Museumsleiterin Dr. Yvonne Istas spricht über neue Aufgaben, ihre Motive und Stockacher Perspektiven
Ein kleines Schloss als neuer Anreiz

Stockachs scheidende Museumsleiterin Dr. Yvonne Istas  | Foto: Sie verlässt Stockach Ende Juni: Dr. Yvonne Istas wird Leiterin des Museums Rosenegg in Kreuzlingen. swb-Bild: sw
  • Stockachs scheidende Museumsleiterin Dr. Yvonne Istas
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Stockach. Sie nennt es liebevoll »mein kleines Schloss«. Denn in die schmucke Fassade des Museums Rosenegg im schweizerischen Kreuzlingen hat sich Dr. Yvonne Istas auf den ersten Blick verliebt. Dafür gibt sie ihr bisheriges »großes Schloss«, das Kulturzentrum »Altes Forstamt«, in Stockach auf: Denn die Leiterin des Stadtmuseums wird ab Samstag, 1. Juli, Chefin in Rosenegg.

Ein Schritt, über den die 52-Jährige reiflich nachgedacht hat: »Das Angebot kam in einer Zeit auf mich zu, in der man sich überlegt, was man mit dem Rest seines Arbeitslebens macht.« Sie war dem Reiz des Neuen erlegen, fühlte sich aber auch von den Inhalten der neuen Tätigkeit angesprochen: »Für diese Aufgaben bin ich qualifiziert.« Neben der Betreuung der Dauerausstellungen im Museum Rosenegg gilt es, vier Wechselausstellungen, zwei zur Geschichte, zwei zur Kunst, und mit Unterstützung elf musikalische Matineen im Jahr zu organisieren. Und die für ein Museum »so wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe der Archivbetreuung«, die in Stockach einen Großteil ihrer Zeit in Anspruch nimmt, fällt in Kreuzlingen weg. Hier kann sich Yvonne Istas auf den Aufgabenteil konzentrieren, den sie gerne macht und in dem sie ihre Stärke sieht - die Organisation von Ausstellungen.

Das wird sie auch in Stockach noch tun: Ab Donnerstag, 22. Juni, werden Gemälde aus der Sammlung Heinrich Wagner im Stadtmuseum im »Alten Forstamt« präsentiert. Ein Querschnitt mit Glanzlichtern. Von den etwa 70 vertretenen Künstlerin werden gut 30 zum Zuge kommen - darunter Salvador Dali, Joan Miró, Otto Dix oder Marc Chagall. Auch die weitere Bearbeitung und Digitalisierung des von der Stadt aufgekauften Nachlasses der Fotografenfamilie Hotz wird einen Teil ihrer Arbeitszeit bis zu ihrem Ausscheiden in Anspruch nehmen. Yvonne Istas möchte ein wohl bestelltes Haus übergeben, ihr Werk in guten Händen wissen.

Denn die Entscheidung, Stockach zu verlassen, sei ihr nicht leicht gefallen, erklärt die Kunsthistorikern, die außerdem klassische Archäologie und Germanistik studiert hat. Sie kam 2001 in die Hans-Kuony-Stadt, hat das Stadtmuseum aufgebaut und geprägt. In Kreuzlingen, wohin sie auch ihren Wohnsitz verlagern möchte, erwarten sie andere Strukturen. Das Museum wird von einer Stiftung geführt, bei der sie auch angestellt ist. Doch das Gehalt wird von der Stadt bezahlt, die außerdem einen Etat von 160.000 Franken pro Jahr zur Verfügung stellt. Yonne Istas ist die einzige Festangestellte, doch sie wird von einem Team aus 22 Ehrenamtlichen unterstützt. Bisher war das Museum von Heidi Hofstetter aufgebaut und geleitet worden, doch sie möchte sich auch aus Altersgründen aus dem aktiven Betrieb zurückziehen.

Über Heidi Hofstetter kam der Kontakt zustande: Schon zu Anfang ihrer Stockacher Zeit, so Yvonne Istas, ist sie in den »Verein der Museen und Schlösser der Euregio Bodensee« eingetreten, in dem sie acht Jahre lang das Amt einer Schatzmeisterin ausübte. Die Mitgliedschaft habe ihr geholfen, das Stockacher Museum gut zu positionieren und zu vernetzen - und sie lernte eben auch Heidi Hofstetter kennen. Sie hatte sie über die frei werdende Stelle informiert, daraufhin habe sie sich beworben und sei aus über 70 Bewerbern ausgewählt worden. Die Chemie habe gestimmt, Kopf, Herz und Bauch hätten »Ja« gesagt, die neue Aufgabe habe sie gereizt - also habe sie nach längerer Überlegung zugesagt, resümiert Yvonne Istas einen schweren Entscheidungsprozess.

In ihrem »kleinen Schloss«, im Museum Rosenegg, werden zwei Büroräume mit stilvollen Erkerfenstern extra für sie hergerichtet. Einsam werde sie sich als einzige Mitarbeiterin nicht fühlen, meint Yvonne Istas, denn sie werde enge Kontakte zu Ehrenamtlichen, Gastkuratoren und Künstlern halten. Die Außenfassade des Gebäudes wird gerade renoviert, das Museum hat an drei Nachmittagen, mittwochs, freitags und sonntags, geöffnet, und die Besucherzahlen sind mit 6.000 Personen im Jahr sehr erfreulich.

Es handle sich um ein Mehrspartenmuseum, so Yvonne Istas: Thematisiert werden Persönlichkeiten aus der Region, Masse und Gewichte, die Entwicklung der Grenzelage von Kreuzlingen und Konstanz. Sonderausstellungen sind bis Ende 2017 Kloster- und Siedlungsgeschichte, das Leben im späten Mittelalter oder historische Küchen. Geplant ist auch eine engere Vernetzung mit zwei anderen kulturellen Einrichtungen vor Ort – dem »Seemuseum« und dem Planetarium. Ein kleines Schloss, das Yvonne Istas gegen ihr bisheriges Schloss in Stockach eintauscht.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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