Nellenburg-Festkonzert mit "Sunrise Mass"
Ein großer Raum für große Klänge
Stockach. Einige Jahre ist es her, dass das Nellenburg-Gymnasium letztmals zu einem Weihnachtskonzert einladen konnte, wie Schulleiter Holger Seitz in seiner Begrüßung bemerkte. Die Bedeutung der musischen Fächer an der Schule, und insbesondere der Musik, wurde gleich darauf in einer mächtigen Inszenierung im großen Klangraum von St. Oswald am Mittwoch, 11. Dezember, als besonderes Licht in dunklen Zeiten durch die "Sunrise Mass" des zeitgenössischen Komponisten Ola Gjeilo demonstriert.
Hierbei konnte Chorleiter und Dirigent Stefan Gräsle im Rahmen eines Workshops recht tief in das Verständnis von Harmonie und Raumklang von Gjeilo eindringen, wie bei der Aufführung des Höhepunkts dieses Abends spürbar wurde. Mit dem Konzert wurde erneut in der Kirche ein Großanlass zelebriert, an dem sich die Nellenburg Kantorei, die Chöre der Unter-, Mittel und Oberstufe, das Nellenburg-Ensemble und zusätzlich noch der Kammerchor Stockach beteiligten in der bis auf den letzten Platz gefüllten Kirche St. Oswald, die von der Technik AG des Gymnasiums noch pastellfarben illuminiert wurde.
Die Dramaturgie dieses festlichen Abends gut gesetzt. Der Unterstufenchor eröffnete oben in der Apsis mit einem "Gaudeaum Hodie", bekam Orchesterunterstützung mit der britischen Lieder "Carol of the Bells" und God-Rest ye merry Gentlemen", um mit den Besuchern gemeinsam das hymnische Adventslied "Wie soll ich dich empfangen" nach Paul Gerhard anzustimmen.
Auch im folgenden Flötenkonzert von Carl Philipp Stamitz aus der Mannheimer Schule genügte das Nellenburg Ensemble pur, großartig solistisch begleitet von Jugend Musiziert-Preisträgerin Johanna Gräßle an der Querflöte, um den ganzen Raum in heller Stimmung und fast froh in Schwingung zu bringen.
Und erst dann füllte die verstärkte Nellenburg-Kantorei den Chorraum mit dem Ensemble, um mit der "Sunrise Mass" groß auszuholen. Das ist auch das richtige Wort für diese Inszenierung, die in vier Sätzen und sieben Kapitel noch sehr klassisch eingeteilt ist. Dessen Interpretation von Raum, Zeit und Klang forderte die Zuhörenden aber doch, sich hier gut in Position zu begeben für den Sprung von der Nacht in den Tag, der um den entscheidenden Augenblick herum mit viel Hoffnung, Ungeduld, mit Warten und zuweilen auch Zweifeln belegt ist. Diese Stimmung in Töne fassen zu können, die eben manchmal wirklich weit ausholen, um als spannungsreiche Harmonie wie vom Horizont in den Saal zu dringen, war die besondere Stärke dieser Komposition, aber auch der Ausführung hier durch den mit viel Körpereinsatz geführten Chor in seiner Vielstimmigkeit. Eine denkwürdige halbe Stunde lang.
In diese neu gefundene Helligkeit konnte nun noch eine "Gaudete" gesetzt werden, wieder zusammen mit dem Publikum ein "Herbei, o ihr Gläub'gen" zelebriert, um schließlich mit dem ebenso berührenden "Cantilena" von Karl Jenkins mit allen SängerInnen und Musizierenden und Dirigaten im Wechsel zwischen Martina Hartmann, Claudia Seeber, Katharina Gaupmann und Stefan Gräßle in Sachen Volumen und Dramatik nochmals eins draufzusetzen. Das war ein richtig satter Energieschub, der sicher bis ins neue Jahr reichen dürfte.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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