Schulverbund »Nellenburg« nähert sich Mozart an
Ein entzaubertes Wunderkind
Stockach. Es war eine gnadenlose, eine deutliche, vielleicht auch eine undankbare Abrechnung mit dem Vater: Sie hätten keine Kindheit gehabt, hätten nur Disziplin und Arbeit kennegelernt, hätten keine Freizeit genießen können, schrieb »Nannerl« ihrem Bruder Wolfgang Amadeus Mozart in einem Brief. Der Komponist und Musiker war auch durch die Protektion, die Förderung und das Lernen bei seinem Vater Leopold Mozart immerhin zu einem der größten Genies der Musikgeschichte herangereift. Und doch würde er heute vielleicht sagen: »Ich habe keinen Bock, ein Wunderkind zu sein.« Mozart aus der Sicht der heutigen Jugend haben Schüler des Schulverbunds »Nellenburg« aus Stockach beleuchtet. Quer durch alle Fachbereiche haben sich jungen Menschen unter Anleitung ihrer Musiklehrerinnen mit Wolfgang Amadeus Mozart beschäftigt und das Ergebnis im Rahmen des Meisterkonzerts am Samstag, 25. November, im Bürgerhaus »Adler Post« präsentiert. Mit einem Schauspiel, über 100 gemalten Bildern, einer Lesung und einem Vortrag. Das kam sehr gut an, und über Georg Mais, den künstlerischen Leiter der Meisterkonzerte, kam der Kontakt zum Rotary-Club Überlingen zustande: Dessen Vorsitzender Karl-Ernst Wütschner würdigte die Leistung der »Nellenburg«-Schüler mit einem Scheck über 500 Euro, den er Schulleiterin Beate Clot überreichte. Sie nahm ihn gerne entgegen, wird das Geld aber an die Fachschaft Musik weitergeben. Von der Summe sollen Musikinstrumente angeschafft werden.
Das Geld und die Aufmerksamkeit haben sich die Schüler redlich verdient. Während der Scheckübergabe demonstrierten sie Auszüge aus ihrem »Mozart-Programm«. Ein junge Mozart mit weißem Zopf und rotem Frack gab dabei Einblicke in seine Seele und ließ so quasi im Vorbeigehen ein biografisches Potpourri des Komponisten aus Salzburg aufleben. Dabei stellten sich die Schüler auch die Frage, wie es wohl wäre, wenn Mozart heute leben würde. Dann würde er dem Druck seines Vaters wohl Trotz, Renitenz, Aufbegehren und Wut entgegensetzen: Statt Geige zu üben, würde er eher Karaoke machen. Und als Superstar würde er sich einen eigenen Privatjet wünschen. Nun ja und Klassik. Na ja. Dann schon lieber auf der E-Gitarre vor sich hin spielen.
Karl-Ernst Wütschner vom Rotary-Club Überlingen zeigte sich beeindruckt von der Performance: »Mit der Gestaltung dieses Projekts am Beispiel des »Wunderknaben Mozart« haben Sie viele Kinder Ihrer Schule an die Musik herangeführt, sicher auch dafür begeistert und durch den persönlichen Kontakt mit den beiden Musikern vielleicht zum Erlernen eines Instruments angeregt«, lobte er das Kollegium am Schulverbund »Nellenburg«. Denn Teil der »Mozart-Projekts« war ein Workshop mit den beiden Musikern des Meisterkonzerts im November gewesen. Eine Begegnung mit viel Musik. Und einem entzauberten Genie.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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