Verabschiedung von Michael Grüninger von Sparkasse Hegau-Bodensee
Eine andere Lebensrechnung
Stockach (sw). In der Bilanz seiner Lebensplanung macht er nun eine neue Rechnung auf: Michael Grüninger, vor der Fusion Vorstandsvorsitzender der früher selbstständigen Sparkasse Stockach und nach der Fusion Vorstandsmitglied der Sparkasse Hegau-Bodensee, wurde mit einem Festakt in den Räumlichkeiten der Sparkasse in der Schillerestraße in Stockach verabschiedet. Er wird ab Montag, 2. Januar 2017, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Staufen-Breisch.
Nach 22 Jahren bei der Sparkasse Stockach und einem Jahr bei der Sparkasse Hegau-Bodensee, also insgesamt 23 Jahren, lasse er Vertrautes und Gewohntes hinter sich, erklärte Michael Grüninger in einem sehr persönlichen, sehr souveränen Dankeswort. Doch die ihm zugewiesene Rolle nach der zum 1. Januar 2016 erfolgten Fusion sei ihm zu wenig gewesen, darum habe er das Angebot der Sparkasse Staufen-Breisach angenommen. Stockach bleibt er aber verbunden: Seine Familie wird vorläufig weiterhin hier wohnen, und er ist noch immer Vorsitzender des örtlichen Musikvereins.
Über mangelndes Lob zum Abschied konnte sich Michael Grüninger nicht beklagen: Eine »Stockacher Integrationsfigur« mit einer »offenen, kommunikativen Art« nannte Udo Klopfer, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Hegau-Bodensee, den Scheidenden. Und Stockachs Bürgermeister Rainer Stolz meinte, er kenne und schätze die Kollegen in der Sparkasse Staufen-Breisach. Doch er wolle sie sich nicht mit Michael Grüninger vorstellen. Doch der brauche eben immer wieder neue Herausforderungen, und die würde er nun suchen. Und: »Die Arbeit von Michael Grüninger hat der Sparkasse gut getan.«
Andrea Scholze vom Personalrat verabschiedete sich in Reimen von Michael Grüninger. In wohl gesetzten Worten ließ sie ein wenig Wehmut über die Fusion aufkommen, denn viele Neuerungen seien auf Kunden und Kollegen zugekommen, und oft seien die Mitarbeitenden an ihre Grenzen gestoßen. Nichts sei mehr, wie es einmal gewesen war: »Loslassen fällt schwer. Die Stockacher Sparkassenfamilie gibt es nicht mehr.«
Helmut Joos als dienstältester Abteilungsleiter der Bank erinnerte sich an das Vorstellungsgespräch, mit dem Michael Grüninger einst in die Sparkasse eingestiegen war. Michael Grüninger habe gefragt: »Wie viele Mitarbeiter arbeiten hier?« Und er habe geantwortet: »Hoffentlich alle.« Und für Michael Grüninger als Weinkenner sei die Entscheidung, in die Region Staufen-Breisach zu gehen, verständlich: Die Region Hegau-Bodensee hätte eine Weinanbaufläche von etwa 600 Hektar. In seinem neuen Arbeitsumfeld dagegen könne er bei 6.800 Hektar Weinanbaugebiet aus dem Vollen schöpfen. Und nun könne Michael Grüninger in seinem Cabriolet durch die schönen Weinberge düsen.
Michael Grüninger jedenfalls scheint mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu gehen: Ein wenig Bauchgrimmen habe er schon, gestand er in seinem Schlussstatement. Manchmal mehr, manchmal weniger. Ein Bild von Boleslav Kvapil schenkte ihm Rainer Stolz zum Abschied.
Michael Grüningers noch nicht erfolgter Weggang hatte jetzt schon Folgen: Nachdem der Compliance-Spezialist, der auf die Einhaltung von Regeln und Richtlinien achte, von Bord gehe, so witzelte Bürgermeister Rainer Stolz, wäre es fraglich, ob er überhaupt noch ein Glas Wasser in der Sparkasse trinken dürfe. Das wurde ihm aber gestattet. Von Udo Klopfer, nicht von Michael Grüninger. Denn er hat eine andere Rechnung in der Bilanz seines Lebens eröffnet. In Staufen-Breisach.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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