»Stockach wird zur Geisterstadt«
Ein geisterhaft gutes Gefühl
Stockach. Nun ja, ein paar schräge Sprüche mussten natürlich schon sein. »Hey, Kollege. Rauchen, nicht paffen«, machte ein Passant den Kürbis mit der Zigarre im Mund an. »Mensch, warum grinst du denn so breit? Schließlich wurdest du doch zu Kürbis-Suppe verarbeitet«, wurde ein anderer Kürbis aufgezogen. Und: »Schau mal, der ist ein Superheld«, wurde ein Kürbis mit einem Blitz auf der Backe geadelt. Nun ja, sie forderten Kommentare dieser Art ja auch geradezu heraus. Über 250 Kürbisse wurde am Donnerstagabend, 25. Oktober, in der Stockacher City gezeigt und brachten die Stadt somit geisterhaft zum Leuchten. Viele Geschäfte in der Innenstadt hatten parallel zu der Aktion ihre Ladentüren bis 20 Uhr geöffnet. Anlass war die von dem Verein Handel, Handwerk und Gewerbe Stockach (HHG) ausgerufene Aktion »Stockach wird zur Geisterstadt«, die nach 2017 eine zweite Neuauflage erfuhr und in deren Rahmen alle Interessierten originell geschnitzte Kürbisse in der Innenstadt aufstellen konnten.
Vorgaben gab es keine. Die Teilnehmenden konnten ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Entsprechend gelungen waren die Ergebnisse: Kürbisse mit verschiedenen Gesichtsausdrücken, mit Grimassen, mit Grinsen, mit Häme, mit Bedrohlichkeit oder mit Liebenswürdigkeit wurden in der City präsentiert. Es gab Kürbisse mit Hütchen, mit Konfetti, mit Wattebausch, mit Hexenaccessoire oder mit Eisregenschirmchen, es gab Kürbisse einzeln oder in der Menge, und es gab Kürbisse mit Halloweencharakter. Anja Schmidt, die zweite Vorsitzende von HHG, freute sich über die unerwartet große Resonanz: Allein der Kindergarten »Kleeblatt« war mit 91 Kürbissen vertreten, aber auch der Schulverbund Nellenburg, die Grundschule Stockach und andere Schulklassen hatten sich eifrig ans Kürbisschnitzen gemacht. Angesichts der großen Resonanz kündigte HHG-Vorsitzender Siegfried Endres an, dass jede beteiligte Schulklasse und jeder beteiligte Kindergarten einen Zuschuss in die Klassenkasse bekommen werde.
Die Stars des Abends waren natürlich die Kürbisse. Doch um sie herum hatte sich eine kleine Verpfegungsbasis entwickelt: An Ständen boten Schulklassen, Kindergärten und Geschäftsleute Kulinarisches mit Blick auf das fruchtige Motto an. Waffeln, Muffins oder der übliche Klassiker der Roten Wurst sorgten für Gaumenfreuden. Das Gerücht, die Roten Würste seien ausgegangen, das kurzzeitig für Panik sorgte, erwies sich glücklicherweise als eben das - ein Gerücht. Der unverzichtbarer Evergreen jeder Fete war noch vorhanden. Erst als sich die »Geistesnacht« gegen 20 Uhr dem Ende zuneigte, wurden die Leckerschmecker knapp. Den Kürbissen war das egal. Sie hatten ihren Dienst getan und Stockach geistreich verschönt. Und die paar schrägen Sprüche - nun ja, die steckten sie mit stoischer Ruhe einfach weg.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
Kommentare