Ausstellung in Vhs-Gebäude: Birgit Brandys‘ couragierte Mischung
Die Sanftmut der Riesen
Stockach/Zizenhausen. Sie gibt der Leinwand ein Gesicht. Durch bekannte Gesichter – Schauspieler, Musiker, Idole. Durch unbekannte Gesichter – Passanten, Bekannte, Fantasiegestalten. Mit kühnen Pinselstrichen konturiert, mit mutigen Farbkombinationen geformt, mit couragierten Linien angedeutet. Nicht nur mit den gewohnten Gesichtsfarben – braun, schwarz, gelb. Gekonnt akzentuiert mischen sich Blautöne darunter. Dunkel und hell. Porträts sind die Leidenschaft von Birgit Brandys aus Stockach-Zizenhausen. Ihr persönliches Darstellungsobjekt. »Ansicht Angesicht« nennt sie daher ihre Ausstellung im Vhs-Gebäude in der Hauptstraße 1 in Stockach, die am Freitag, 2. März, um 19 Uhr mit der Vernissage und einer Laudatio von Werner Gaiser startet.
Sie gibt der Leinwand Gesichtspunkte. Menschliche. Und tierische. In ihrer Vhs-Exposition wagt Birgit Brandys einen ungewöhnlichen Schritt und kombiniert ihre 20 Porträts mit drei Kuh-Bildern: »Das beißt sich nicht, sondern ergänzt sich wunderbar«, versichert die 1965 in Überlingen geborene Künstlerin. Denn Kühe sind für sie keine stupiden Wiederkäuer im alltäglichen Stalltrott – sie erkennt mit dem geschulten Auge der Porträtmalerin künstlerisches Potential in ihren »tierischen« Modellen: durch den Kontrast zwischen Körpergröße und gutmütigem Wesen, durch den Widerspruch zwischen wissenden Augen und »Rindvieh«-Klischee, durch das Gegenüberstellen von treuherzigen Nutztieren und wildem Stierkampf-Image. Und eine biografische Note gibt es auch: Als Elf-, Zwölfjährige hatte sich Birgit Brandys während eines Urlaubs am Katschberg in Kärnten mit einem Stier angefreundet, ihn gefüttert und sich in jugendlichem Übermut auf seinen Rücken geschwungen. Der sonst so heißblütige Temperamentsbolzen ließ sich die Reiterin gefallen, und sie war die einzige, der er diese Vertraulichkeit gestattete. Diese Erinnerung hat sich Birgit Brandys in ihr Erwachsenenleben hinübergerettet.
Sie gibt der Leinwand ein Angesicht. Schon als Kind hat die studierte Fachlehrerin für Sport und textiles Werken und ausgebildete technische Zeichnerin, die für die Firma Zorn in Stockach arbeitet, ihre Liebe zur Malerei entdeckt. Und ihre Freude am Schaffen von Gesichtern. Sie malt nicht am lebenden Objekt, geht mit der Leinwand nicht in die Natur, sondern macht Fotografien, die sie in der Ruhe und Stille ihres Ateliers verarbeitet. Nicht kopiert, sondern interpretiert. Mit künstlerischem Ehrgeiz. So gibt sie der Leinwand ein Gesicht. Ihr Gesicht.
Die Ausstellung »Ansicht – Angesicht« ist von Freitag, 2. März, bis Freitag, 20. Juli, im der Vhs in der Hauptstraße 1 in Stockach zu sehen. Vernissage ist am Freitag, 2. März, um 19 Uhr. Die Öffnungszeiten: montags und dienstags 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 16 Uhr, mittwochs 9 bis 12.30 Uhr, donnerstags 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 18 Uhr sowie freitags von 9 bis 12.30 Uhr.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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