Gemeinderat und Bürgermeister gegen Zentralisierungsoläne
Job-Center darf nicht sterben

Foto: Die Befugnisse des Job-Centers im Stockacher Rathaus sollen nach Plänen des Landkreises durch eine Zentralisierung stark beschnitten werden.swb-Bild: sw
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Stockach (sw). Die geplante Zentralisierung des Job-Centers an einem einheitlichen Standort durch den Landkreis Konstanz sorgt für Ummut bei Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz und dem Gemeinderat. In der jüngsten Sitzung des Gremiums bezeichnete der Verwaltungschef die Angebote und Alternativen des Landratsamtes als unzureichend – und bekam dafür die Rückendeckung des Gremiums.

Auf Anfrage von Rainer Stolz hatte Landrat Frank Hämmerle ein Konzept über ein verbleibendes, stark beschnittenes Rumpf-Job-Center im Stockacher Rathaus übermittelt. Danach solle die Behörde einmal pro Woche eine Spezialberatung für Menschen mit Schwerstbehinderungen und an vier halben Tagen pro Woche Beratungsmöglichkeiten für die restliche Klientel anbieten. Das erste Angebot wurde von Rainer Stolz begrüßt. Doch ansonsten hält er eine Öffnung des Job-Centers an fünf vollen Tagen pro Woche für nötig. An einem Tag sollten zusätzlich Fachkräfte wie ein Fallmanager vor Ort sein.

Entgegen der Darstellung des Landrats würden für die Nutzer der Behörde sehr wohl Nachteile durch eine Verlagerung entstehen. – allein mit einer Erstattung der gelösten Fahrkarten im Nachhinein und einem telefonischen Beratungsangebot könnten diese Nachteile nicht aufgewogen werden. Den Vorwurf des Kreischefs, die Räumlichkeiten im Stockacher Rathaus seien mit Blick auf die Fläche für das Job-Center unzureichend, kann Rainer Stolz zudem nicht mittragen: Der Behörde sei ein zusätzlicher Raum angeboten worden. Und die Stadt sei dem Kreis in den letzten beiden Jahren stark entgegen gekommen – auch was die Aufnahme von Flüchtlingen betrifft. Nun sei der Kreis am Zuge. Auch weil diese Personengruppe die Dienste des Job-Centers in hohem Maße in Anspruch nehmen werde und müsse: »Wir müssen uns hinter solche Gruppen stellen.«

Zustimmung kam quer durch alle Fraktionen aus dem Gemeinderat. Stockach habe viele Aufgaben und Belastungen auf sich genommen, so Wolfgang Reuther (CDU), nun müsse die Kehrseite der Rechnung präsentiert werden. Wolf-Dieter Karle (Freie Wähler) sprach davon, die Achse »Singen-Konstanz« aufbrechen zu müssen. Es gelte, den Verwaltungsraum Stockach zu erhalten und zu stärken. Da der Landkreis die Fahrtkosten der Nutzer des Job-Centers ersetze, wäre es fraglich, ob es tatsächlich Einsparungen durch eine Zentralisierung geben würde: »Hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Und in diesem Fall bin ich sehr tierlieb.«

Claudia Weber-Bastong (SPD) führte den Grundsatz der gleichen Lebensverhältnisse für alle ins Feld: Durch einen Abzug des Job-Centers würde der ländliche Raum benachteiligt. Zudem seien die Wege aus dem Raum Stockach zu einem zentralisierten Job-Center etwa in Singen sehr lang. Dr. Maria Luisa Jessen (Grüne) befürchtet großen Unmut in der Bevölkerung durch diese Maßnahme, und Dr. Jürgen Kragler (CDU) sieht ein Stück Bürgernähe verloren.

Bürgermeister Stolz sicherte zu, die Argumente und den Widerstand an das Landratsamt weiterleiten zu wollen. Er möchte sich zumindest für ein Job-Center-Angebot an fünf vollen Wochentagn in Stockach einsetzen.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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