Rainer Stockburger in Festgottesdienst gewürdigt
Ein Abschied in Zeiten der Veränderung

Vertreter aller christlicher Gemeinden in Stockach sprachen gemeinsam den symbolischen Abschiedssegen aus. | Foto: Oliver Fiedler
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Stockach. Am Sonntag wurde in der evangelischen Melanchtonkirche Pfarrer Rainer Stockburger (66) in einem großen Festgottesdienst von seiner Gemeinde und vielen Christen aus der Stadt im Geist der Ökumene verabschiedet. Stockmann ist nach Steißlingen mit seiner Frau Martina umgezogen, die dort Pfarrerin in der evangelischen Gemeinde ist.

Der Abschied fällt in sehr unruhige Zeiten für die evangelischen Christen, denn angesichts Mitgliederschwund und dadurch weniger Einnahmen werden aktuell die drei Kirchgemeinden aus Stockach, Ludwigshafen und Steißlingen auf eine Kooperation vorbereitet, an deren Ende eine Fusion steht. Bereits in zwei Wochen werde schon das Pfarrbüro von Ludwigshafen nach Stockach umziehen, wo die Verwaltung zentralisiert werden soll. Und ganz in den Ruhestand kann Stockburger auch nicht wechseln, denn er werde noch ein Jahr dran hängen in Konstanz, wo aktuell auch ein Übergang stattfindet.

„Es ist ein richtig ungewohnten Bild“, freute sich Rainer Stockburger schon bei der Begrüßung in der voll besetzten Kirche, denn dort war für ihn eine "bunte Vielfalt" zusammen geströmt, aus den Nachbargemeinden wie auch von der katholischen Gemeinde, die während der Renovierung von St. Oswald hier ein Ausweichquartier sein konnte.

Die Kirche im "Klimawandel"

In einem Interview mit dem Revierförster für Stockach und Hohenfels, Joachim Wingbermühle, ging es um die Bewahrung der Schöpfung, ein Verbindungspunkt zwischen dem Geistlichen und dem Waldfachmann. Gerade in Zeiten des Klimawandels, der dem Wald immens zu schaffen macht und ihn sogar bedroht. „Da passieren Dinge, die Menschen nicht mehr in der Hand haben“, sieht Stockmann durchaus Parallelen zur Entwicklung in der evangelischen Kirche, wo ja auch ein "Klimawandel" im Gange ist, der Veränderungen und neue Resilienzen erfordert.

„Wir sind in einen großen Umbruch hereingeraten“, meinte Stockburger. "Welche Art von Pflanzungen brauchen wir als Kirche?", suchte Stockmann ein Gleichnis. „Ich kann einen Wald aber nicht von heute auf morgen umbauen“, schränkte Wingbermühle ein, denn da denke man in Zeiträumen von 100 bis 180 Jahren. „Mir ist es auch nicht gelungen, diese Gemeinde in sechs Jahren umzuformen“, räumte da auch Stockburger ein. 

Abschiedsgottesdienst für Pfarrer Rainer Stockburger

In seiner Predigt, ging Stockburger auf die sechs Jahre in Stockach ein, von denen auch noch zwei durch Corona geprägt gewesen seien. „Spitze, dass du da warst“, hätten die Kindergartenkinder gesungen, Bürgermeisterstellvertreter Werner Gaiser habe ihn gar festkleben wollen hier in der Kirche. „Es fällt eine Last von mir ab", gestand Stockburger ein. Jeder komme auch in den Zeiten des Machbarkeitswahns immer wieder an seine Grenzen. „Gott tun lassen, auch mal eigene Dinge sein lassen" hat er sich vorgenommen. Die Gemeinde brauche eine Richtung, in die sie gehen könne, keinen Aktionsplan. "Was macht uns als Kirche aus?", ist eine Frage, die sich schon für die „Regio“ stellt, in der künftig die Gemeinden Stockach, Bodman-Ludwigshafen, Steißlingen-Langenstein mit ihren Sprengeln eine Zukunftskooperation eingehen sollen.

Dekanin Regine Klusmann ging nur kurz auf die aktuellen Veränderungen ein, vor der die Gemeinden stehen. Sie dankte ihm für all seinen Einsatz. „Es war gut, dass du da warst. Du hast uns vorangebracht", meinte sie. Mit ihrem Stellvertreter Michael Schauber nahm sie den ersten Teil des Abschieds vor, der dann im Kreise der Vertreter der verschiedenen Kirchen in Stockach komplettiert wurde mit einem Segen.

Wie vielfältig seine Engagements waren, machten die Grußworte deutlich, die vom Kirchengemeindrat, der Jugend- und Konfigruppe,  wie dem katholischen Stadtpfarrer Thomas Huber kamen. Und auch die Gruppe der "Aktiven Laufnarren" würdigten ihn als besondere Bereicherung. Bürgermeister Rainer Stolz wird Stockburger ein zweites Mal verabschieden müssen, denn er war ja auch vier Jahre im Gemeinderat. Das kommunale wie das närrische Amt seien Anfang seitens des Oberkirchenrats nicht gerne gesehen worden, wurde augenzwinkernd bemerkt.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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