Narrengericht mit Husarenstreich am Samstagabend in der Oberstadt
Jetzt doch die Fasnet "verkündet"
Stockach. Je näher die närrische Hochsaison heranrückt, desto mehr juckt es auch die Mitglieder des grobgünstige Stockacher Narrengerichts in den Fingern. Und was ist eine Fastnacht, die nicht "verkündet" wird, wie es in Stockach Brauch ist. Und das haben die Gliederung der historischen Narrenzunft nun am Samstagabend ganz formell vollzogen, sozusagen als närrischen "Flashmob".
Denn angekündigt war der Husarenstreich keineswegs. Erst als gegen 18.30 Uhr die Stockacher Oberstadt abgesperrt wurde und zudem Security nur noch Mitliedern der Zunft mit Häs und (FFP2)-Maske den Eintritt in den Bereich vor dem Bürgerhaus Adler-Post gewährte, sprach sich herum, dass hier eine Überraschung bevorstand.
"Wir danken der Stadt Stockach und besonders Ordnungsamtsleiter Carsten Tilsner, dass dort die Bereitschaft bestand, die aktuellen Verordnungen zu Versammlungen so zu interpretieren, dass unsere Veranstaltung hier unter freiem Himmel möglich wurde", konnte von Narrenrichter Jürgen Koterzyna zum Schluss der Veranstaltung verkündet werden, nachdem er, im Wechsel mit "Kuony" und Narrenwirt Roland Drews wie Büttel Matthias Stolp eingangs die Fasnet-Sezession 2022 nun als offiziell eröffnet erklärt hatte, was mit dem traditionellen Blechleregen der Ordensverleihung normal am Samstag nach Dreikönig begangen wird. Freilich war den Narren selbst nicht ganz klar, im welchen Rahmen sie sich nun bewegten. Manche meinten, nämlich, dass dieser Abend als "Demonstraion" genehmigt worden sei, und hatten sich auch Schilder mit Botschafen an die Politik gemalt. "Rechtlich war es ein "Einmarsch", klärte Narrenrichter Jürgen Kozerzyna dann aber auf. Also eben ein Marsch zum Bürgerhaus, von dem dann danach alle sich wieder in die verschiedensten Richtungen verteilten.
Rund 200 Personen der Gliederungen der Grobgünstigen Zunft, als die Gerichtsnarren aus dem Vorstand, die Hänsele, die Zimmerer, die Laufnarren, die "Alt Stockacherinnen" wie die Marketenderinnen (dort gibt es noch strengste Geschlechtertrennung) wie die gemischte Hans-Kuony-Kapelle hatten sich versammelt, um bei den Rund einstündigen Spektakel dabei zu sein, das danach wieder schnellstens weggeräumt werden musste. Roland Drews hielt sich mit seiner Terminvorschau noch reichlich bedeckt: Sicher, Rathaussturm, Narrenbaumstellen, Hemdglonker-Verbrennung solle es natürlich gewesen, weil Open-Air werden es geben zur Fasnet und auch für die Kinder werde man sich noch etwas ausdenken für des Fasnetdienstag, aber wie, wo und wann genau, das werde man wohl erst kurz vorher festlegen können. Sicher sei aber, dass man den Laufnarrenmarkt am Sonntag wagen wolle, wenn dann auch mit einigen Einschränkungen. "Schade war an diesem Abend schon, dass unter den gegebenen Bedingungen die Vorführungen der Jugend, die normal den Abend neben den Ehrungen prägen, nicht möglich waren, so Koterzyna am Abend. "Wichtig war aber nun vor allem ein Zeichen zu setzen, dass was geht." Und trotz Masken- und "Käfigpflicht" habe man doch eine Stunde lang gute Stimmung gehabt.
Eine ganze Staffel mit Orden hatte Ordensmeister Markus Vollmer aufgestellt und zeigte sich glücklichst, all die Orden nun an die Brust der Geehrten heften zu dürfen. Sonst hätte er sie mit der Post und einem Gruß aus der Ferne schicken müssen, war noch zum Jahreswechsel der der Stand der Dinge gewesen. Eine ganze Reiher von Orden erster und zweiter Kategorie konnten mit kurzen Laudationes vergeben werden, dazu gab es noch fünf Laufnarrenschläge, durch Pritschenmeister Helmut Lempp, unter anderem für Njoschi Weber, der das diesjährige Motiv im Laufnarrenbuch des Narrengerichts gezeichnet und gemalt hatte, und dafür mit viel Applaus bedacht wurde. Die weiteren neuen Laufnarren sind Damian Ogorek (Hänsele) , Markus Demmer (Hänsele), Marvin Klement (Zimmerergilde) und Maurice Keller (Hausmeister Bürgerhaus).
Das Hans Kuony Kreuz als erste Stufe ging an Timo Tellkamp (Hänsele) wie an Michael Feindler und Thomas Burgbacher (beides aktive Laufnarren). Die Hans Kuony Medaille erhielt Fabian Schmid (Hänsele). Den Hans Kuony Orden 2. Klasse wiederum konnte der Ordensmeister Thomas Drews (Zimmerergilde) und Helmut Schuster (Aktive Laufnarren) zusprechen. Die höchste Ehrungsstufe mit Hans Kuony Orden 1. Klasse konnte für Alexander Hauser (Zimmerergilde) und Frank Walter (Narrengericht, Zeugmeister) vollzogen werden, untermalt mit einer Laudatio.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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