilfe ist notwendig.«
Philipp Ziser weiß, wovon er spricht. Durch Zufall ist er auf die »burundikids« gestoßen und wollte sich ein Jahr den Menschen, und vor allem den Kindern, in Burundi widmen. Aus diesem Jahr wurden insgesamt acht Jahre, er kam 2014 zurück, und seine Ehefrau stammt aus Burundi: »Wir wohnen in Bonn und haben immer noch Probleme mit dem Einkaufen im Supermarkt. Kürzlich musste ich raus und bin weg. Diese Überfülle des Angebotes ist unvorstellbar, wenn man die Not in Burundi kennt«.
Das grüne Land Burundi macht mit seinem Klima drei Ernten im Jahr möglich. Aber die Wasser- und Stromversorgung der Bevölkerung ist mangelhaft. Mit seinen knapp elf Millionen Einwohnern auf 27.834 Quadratkilometern im Inneren Afrikas auf Äquatorhöhe östlich des Tanganijka-Sees ist Burundi das ärmste Land der Welt. Hunger ist an der Tagesordnung. 90 Prozent der Bevölkerung leben vom Ackerbau, dem Anbau von Tee und Kaffee. 60 Prozent sind unterernährt. Der 15 Jahre dauernde Bürgerkrieg zwischen den ethnischen Gruppen Hutu (85 Prozent) und Tutsi (14) machte brutal Kinder zu Soldaten.
Die rund 300.000 Toten seit 1993 und die über eine Million Flüchtlinge haben das Land schwer getroffen: »Wir wollen mit unseren Projekten, insbesondere dem Schulbau, helfen, dass die Kinder und Jugendlichen sich bilden und lernen können.«
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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