»Schneckenbürgler« aus Zoznegg: Garde und Geister treffen sich zum närrischen Jubiläum
Eine »gespenstisch« gute Sause
Mühlingen/Zoznegg. Peinlich, peinlich. Wenn es so einen schmucken Reitersmann hochkant vom hohen Ross wirft, dann ist das ein Malheur. Und natürlich gibt ein edler Ritter das nicht gerne zu – und sucht nach Ausreden. In dem dichten Wald, der die Burg des Grafen Schnecco bei Zoznegg umgab, behinderten allerlei Geäst, Bäume und Reisig die Reisenden und manch einer plumpste vom Pferd auf die Erde. »Das waren die Geister, das waren die Gespenster, das waren unheimliche Wesen«, schrien sie deshalb, um ihre Ungeschicklichkeit zu vertuschen. Und diese zweifelhafte Geistergeschichte ist der Ursprung der »Schneckenbürgler« in Zoznegg, in deren Reihen auch Burggeister, der Burggeist mit Maske und Burggarden zu finden sind. Die »geistreiche Zunft« feiert ihren 55. Geburtstag am Freitag, 11. Januar, mit einer gespenstisch guten Sause.
Die Geister waren also schuld daran, wenn die Reiter vom Pferd fielen. Auf diese humorvoll-gruselige Sage spielt das schwarze Häs der Burggeister mit der aufgemalten Spinne auf der Rückseite an. Die Gruppe mit den Stoffmasken steht Jungen ab zwölf und Mädchen ab 14 Jahren offen, sie wurde erst im Jahr 2000 eingekleidet, trägt das Wappen der »Schneckenbürgler« im Ärmel und »Saubloderästäcke« in der Hand. Für die Älternen ab 18 Jahren ist dagegen der Burggeist mit Maske gedacht, bei dem sich »Elemente des jugendlichen Burggeistes mit dem Erscheinungsbild des erwachsenen Geistes« mischen. Der »große« Burggeist trägt eine Maske aus Kunststoff, die von den Hästrägern selbst gegossen und bemalt wurde: »Der Entwurf stammt von Gilles Mangenon aus Waldhut-Tiengen, der den Geistern beim Fertigen der Masken unterstützend zur Seite steht«, wie es im Pressetext heißt. Schwarze Hose, ein schwarzer Mantel mit Kapuze und Fellbesatz, ein Spinnennetz auf der Rückseite, Ledergürtel und Lederschnüre an den Ärmeln ergänzen das Kostüm. Der Burggeist mit Maske wurde 2017 eingekleidet und hatte seinen ersten öffentlichen Auftritt 2018.
Diese Geister treffen bei den »Schneckenbürglern« auf die kleine und die große Garde, die es in Zoznegg seit 1969 gibt. Die große Burggarde für Mädchen ab zwölf Jahren führt am heimischen Narrenspiel und bei Narrentreffen einen Tanz auf und trägt einen blauen Glockenrock, eine rote kurze Jacke mit blauen Einlagen, rote Stiefel, hautfarbene Strumpfhosen und einen blauen Hut mit langer weißer Feder. Das Wappen wird auf der linken Brustseite der Jacke getragen. Die kleine Burggarde dagegen führt nur am heimischen Narrenspiegel als Programmpunkt einen Tanz auf. Sie trägt einen blauen Faltenrock, eine rote kurze Jacke mit blauen Einlagen und goldenen Paspeln, rote Stulpen, weiße Strumpfhosen und einen blauen Dreizack mit Federverzierung. In den Anfangszeiten wurden die Mädchen und Frauen der »Schneckenbürgler« noch »Burgdamen« genannt, Doch: »Ab 1984, als das jetzige Häs, das nun nur noch die kleine Burggarde trägt, gefertigt wurde, wurde aus den Burgdamen die Burggarde«, so der Pressetext. Das Häs der großen Burggarde wurde 2008 aus dem bestehenden Häs entwickelt.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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