Kultur in Stockach
Goldene Oktoberklänge in der Jahnhalle

Musikdirektor Helmut Hubov und das Philharmonische Blasorchester der Stadt Stockach begeisterten. | Foto: Uwe Johnen
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  • Musikdirektor Helmut Hubov und das Philharmonische Blasorchester der Stadt Stockach begeisterten.
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Stockach. Ein spielfreudiges Orchester unter der Leitung von Musikdirektor Helmut Hubov lud am vergangenen Sonntag wieder zum traditionellen Oktoberkonzert ein und begeisterte die nahezu voll besetzte Halle mit äußerst überraschenden und klangvollen Spielweisen.

Star des Abends war die Schlagzeugsolistin Marta Klimasara, die in einer absoluten Perfektion das Stück »Reflection« spielte, welches vom Komponisten Hubert Hoche speziell für die in Stuttgart lebende Starmusikerin und für Blasorchester komponiert wurde. Die Stuttgarter Hochschulprofessorin spielte zusammen mit dem Orchester und eroberte im Nu die Herzen des Publikums. Die Zuschauer genossen nicht nur die perfekte und aufregende Spielweise, sondern auch die Klangvielfalt des von ihr bespielten Marimbaphons, ein Schlaginstrument mit einem großen Klangvolumen.

Der an dem Abend anwesende Komponist Hubert Hoche zeigte sich sichtlich stolz, als er nach dem Stück die Bühne betrat, wusste er doch, dass es auch für das Blasorchester mit seinen zahlreichen Wechselbädern der Gefühle nicht leicht zu spielen war. Das Stück beschrieb die Zeit von freischaffenden Künstlern in der Coronakrise und erinnerte daran, dass es einige gab, die in eine große Perspektivlosigkeit gefallen waren und Existenzängste hatten. »Einige haben das nicht geschafft«, moderierte dazu Nadine Gaiser. Diese brachte mit informativen Texten jedes der Stücke dem Publikum näher, damit sie sich in idealer Weise auf die Besonderheiten einlassen konnten. Als »wohltuend« sollte später Bürgermeister Rainer Stolz in seinen Abschlussworten die Moderatorin loben. Dazu fasste er treffend all das zusammen, was in dem zweistündigen Konzert erlebt werden durfte. »Es ist schwierig, so professionell dissonant zu spielen«, sagte er lachend und bezog sich dabei auf »Bachseits«, das zweite Stück des Abends, komponiert von Johannes Stert aus Freiburg. Allein dieses Stück barg Überraschungen, die für einen ganzen Abend gereicht hätten: mit einem ruhigen, harmonischen Anfang gesellten sich immer öfter laute, freche, hohe Töne hinzu, die nach jedem Satz wieder zu einer frechen, lustigen Melodie harmonierten.
Begonnen hatte der musikalische Abend mit »October« des US-amerikanischen Komposten Eric Whitacre, bei dem sich im Publikum sofort das Bild eines sonnigen Herbsttages manifestierte.
So begeisternd, wie die erste Hälfte des Konzertes war, so spektakulär gestaltete sich die zweite Hälfte. »A Mother of a Revolution« von Omar Thomas war eine in Musik gefasste Hommage an die Vielfalt, Offenheit und den Kampf um Anerkennung von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgeschlechtlichen und queeren Personen.
Inspirierend waren auch die Stücke »A solemn place« (ein feierlicher Ort) von Wayne Oquin und »Deciduous« von Viet Cuong, welches musikalisch vom Laub erzählt. Auch diese Stücke waren meisterlich gespielt. Bei »Deciduous« beeindruckte wieder in besonderer Weise das Schlagwerk, welches einen wunderbaren Nachhall der Bläser erzeugte, so als würde Laub umhergewirbelt und man hört das anschließende Rascheln. Hier unterstützte wieder Marta Klimasara. Als Zugabe spielte das Orchester den witzig klingenden Gute-Laune-»Jodelling Song« von William Walton.
Manfred Wittig, Vorsitzender der Stadtmusik sollte also recht behalten, als er zur Begrüßung den Gästen versprach: »Sie werden ein außergewöhnliches Konzert erleben«. Es war, wie so oft, einzigartig und unvergesslich.

Autor:

Uwe Johnen aus Singen

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