Besucher aus der Ukraine zu Gast in Stockach
Ein Stück heile Kindheit
Stockach (sw). »Was willst du mal werden, wenn du groß bist?« - »Feuerwehrmann.« Ein Berufswunsch mit internationaler Gültigkeit. Denn auch ukrainische Kinder sind Feuer und Flamme für die Feuerwehr. Lieben es, mit der Drehleiter in die Höhe zu schweben. Probieren Blaulicht gerne aus. Und das Martinshorn. Doch ihnen wird noch mehr geboten. Sechs Kinder im Alter von neun bis elf Jahren aus Komsomolsk in der Ukraine halten sich seit Freitag, 29. Juli, in Stockach zum Erholungsurlaub auf und erleben auf Einladung der Stadt bis Freitag, 12. August, viele Abenteuer.
Zum zehnten Mal konnten Bürgermeister Rainer Stolz und sein Team aus Ehrenamtlichen, Mitarbeitenden, Sponsoren und Gönnern Kinder und Jugendliche mit geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen in Stockach begrüßen. Dieses Jubiläum nahmen die Gäste zum Anlass, sich auf ihre eigene, ihre sehr herzliche, ihre sehr emotionale Art bei ihren Gastgebern zu bedanken. Per Videobotschaft wurde ein Gruß von Dmytro Bykov, dem Bürgermeister von Komsomolsk, eingespielt, Kinder und junge Erwachsene, die in früheren Jahren Stockach besucht hatten, kamen zu Wort, und auch Betreuer äußerten sich zu ihrem Aufenthalt am See.
Und als Höhepunkt überreichte Chyl Lubow als Leiterin der Gruppe eine Auszeichnung an Bürgermeister Rainer Stolz und Mitbetreuerin Oksana Hohenstein. Es sei die höchste Auszeichnung, die die Stadt Komsomolsk zu vergeben habe. Eine große Plakette, »für langjährige, selbstlose und ersprießliche Zusammenarbeit bei der Durchführung des Programms soziale Rehabilitation der behinderten Kinder in Deutschland«. Für »Patriotismus und Geistigkeit, Wohltätigkeit und Eigeninitiative, hohe berufliche und menschliche Eigenschaften und für die Befestigung der ukrainisch-deutschen Freundschaftsbeziehungen«.
Die jungen Gäste der Stadt sollen - genau wie ihre Vorgänger - zwei anregende, aber nicht anstrengende Wochen erleben. Die Kinder sollten nicht überfrachtet werden, so Rainer Stolz. Der Aufenthalt diene der Erholung und solle nicht in Stress ausarten. Dennoch können die Gäste viel erzählen, wenn sie am Freitag, 12. August, nach Hause fliegen: Besuche beim Affenberg in Salem und der Meersburg in Meersburg, Stadtführung, ein Abstecher ins Freibad, ein Tagesausflug in die Lochmühle nach Eigeltingen, ein Abstecher zum Damwildhof von Olaf Patzke in Winterspüren und eben ein Besuch bei der Feuerwehr. Ihre Vorgänger, die Kinder und Jugendlichen, die zuvor nach Stockach gekommen waren, hatten aber vor allem immer eines gelobt: »Die frische, gute Lust in der Region.«
Seit zehn Jahren werden Kinder und Jugendliche mit Handicaps zur Erholung an den See geholt. Im letzten Jahr wurde eine Zwangspause eingelegt - die Eltern hatten wegen der Kriegswirren in der Ukraine Angst, ihre Kinder ziehen zu lassen. Nun, so erklärt Chyl Lubow als Leiterin der Delegation, ist es im Zentrum des Landes, wo Komsomolsk liegt, ruhiger geworden. Doch sie beklagt, die schlimmen Erfahrungen, die die Bevölkerung machte und macht. Ihr Neffe sei kurz in die kriegerischen Handlungen verwickelt gewesen, die Auswirkungen würden ihn noch immer belasten. Und dennoch: Die Tage am See sollen den schlimmen Erfahrungen positive Elemente entgegen setzen. Einfach mal Kind sein dürfen. Mit viel Spaß. Und dem ewigen Traum vom Feuerwehrmann als Berufswunsch.
- Simone Weiss
Autor:Redaktion aus Singen |
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