Abc-Schützen werden künftig in der Kernstadt unterrichtet
Die Schulglocke verstummt in Hindelwangen
Stockach (sw). Der Schulstandort Hindelwangen steht vor dem Aus: Bislang wurden in dem Schulgebäude in der Braunenbergstraße 16 in dem Stockacher Ortsteil zwei erste Klassen beschult. Doch wie Hauptamtsleiter Hubert Walk auf Nachfrage bestätigt, werden nach den Sommerferien keine Abc-Schützen mehr nach Hindelwangen gehen, sondern alle Schulanfänger an der Grundschule in der Tuttlinger Straße in der Kernstadt unterrichtet.
Kritik an diesem Schritt äußert Ortsvorsteher Wolf-Dieter Karle - auch mit Blick auf die Informationspolitik der Stadt. Er habe zunächst von der Bevölkerung erfahren, dass es in Hindelwangen ab dem kommenden Schuljahr keine Grundschulklassen mehr geben werde: »Diese Entscheidung wurde offensichtlich von der Schulleitung und der Verwaltung ohne vorherige Information der Ortschaftsverwaltung getroffen.«
Hubert Walk führt indes verschiedene Gründe für die Entscheidung an: Die Schulleitung habe den Wunsch nach einer Zusammenlegung geäußert, und die Stadt als Schulträger habe ihrem Anliegen entsprochen. Es sei zunehmend schwieriger geworden, Eltern für eine Beschulung in Hindelwangen zu begeistern, ein einziger Standort habe seine Vorteile, und zudem wäre dieser Schritt mit der Fertigstellung des Neubaus für den Schulverbund »Nellenburg« bei Gymnasium und Realschule ohnehin zum Schuljahr 2017/‘18 vollzogen worden. Die Maßnahme sei lediglich um ein Jahr vorgezogen worden.
Frank Sauer als Leiter der Grundschule Stockach führt organisatorische und pädagogische Motive für die Zusammenlegung an. 96 Erstklässler wurden nach seinen Worten für das neue Schuljahr in Stockach angemeldet. Die Folge wären volle Klassen in der Kernstadt und kleine Einheiten in Hindelwangen gewesen. Mit Blick auf eine ausgewogene Verteilung und eine Gleichbehandlung hat sich die Schulleitung daher für eine Vereinheitlichung des Standorts stark gemacht, so der Rektor.
Hinzu kommt, dass mehrere Kinder mit erhöhtem Förderbedarf etwa aus der Vorbereitungsklasse künftig die Jahrgangsstufe eins besuchen werden. Sie nach Hindelwangen zu schicken, hätte keinen Sinn gemacht: Schließlich kennen sie die Grundschule in der Kernstadt mit ihren Räumlichkeiten, Lehrern und Strukturen bereits. Flüchtlingskinder aus der Gemeinschaftsunterkunft in der Zoznegger Straße können außerdem die Tuttlinger Straße schneller und leichter erreichen. Mit der Einbindung der Hindelwanger Klassen in Stockach können dort nun laut Frank Sauer vier gleichmäßig große Klassen gebildet werden, auf die Kinder mit erhöhtem Förderbedarf proportional sinnvoll verteilt werden.
Ein Plus auch für die Lehrenden. Die Bündelung der Kollegen an einem Ort erleichtert Austausch, Zusammenarbeit und Teamabsprachen, krankheitsbedingte Ausfälle und Vertretungen können besser gehandelt werden, und die sieben neuen Pädagogen, die mit Schuljahresbeginn ihren Dienst an der Grundschule antreten, haben vor Ort erfahrene Lehrer als Ansprechpartner und Ratgeber. Die räumliche Nähe zur Schulleitung, so Frank Sauer, erleichtert außerdem die Einarbeitungszeit.
Und: In Hindelwangen konnten die Kinder nur ein Jahr lang unterrichtet werden, in Jahrgangsstufe zwei hätten sie ohnehin nach Stockach wechseln müssen. Etwa wegen des Schwimmunterrichts, der von Hindelwangen aus wegen der Entfernung zu den Bädern nicht möglich gewesen wäre. Ein einziger Standort für die Grundschule Stockach hat für Frank Sauer daher nur Vorteile.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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