Zweiter Bewerber für Bürgermeisterwahl in Stockach: Peter Adrian Gäng/von Simone Weiß
»Ich halte die Demokratie für Stockach aufrecht«
Stockach. Ein Bild von sich als Stockacher Laufnarr hat er auf seinem Handy gespeichert. Dass ein Stockacher Bürgermeister aber mehr drauf haben muss als die lokale Narrenkappe, ist Peter Adrian Gäng bewusst. Der 1971 in Singen geborene, verheiratete, selbstständige Generalvertreter einer großen Versicherungsgesellschaft mit Büros in Singen und Konstanz hat kurz vor Bewerbungsschluss seine Kandidatur für die Bürgermeisterwahl am Sonntag, 24. September, abgegeben. Neben ihm tritt nur ein weiterer Bewerber bei dem Urnengang an - Bürgermeister Rainer Stolz.
Er wolle den Stockachern eine demokratische Alternative für die Wahlentscheidung bieten, so Peter Adrian Gäng im WOCHENBLATT-Interview: Denn Rainer Stolz sei in einem Alter, in dem andere in den Frühruhestand gehen würden. 61 Lebensjahre plus acht mögliche weitere Jahre als Bürgermeister würden zu einem höheren Lebensalter führen. Er sei jünger, bringe nach 24 Jahren mit dem gleichen Stadtoberhaupt neue Ideen nach Stockach und habe eine andere Persönlichkeit, so der Herausforderer. Dass der gelernte Einzelhandelskaufmann und Versicherungsfachmann keine Verwaltungserfahrung hat, sieht er nicht als Nachteil an: Er habe Führungserfahrung, besitze als früherer Betriebsrat einer Versicherungsgesellschaft Rückgrat und verfüge als ehemaliger JU-Vorsitzender und Ex-stellvertretender CDU-Vorsitzender in Singen über politische Erfahrung.
Leichte Rivalitäten zwischen den Städten Stockach und Singen sieht der Singener nicht als Problem an: Mit Andreas Renner sei ein Stockacher Oberbürgermeister in der Stadt am Hohentwiel geworden, und nun solle es umgekehrt laufen - ein Singener als Bürgermeister der Hans-Kuony-Stadt. Um deren Probleme möchte sich Peter Adrian Gäng von Singen-Friedingen aus kümmern: Dort habe er ein Haus gebaut, dort wolle er auch im Falle eines Wahlsiegs wohnen bleiben. Gut 30 Prozent aller Bürgermeister würden nicht in ihrer Amtsgemeinde wohnen, etwa 80 Prozent der Deutschen seien Pendler: »Da bin ich ganz ehrlich.« Ehrlich möchte er auch seinen Wahlkampf gestalten, Präsenz in allen Ortsteilen zeigen: Stockach bestehe eben nicht nur aus der Kernstadt, sondern auch aus den Stadtteilen. Für sie könnte er sich einen genossenschaftlichen Einkaufsladen ähnlich dem in Schienen und Räume für Geselligkeit und Veranstaltungen vorstellen.
Für die Oberstadt mit Leerständen und Geschäftsaufgaben hat Peter Adrian Gäng, der 2004 von der CDU zur FDP wechselte, ein »Konzept« entwickelt: einen Beauftragten in städtischen Diensten, eine Art »Promoter«, der Eigentümer und Interessenten von Landflächen an einen Tisch bringt. Im Zuge der Parkraumbewirtschaftung könne zudem über das kostenlose Abstellen des Fahrzeugs in der ersten halben Stunde nachgedacht werden. Und: »Stockach erstickt im Verkehr.« Eine Entzerrung des hohen Aufkommens in der Radolfzeller Straße über den Nellenburger Hang lehnt der Bürgermeisterkandidat rundweg ab. Die Öffnung entweder der Oberen oder der Unteren Walke für den Verkehr unter Ausschluss der Lkw hält er für eine nachdenkenswerte Lösung.
Auch den Erhalt des guten Schul- und Erziehungsstandorts Stockach hat sich Peter Adrian Gäng auf die Fahnen geschrieben, wobei er eine weitere Ausweisung von Wohnbaugebieten für notwendig hält. Zu prüfen wäre, so Peter Adrian Gäng, ob das oberhalb der Zoznegger Straße möglich wäre. Neben dem Ausbau der Breitbandversorgung für das Internet steht auch er zum Erhalt der Eigenständigkeit des Stockacher Krankenhauses. Unabhängig von den Kosten: Auch für andere Dinge werde Geld ausgegeben. Mit Blick auf die Unterbringung von Flüchtlingen meint Peter Adrian Gäng, die Proporzverteilung im Landkreis müsste für Stockach überdacht werden. Und auch die heiß ersehnte Flutlichtanlage für den VfR hält er für alternativlos. Peter Adrian Gäng freut sich auf den Wahlkampf: Er sei an einem Fasnachtsfreitag geboren worden, erklärt er. Eine gute Voraussetzung für die Narrenstadt Stockach. Dass sie nicht die einzige sein sollte, ist ihm bewusst.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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