Karl Beirer feierlich in den Ruhestand verabschiedet / Rainer Stolz überreicht Bürgermedaille
Ein "blühender Geist" geht von Bord
Stockach (rab). Fast hätte er seine eigene Verabschiedung verpasst. Schließlich gab es ja noch diese und jene zeitgleich stattfindende Veranstaltung, bei der er wieder wunderbar hätte netzwerken können….! Doch Renate Rösgen, Konrektorin am Berufschulzentrum (BSZ) in Stockach, konnte schließlich aufatmen. „Es freut mich sehr zu sehen, dass du rechtzeitig die Kurve gekriegt und gemerkt hast, dass das deine Veranstaltung ist – und alles andere abgesagt hast“, wandte sie sich schmunzelnd an ihren Chef Karl Beirer, der an diesem Nachmittag im Bürgersaal der Adler Post in Stockach feierlich von seinem Amt als Schulleiter des BSZ verabschiedet wurde. Ja, vielleicht ist es für Beirer selbst so wie für alle, die ihn kennen, in der Tat noch ein bisschen schwer vorstellbar, dass er nach 21 leidenschaftlichen und unermüdlichen Jahren als Schulleiter auf einmal keinen vollen Stundenplan mehr hat - zumindest keinen schulischen! Und obwohl alle Anwesenden betonten, wie sehr sie ihm den Ruhestand gönnen, wurde auch deutlich: Sie werden ihn alle als wirbelnden Schulleiter schmerzlich vermissen. Wie viel Wertschätzung Beirer weit über die Grenzen von Stockach hinaus erfährt, wurde an den vielen sehr herzlichen Kommentaren zu seiner Verabschiedung deutlich.
Ein paar Auszüge:
Thomas Hecht, Abteilungsleiter des Referats „Berufliche Schulen“ im Regierungspräsidium Freiburg, betonte, was für eine außerordentliche Leistung es von Beirer gewesen sei, den Karrieretag in Stockach ins Leben gerufen und etabliert zu haben. „Er hat ein wirkungsvolles Kooperationsgeflecht für die Berufsorientierung aufgebaut!“, betonte er. „Das wird nicht leicht, so einen Wirbelwind zuhause unter Dach und Fach zu halten“, wandte er sich schmunzelnd an Beirers Ehefrau Agathe.
Landrat Frank Hämmerle: „Sie haben eine Ära geprägt“, hob er hervor. Mit dem Karrieretag habe Beirer „einen Pfeiler“ in der Schullandschaft etabliert – und eine „dauerhafte, nicht wegzudenkende Institution“ geschaffen. Manchmal zeichne sich Beirer auch durch eine „Verbohrtheit in einer charmanten Form aus“, hob Hämmerle hervor. Und betonte: „Für mich sind Sie ein ganz toller Hecht!“
„Ein Glücksfall für Stockach geht von Bord!“, betonte Rainer Stolz, Bürgermeister von Stockach. Beirer sei „der Former und Antreiber“ des BSZ gewesen: „Sie waren und sind innovativ“, richtete er seine Worte an Beirer. Und fügte hinzu: „Sie waren gänzlich unaufgeregt und manchmal geradezu lässig. Sie haben es verstanden, den Ernst und das Lockere miteinander zu verbinden. Auch den Karrieretag als Beirers „Kind“ hob Stolz hervor: „Sie haben die Wirtschaft in die Schule geholt und eine regionale Institution geschaffen.“ Zudem habe der Schulleiter die Schüler „immer ernst genommen, aber auch klare Kante gezeigt.“ Für seine Verdienste hatte Stolz eine besondere Überraschung für Beirer: „Wir werden Sie adoptieren!“, rief er dem baldigen Ruheständler zu, der in Sipplingen wohnt. Dies sei nötig, um Beirer eine besondere Ehre zukommen zu lassen, wie Stolz augenzwinkernd und nicht ganz im Ernst erklärte – und bevor er freudestrahlend bekanntgab, dass die Stadt Stockach dem scheidenden Schulleiter die Bürgermedaille der Stadt Stockach verleihe.
Gerlinde Hug, die für das Kollegium sprach, betonte: „Fürsorge hieß bei dir auch, Entscheidungen zu treffen, die für den Einzelnen nicht immer bequem waren.“ Beirer sei „innerlich immer aufrecht gestanden“ und habe auch „spirituellen Geist“ in die Schule gebracht. „Das Fach Religion hatte immer einen besonderen Stellenwert für dich“, meinte Hug zu dem scheidenden Schulleiter. Zudem hob sie Beirers fairen Umgang mit den Schülern hervor: „Die Schüler sind immer angstfrei aus deinem Büro gekommen, egal, was sie verbrochen hatten!“
Elternvertreter Thomas Maly richtete folgende Worte an Beirer: „Sie sind nicht hochglanzpoliert aus Vinyl und abwaschbar oder folgten auch nie dem Mainstream. Sie sind ein Macher mit Ecken und Kanten. Sie haben den Schülern Werte vermittelt, die den Jugendlichen helfen, ihr späteres Leben zu meistern.“ Und: „Ich hatte immer den Eindruck, dass die Schüler sie achten und nicht fürchten.“ Zudem habe Beirer immer ein offenes Ohr für alle gehabt. „Im BSZ wird man noch lange den Beirer-Spirit spüren!“
Siegfried Endres vom Verein „HHG Stockach“ meinte in Anspielung auf ein paar Zeilen von Gotthold Ephraim Lessing aus der „47. Ode Anakreons“: „Blühend ist dein Geist, solange ich dich kenne!“
Was Karl Beirer selbst zu all dem sagte? Der Schulleiter war sichtlich gerührt – und fasste auch dies humorvoll in Worte: „Irren ist männlich, die Zukunft ist weiblich“, verdeutlichte er schmunzelnd. Was er damit meinte und welche Überraschungen es sonst noch auf seiner Verabschiedung gab, gibt es im nächsten WOCHENBLATT zu lesen.
Bilder von der Verabschiedung unter bilder.wochenblatt.net.
- Nicole Rabanser
Autor:Redaktion aus Singen |
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