Thomas Warndorf stellt sein Buch über die Fasnet vor
Forschung contra Fantasie

Foto: Thomas Warndorf, Kläger und Archivar des Narrengerichts, stellt am Montag, 21. März, sein neues Buch vor. swb-Bild: sw
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Stockach (sw). Will er den Stockachern ihre geliebte, geheiligte Fasnet vermiesen? Aber nein. Dazu ist Thomas Warndorf als Gerichtsnarr und Narrengerichts-Kläger viel zu sehr mit ihr verwoben. Aber er ist auch Archivar des Narrengerichts, Wissenschaftler, Historiker und Soziologe. Für den Kulturamtsleiter in Rente sind diese Titel nicht nur Beiwerk, sondern auch Verpflichtung. Verpflichtung, kritisch nachzufragen, zu forschen, zu dokumentieren und zu belegen. Dafür hat er keine heilige Narren-Kuh geschlachtet, aber doch am heiligen Fasnet-Stier Kuony gerüttelt. Seine Erkenntnisse über die Existenz dieses Erznarren, die Schlacht am Morgarten 1315, die Erteilung des Privilegs 1351 und damit die Grundlagen der Narretei hat er in seinem Buch »Die Stockacher Fasnacht. Ihre Mythen. Ihre Fakten« in 14 Kapiteln plus Anhang und auf 128 Seiten zusammengefasst. Vorgestellt wird dieser in einer Auflage von 800 Exemplaren erschienene zehnte Band der Stockacher Museumskataloge am Montag, 21. März, um 19.30 Uhr im Bürgerhaus »Adler Post« in der Stockacher Oberstadt.

Im Gegensatz zu Hans Kuony ist die Existenz der Hans-Kuony-Post, des Publikationsorgans des Narrengerichts, unbestritten. Für diese närrischen Seiten hatte Thomas Warndorf zum 700-jährigen Morgarten-Jubiläum 2015 einen Artikel verfasst, der in seinen Augen einige Fragen aufwarf. Er machte weiter, arbeitete sich zwei Jahre lang durch Quellen, Urkunden, Archive, Dokumente. Ausgehend von der Prämisse, dass die Schlacht am Morgarten nie geschlagen wurde. Ergebnis: »Es gibt eine Quelle, die den Verdacht nahelegt, es könne Kuony gegeben haben.« Und das Privileg, das Kuony die Abhaltung eines Narrengerichts in seiner Heimatstadt Stockach erlaubte, sei eine Erfindung des 17. Jahrhunderts, denn da werde es erstmalig erwähnt.

So focht Thomas Warndorf seine eigene Schlacht aus. Musste mit Kritiken leben, die ihm Netzbeschmutzung vorwarfen. Doch: »Ich lebe nicht, um nur Freunde zu haben.« Und er kämpfte mit dem halsstarrigen Sujet. Chronisten, die voneinander abschrieben. Patriotismus. Fest zementierten Glaubenssätzen. Damit wurde der 1946 Geborene fertig: Sein Buch, so der ehemalige Lehrer und Journalist, ist auch eine Zusammenfassung der Forschungsergebnisse zum Thema. Und er hat bei aller wissenschaftlichen Korrektheit versucht, es locker zu schreiben.

Jedes Kapitel kann einzeln gelesen werden, erklärt Thomas Warndorf, dessen Eifer durch einige Schmankerln belohnt wurde. So hat er herausgefunden, dass ein Kuony in »Wilhelm Tell« von Friedrich Schiller auftaucht. Allerdings nicht als Hofnarr, sondern als Hirte. Und es gab einen Kuony in einem ungarischen Kartenspiel. Mosaiksteinchen, die er verbinden wollte. Ohne die Stockacher Fasnet zu besudeln, die auf einem wunderbaren mythischen Brauchtum basiere. Doch ihm ging es um die wissenschaftlichen Fakten. Die hat er aufgeschrieben: »Für alle Neugierigen.«

Vorgestellt wird das Buch »Die Stockacher Fasnacht. Ihre Mythen. Ihre Fakten« von Thomas Warndorf mit einem Vorwort von Narrenrichter a. D. Karl Bosch am Montag, 21. März, um 19.30 Uhr im Bürgerhaus »Adler-Post« zusammen mit zwei Filmen über die Fasnet der 30er Jahre aus dem Bestand der Fotografen-Familie Hotz. Die Streifen werden von Museumsleiterin Dr. Yvonne Istas kommentiert.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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