Geburtstagsparty zum 70-jährigen Bestehen des Kinderdorfs in Wahlwies
Ein Steigbügel ins Leben
Stockach/Wahlwies. Das Kinderdorf feierte, wie eben nur das Kinderdorf feiern kann. Mit Bioburgern, dem Esel Moro, der Schneekönigin und, als gewichtigstem Ehrengast, mit dem Zeppelin NT. Das zigarrenförmige Luftschiff, in Friedrichshafen gestartet, schwebte majestätisch über dem Pestalozzi-Kinder- und -Jugenddorf in Wahlwies, und fast wie ein Gruß zum 70. Geburtstag ließ es der Pilot hoch oben in den Wolken nach links und rechts tanzen. Nach der Landung in der Nähe der Gärtnerei durften zwar nur wenige Auserwählte in die Nähe und an Bord, doch die vielen Zuschauer am Rande hatten ihre Freude an dem Riesenmonstrum, das sich das Geschehen von oben ansah.
Und da geschah einiges im »Dorf im Dorf«, wie Bürgermeister Rainer Stolz die Einrichtung während des Festakts bezeichnet hatte. Seit seiner Gründung 1947 waren auf dem Areal etwa 3.000 Kinder aufgewachsen, heute leben hier 190 Kinder und Jugendliche, die aus unterschiedlichen Gründen nicht in ihren Herkunftsfamilien bleiben konnten, 52 junge Erwachsene absolvieren eine Berufsausbildung, und 94 Schüler besuchen die Dr. Erich-Fischer-Schule oder die Sonderberufsfachschule. Es gelte, sich für die Schwächsten einzusetzen, erklärte Geschäftsführer Bernd Löhle: »Gott hat keine Hände, außer den unseren.« Jeder brauche jemanden, der ihm Starthilfe gebe, ihm in den Sattel des Lebens helfe. Er selbst habe während seiner Schulzeit von einem Lehrer eine Gnaden-Drei in Deutsch bekommen, um versetzt zu werden – das habe seinen Berufsweg geebnet.
Mit einer charmanten Geschichte konnte auch Gastrednerin Kerstin Andreae von den »Grünen« aufwarten, die für den wahlkämpferisch verhinderten Bundesvorsitzenden Cem Özdemir eingesprungen war. Ihren hervorragenden Vortrag leitete die stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Bund mit einer persönlichen Story ein: Ihr Sohn musste vor der Einschulung den Satz »Die Schildkröte läuft der Maus hinterher« wiederholen. Dann die Frage: »Geht das denn?«. »Nein«, antwortete er. Und warum nicht? »Weil Schildkröten kein Fleisch essen.«
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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