Stockachs Stadtjugendpfleger gegen Jugendgemeinderat
Jugendliche machen Politik

Foto: Stadtjugendpfleger Frank Dei setzt auf eine Beteiligung von Jugendlichen bei wichtigen kommunalpolitischen Themen - außerhalb eines Jugendgemeinderats. swb-Bild: sw
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Stockach (sw). Mittendrin statt nur dabei. Produzieren statt nur konsumieren. Unterstützen statt nur hingehen. Jugendliche sollen nicht nur mit dem vorgegebenen Strom schwimmen, sondern auch selbst aktiv das Ruder ergreifen und den Kurs mitbestimmen, wünscht sich Stockachs Stadtjugendpfleger Frank Dei. Darum möchte er junge Erwachsene künftig noch stärker mit ins Boot holen und sie auch kommunalpolitisch mitsteuern lassen. Ein Jugendgemeinderat wäre dabei seiner Ansicht nach der falsche Weg - der Diplom-Sozialpädagoge setzt dagegen auf eine themenbezogene, zeitlich befristete, überschaubare Partizipation, die sich an den Interessen junger Menschen orientiert.

Ein fertiges Konzept möchte Frank Dei niemand überstülpen. Die Neufassung der Gemeindeordnung von 2015 sieht in Paragraf 41a eine Jugendbeteiligung bei jugendrelevanten Themen vor, erklärt der Stadtjugendpfleger. Doch dazu müssten die richtigen und wichtigen Themen erst einmal ermittelt werden. Hilfreich wären dabei Online-Abfragemöglichkeiten, die sich etwa in Steißlingen bereits bewährt haben. Dort haben Gemeinschaftsschule und Stadtjugendpflege nach dem Motto »Deine Stimme im Netz« gemeinsam 18 Punkte abgefragt, die die Jugendlichen anonymisiert beantworten konnten. Angegeben werden sollten nur Postleitzahl, Altersgruppe und Geschlecht, und gefragt wurde auch nach dem subjektiven Sicherheitsgefühl oder nach Wünschen an den Heimatort.

In Absprache mit den Stockacher Schulen und der Schulsozialarbeit strebt Frank Dei ein ähnliches Verfahren an, um zu ermitteln, was Jugendlichen unter den Fingernägeln brennt. Zu diesen Themen könnte dann beispielsweise ein Jugendforum organisiert werden. Eine Behandlung solcher Kernpunkte im Rahmen eines Jugendgemeinderats hält Frank Dei für den falschen Weg. In Radolfzell und Engen würde ein solch junges Nachwuchsparlament auch aufgrund der langjährigen Erfahrung und seiner festen Verankerung im bestehenden System funktionieren, doch für Stockach bevorzugt er eine andere Vorgehensweise.

Ein Jugendgemeinderat konnte hier schon einmal mangels Bewerbern und Kandidaten nicht erneut konstituiert werden, zudem sei diese Form der politischen Beteiligung zu »institutionalisiert« und setze eine lange Bindung über zwei Jahre voraus. Am Anfang sei das Interesse noch groß, doch meistens würde die Begeisterung mit der Zeit nachlassen. Auch, weil Ergebnisse und Erfolgserlebnisse etwa wegen der längeren Entscheidungswege oft auf sich warten lassen. »Besser ist es da, Themen aufzugreifen, für deren Umsetzung sich eine bestimmte Gruppe über eine überschaubare Zeit bis zum Erreichen des Ziels einsetzt«, ist seine Ansicht.

Diese Themen dürften aber nicht von oben vorgegeben sein, sondern müssten via Onlinebefragung ermittelt werden. Nur so könnten eine breite Teilnahme und die für ein repräsentatives Ergebnis notwendige hohe Beteiligung erreicht werden. Die Arbeit für die Verwirklichung der Wünsche müsste von Seiten der Jugendlichen auf freiwilliger Basis erfolgen, denn mit Zwang könne nichts erreicht werden, so Frank Dei. Dabei ist es dem Stadtjugendpfleger wichtig, dass Vertreter aller in Stockach vertretenen Schularten mit ins Boot geholt werden und sich einbringen können. »Produzieren statt nur konsumieren« sei ein Weg, der alle angehe.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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