»Eine kleine Stadtgeschichte« mit großen Anekdoten
Geschichte mit Augenzwinkern
Stockach. Lehrer sind auch nur Menschen und haben ihren Stolz. Und dieser Stolz wurde schwer angekratzt, als die Hohe Pädagogik am 1. Juli 1899 nicht zum ersten Spatenstich des neuen Schulhauses in Stockach eingeladen wurde. Indigniert weigerte sich das Kollegium daraufhin folgerichtig, der Einweihung des neuen Gebäudes im Januar 1901 beizuwohnen. Da erwies sich Stadtrat Anton Brodmann als lebenskluger Politiker. Er spendierte im Anschluss an den Festakt einen Frühschoppen mit Schinken und Wein – und die Lehrer kamen: »Essen, und das auch noch umsonst, macht jeden Stockacher zu einem friedlichen Menschen.« Mit feiner Ironie und gespicktem Wortwitz hat Thomas Warndorf Stockacher Histörchen eingefangen und in sein Büchlein »Eine kleine Stockacher Stadtgeschichte« gesteckt. Der Band mit vor Humor sprühenden Zeichnungen von Karl Rudigier wurde im Kulturzentrum »Altes Forstamt« vorgestellt.
Stockach und die Revolution – dieses Verhältnis ist nicht existent. Nicht einmal der flammende Appell von Friedrich Hecker 1848 konnte den revolutionären Funken überspringen lassen: »Vielleicht deswegen, weil gerade Fasnacht gewesen war. So hatten sich die Alefänzigkeit der Einheimischen bereits andere Auswege gesucht.« 26 Geschichten hat Thomas Warndorf in sein Büchlein gesteckt, dessen Umsetzung ihn schon lange beschäftigt hatte. Doch, so verriet er bei der Buchtaufe, das Projekt Hans Kuony und die Forschungen über den Stockacher Erznarren hatten ihn anderweitig gebunden. Nun hat er das Buchprojekt umgesetzt. Die Anstöße dazu kamen von außen: Ursprünglich hatte Philipp Gassner vom Ringhotel »Zum Goldenen Ochsen« Thomas Warndorf gebeten, die Geschichten als Einschlaflektüre für seine Gäste aufzuschreiben. Obwohl Tomas Warndorf nicht begeistert von dem Gedanken war, Gute-Nacht-Geschichten zu liefern, machte er sich ans Werk und legte so die Basis für seinen nun vorliegenden geschichtsträchtigen Band. Der Titel »Eine kleine Stadtgeschichte« wurde in bewusster Anlehnung an Mozarts »Kleine Nachtmusik« gewählt.
Das neueste Baby von Thomas Warndorf soll aber kein Einzelkind bleiben. Es ist, so erklärt Kulturamtsleiter Stefan Keil, der erste Band einer ganzen Buchreihe, die sich mit Themen rund um Stockach beschäftigen soll. Der Erstling »Eine keine Stadtgeschichte« ist lesens- und sehenswert, bietet keine trockenen Geschichtszahlen oder ermüdenden Analysen vergangener Ereignisse, sondern vermittelt ein modernes »Storytelling«, die Geschichte hinter der Geschichte. Kurze Episoden mit liebevollen Zeichnungen, die sich einfach so, ohne große Konzentration, nur zum Spaß lesen lassen und dennoch Geschichte vermitteln. Die Pointen werden mit sprachlichen Finessen eingeleitet und vorbereitet. Auch Querlesen ist je nach Gusto möglich, weiterführende Lektüreempfehlungen werden angeführt. Da gibt es etwa Stockacher zu entdecken, die sich während des Pflanzens einer Friedenslinde eine Saalschlacht lieferten. Geschichte mit Augenzwinkern!
Das Buch von Thomas Warndorf ist im Kulturzentrum »Altes Forstamt« in der Salmannsweilerstraße 1 in Stockach sowie im örtlichen Buchhandel zu haben.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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