50 Jahre Dorfhelferinnen-Station Orsingen-Nenzingen-Wahlwies
Ein halbes Jahhundert Beistand für Familien
Orsingen-Nenzingen. Helfen sei wie eine Himmelsleiter, so Pfarrer Dominik Rimmele beim ökumenischen Gottesdienstes in der Orsinger katholischen Kirche. Symbolisch konnten die Besucher eine helfende Hand aus Papier auf eine Stehleiter kleben. Darauf schrieben sie: wie sie von Gott oder den Menschen je Hilfe erhielten. Ein Brückenschlag: die ´helfende Hand´ reichen seit 50 Jahren die Dorfhelferinnen Orsingen-Nenzingen-Wahlwies ihren Mitbürgern.
Gefeiert wurde das 50-jährige Bestehen der Dorfhelferinnen-Station mit dem ökumenischen Sonntags-Gottesdienst und einem anschließenden Empfang im Dorfgemeinschaftshaus. Vereint wurden die bereits bestehenden Dorfhelferinnen-Stationen der drei damals eigenständigen Gemeinden Orsingen, Nenzingen, Wahlwies im Jahre 1969, erklärt Bürgermeister Bernhard Volk in seiner Begrüßung. Sein Dank gilt allen bisher tätigen ehrenamtlichen Einsatzleiterinnen und den Dorfhelferinnen, die in den fünf Jahrzehnten zahlreiche, ortsansässige Familien in Not unterstützten.
Im Laufe des halben Jahrhunderts hätte sich das Berufs- und Tätigkeitsbild der Dorfhelferinnen, die eine fünfjährige Ausbildung absolvieren, komplett geändert. Seien die Dorfhelferinnen früher, zu Zeiten der ländlichen Großfamilien, oft für erkrankte Bäuerinnen eingesprungen und hätten deren landwirtschaftliche Arbeiten übernommen, habe sich das Tätigkeitsfeld hin zu Hauswirtschaft und Kinderbetreuung gewandelt, meint Vera Zeiher, die seit 14 Jahren die Dorfhelferinnen-Station als ehrenamtliche Einsatzleiterin koordiniert. Auch die Dauer der Einsätze und die Zahl der parallel unterstützten Familien habe sich im Laufe der Zeit verändert. Haben früher die Einsätze teils mehrere Monate angedauert, betreuen die Dorfhelferinnen heute mehrere Familien gleichzeitig, meist über kürzere Zeiträume.
Nach 50 Jahren sei die Form dieser Hilfe nicht überholt, sagt Winfried Durner, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats. Gerade in der heutigen Zeit, zunehmender Isolation zeige sich, wie verletzbar das familiäre Gefüge in Notsituationen sei. Entscheide über Dorfhelferinnen-Einsätze würden vom Kuratorium zeitnah und schnell gefällt. Wenn der Bescheid der Krankenkasse noch ausstünde, würde die Hilfe teilweise über das Spendenkonto vorfinanziert.
Arbeitsort der Dorfhelferinnen sei das Heim der unterstützten Familien. Diese schätzten das Einfühlungsvermögen der Helferinnen, betont Elisabeth Gross, Leiterin des Dorfhelferinnenwerks in Sölden bei Freiburg. Die Mitarbeiterinnen würden oft als wahre Goldstücke oder Engel bezeichnet. Sie erkennen schnell, was Not leidet, wo es anzupacken gilt, so Gross. Zudem müssten sich die Helferinnen auf Menschen verschiedener Kulturen einstellen können. Not habe viele Gesichter. In jeder Familie würden sie vor andere Herausforderungen gestellt. In der täglichen Arbeit spiegelten sich alle gesellschaftlichen Veränderungen wider, wie alleinerziehende Elternteile, Migration, zunehmende psychische Erkrankungen. »Wir können nicht die Welt retten, aber einzelne Familien unterstützen.«
Jährlich bliebe der Station ein finanzielles Defizit. Die Krankenkassen vergüten die Einsätze nicht kostendeckend, sagt Zeiher. Ohne die finanzielle Hilfe der Stationsträger, die beiden Gemeinden, sowie der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden, sei die Arbeit nicht leistbar.
- Graziella Verchio
Autor:Redaktion aus Singen |
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