Stadtmusik Stockach mit spannendem Konzert
Ein bisschen Melancholie für den Frühling
Stockach. Im Oktober konnte die Stadtmusik noch groß mit Thomas Gansch als Solist ein Comeback feiern, das Weihnachtskonzert musste freilich schon wieder ausfallen. Doch nun mit dem Frühlingskonzert in der Jahnhalle vor über 300 Zuhörern war nun auch die "neue Freiheit" angesagt, also fast keine Beschränkungen mehr durch die Corona-Verordnungen, dafür die Freude, hier unterm Schirm der Musik zusammen kommen zu können. Doch die Freude war nicht ganz ungetrübt. Denn der Krieg in der Ukraine ist eine neue Schattenseite gerade für die Stockacher mit vielen vielfältigen Beziehungen in dem Land. Darauf ging die Stadtkapelle unter der Leitung von Helmut Hubov gleich nach der zackigen Eröffnung durch "Early Light" mit einer "Ukrainian Rhapsody" von Franco Cesraini ein, die die verschiedenen Landschaften der Ukraine sozusagen in Tönen überflog. Der Pathos dieser Rundreise war ein Element dieses Abends, der aber einfach wohl auch in diese Zeit mit dazu gehört.
"Prayer of Sain Gregog", eine sehr melancholische Tonmalerei, so die Ankündigung für die Zuhörer, war ein besonderer Auftritt für Jochen Fischer als Solist, und das war mal ein ganz anderes Solo. Ein wirkliches "Gebet" in langen Tönen, die das Dunkel der Halle strahlten und die ihr Ziel erreichen konnte, bevor ein neuer Ton angeschlagen wurde. Das sind die Momente, wo es nach dem letzten Ton auch erst mal ruhig bleibt im Saal.
Mit Tonbildern, denen eines Sonnenaufgangs im »Grand Canyon«, genauer gesagt am Touristenpunkt »Angels Gate«, in Noten gesetzt von Philip Parke, intoniert von Helmut Hubov und der Stadtmusik ging der Blick dann aber doch in den Himmel an diesem Abend, raus aus den nachdenklichen Tälern. Das war schönste Klangmalerei.
Und zum Finale des etwas verkürzten Konzert wurde es noch mal richtig konzertant mit einer Menorca-Hommage über 20 Minuten in drei Sätzen von Jose Alberto Pina, der hier sozusagen vom Himmel kommend über die Landschaften schwebt, der das Schlagwerk zu Gewitter ausholen lässt oder auch einen Wind den tiefen Bläsern entlockt, der Rhythmen verschachtelt und doch immer wieder ins Treibende 4/4 zurückfindet und mit einem großen Moment endet. Die »Ode an die Freude« von Beethoven als Zugabe holte die Zuhörer wieder auf den Boden. Das Musikstück wird als »Europahymne« derzeit ja vielerorts als Zeichen der Solidarität mit der Bevölkerung der vom Krieg betroffenen Ukraine gesetzt.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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