Flüssiger Naturschutz: Hoppetenzell-Weiher eingeweiht
Großer Sprung nach langem Anlauf

Weiher HZ | Foto: Der neue Weiher bei Stockach-Hoppetenzell wurde als ein Stück gelebter Naturschutz eingeweiht. swb-Bild: Grunewald
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Stockach/Hoppetenzell. Vogelgezwitscher und Froschquaken begleiteten pünktlich die Einweihungsfeier des neuen Weihers im Gewann »Nassäcker« Richtung Friedhof Hoppetenzell. Sehr zur Freude von Vater Harald und Sohn Robert Schweikart, der bereits vor 30 Jahren, noch als Lehrling im Dienst des Forstamtes Stockach, die Idee der Weiherbildung vorgetragen hatte. Damals ohne Erfolg. Immerhin half er dabei, einen Vertrag zwischen den damaligen Eigentümern – den Hoppetenzeller Familien Ramsperger, Engst sowie Herzog – und dem Land als neuem Besitzer auszuhandeln, so dass dieses schöne, baumgesäumte, bis zu 500 Quadratmeter große und 1,5 Meter tiefe Stillgewässer, welches im Frühjahr 2017 ausbaggert worden war, unter den Augen von Wilfried Durejka und Reinhard Brecht vom Kreisforstamt eine würdige Einweihung im Beisein zahlreicher Gäste erfuhr.

Im Juli 2015 trugen die Schweikarts ihre Idee erneut vor, diesmal bei Sabrina Molkenthin, Geschäftsführerin des UmweltZentrums Stockach. »Unsere Stadt ist Modellkommune für Biotope in Baden-Württemberg, wobei wir uns über alle Ideen aus der Bevölkerung freuen«, so Sabrina Molkenthin. Gemeinsam mit Sindy Bublitz, Projektleiterin der Heinz-Sielmann-Stiftung für den Biotopverbund Bodensee, wurde das Hoppetenzeller Anliegen in das Interreg(ionale)-EU-Projekt »Kleingewässer für die Bodenseeregion« aufgenommen, das Stillgewässer in Deutschland, Österreich und der Schweiz gemeinsam mit Partnern aufwertet oder neu anlegt. Die Kosten des Hoppetenzeller Projekts übernahm zu 60 Prozent die Europäische Union, 40 Prozent Eigenanteil trug die Sielmann-Stiftung.

Der neue Weiher wird durch natürliche Wasseraustritte im stark geneigten Gelände gespeist, durch einen Erddamm aufgestaut und bei Vollstau mit Überlauf in einen Bach entwässert, und er liegt in der Biotop-Verbundachse feuchter Standorte im Ländle und trägt damit zu deren landesweiter Umsetzung bei. »Früher gab es Auen rings um Stillgewässer, lehmige Himmelslöcher, die vom Regen gespeist wurden, oder Feuerlöschteiche in nahezu jeder Gemeinde«, erinnerte Sindy Bublitz. »Heute muss nachgeholfen werden, um Lebensräume für Pflanzen und Amphibien zu sichern.«

Im Falle des Weihers sei dies gelungen, so Sabrina Molkenthin, denn bereits im ersten Jahr hätten sich diverse Amphibien und gut 15 Libellenarten angesiedelt. Hinweise auf »vergessene Flächen« nimmt auch Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz gerne entgegen, um weitere Projekte dieser Art lokal auf den Weg zu bringen. In seinem Grußwort unterstrich er die offensive Ausrichtung der Stadt in Richtung Umwelt und Natur, denn genau damit sei Stockach in der Region Hochrhein-Bodensee »ein seltener Standort, der noch gewerbliche Flächen, aber eben auch attraktive Naturräume bieten kann – eine Balance, die gerade heute regelrecht gesucht wird«. Seine Vorausschau: »Intensiv und gemeinsam weitermachen, unterstützt von einer aktiven Bürgerschaft und unserem UmweltZentrum.«

Der Hoppetenzeller Ortsvorsteher Paul Engst brachte es auf den Punkt: »Ich wünsche dem Weiher ein langes Leben und dass er nicht verlandet.« Die Weiherwarte übernimmt Familie Funk aus Hoppetenzell, unterstützt von der Agenda-21-AG, die ein Auge auf die Sicherstellung des Weiher-Abflusses hat. Über Bohlen, die der Städtische Bauhof am Vortag ob eines Regengusses ausgelegt hatte, ging es nach einem Dankeschön von Sabrina Molkenthin zurück, vorbei an wunderschönen, sirrenden Blaupfeil-Libellen.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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