Sorge über kriminelles Verhalten von jugendlicher »Stockacher Clique«/von Simone Weiß
Eine Spielkonsole für ein Auto

Grundschule Stockach  | Foto: Noch ist es nicht fünf vor Zwölf: Doch die Stadt möchte die Probleme mit den verhaltensauffälligen Jugendlichen, auch mit Blick auf das Schulzentrum »Nellenburg« mit seinen insgesamt etwa 1.800 Schülern, in den Griff bekommen. swb-Bild: sw
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Stockach. Kiffen bereits mit elf Jahren, eine Attacke gegen einen Schulleiter, Gewalt gegen Jugendliche aus anderen Städten. Und tätliche Angriffe gegen einen Besucher aus Steißlingen beim interkulturellen Tag in Stockach zogen das Eintreffen eines Streifenwagens nach sich. Die Präsenz von Polizeibeamten führte aber nicht dazu, dass die Übeltäter Reißaus nahmen. Sie feierten sich selbst, weil ihr Verhalten zum Eintreffen von Ordnungshütern geführt hatte. Von einer neuen, in dieser Größenordnung bisher unbekannten Art der Jugendkriminalität berichtete Schulsozialarbeiterin Margerit Haas im Hauptausschuss des Stockacher Gemeinderates. Das Gegenmittel der Stadtjugendpflege: intensive Beziehungspflege zu den Jugendlichen, gute Vernetzung mit allen Kooperationspartnern, regelmäßiger Austausch auch innerhalb des Landkreises Konstanz, vertrauensbildende Maßnahmen. Stadtrat Wolfgang Reuther (CDU) forderte ein konkretes Gegensteuern, die Schaffung eines runden Tisches und regelmäßige Informationen über den aktuellen Stand. Dr. Jürgen Kragler (CDU) regte an, zu diesem runden Tisch einen Vertreter der Staatsanwaltschaft hinzuzuziehen.

Sie nennen sich »Die Stockacher«, kommen aus allen Schularten und Schulen, setzen sich auch aus Gymnasiasten und Förderschülern zusammen und sind zwischen zwölf und 18 Jahre alt. Etwa 50 Mitglieder formierten sich zu dieser Gruppe, zu der Deutsche und Jugendliche mit Migrationshintergrund gehören. Diese »Stockacher Clique«, so Margerit Haas, teilt Gruppen der umliegenden Städte in Freund und Feind ein und verhält sich je nach Beziehungsstand freundschaftlich oder feindselig zu Teenagern aus Singen, Radolfzell und Konstanz: »Sorge bereitet die bei einem Teil der Gruppierung große Bereitschaft, körperliche Gewalt anzuwenden.« Außerdem werden Konsum und Handel von illegalen Drogen, Schulschwänzen, Vandalismus, Vermüllung und Ruhestörung registriert. Autos werden den Eltern entwendet und zum illegalen Herumkurven benutzt: »In einem der Schulsozialarbeit bekannten Fall wurde ein Auto gegen eine Spielkonsole eingetauscht.« Treffpunkte der Jugendlichen sind laut Margerit Haas auch der Schulhof in der Tuttlinger Straße, die Treppen am Asia-Imbiss und das Gelände der Kinderkrippe in der Nellenbadstraße.

Als bedenklich sieht die Schulsozialarbeit die hohe Anzahl an Jugendlichen, das Auftreten als geballte Masse in Konfliktfällen, die Bereitschaft zur Gesetzesübertretung schon in sehr jungen Jahren und das mögliche Potenzial hin zur Entwicklung von jugendlichen Intensivstraftätern an. »Gerade im Hinblick auf die Zusammenlegung der drei Schulen am Schulcampus Nellenburg mit etwa 1.800 Schülern an einem Standort muss dieser Thematik besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden«, heißt es im Bericht der Stadtjugendpflege Stockach, der im Hauptausschuss vorgelegt wurde.

Von einer »bedenklichen Situation« sprach Stadtrat Wolf-Dieter Karle (Freie Wähler), langjähriger Rektor der Grund- und Hauptschule Stockach. Es gehe darum, den Jugendlichen Hilfe anzubieten und Vertrauen aufzubauen: »Aber das dauert seine Zeit.« Was zu tun sei, so Bürgermeister Rainer Stolz, könne nicht in einem Satz beantwortet werden. Es müsste viel gearbeitet und viele Verbindungen hergestellt werden.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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