Interview des WOCHENBLATTs mit Narrenrichter Jürgen Koterzyna
Die Narretei im Rampenlicht

Narrenrichter Juergen Koterzyna | Foto: Seine erste Saison an der Spitze von Stockachs Narren: Narrenrichter Jürgen Koterzyna. swb-Bild: sw
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Stockach. »And the winner is....«. Rote Teppiche, stimmungsvolle Deko, Blitzlichtgewitter, Smoking, »Walk of Fame«-Sterne, Abendkleid, würdevolles Ambiente. Eine Oscarverleihung mit allem Drum und Dran. Dazu muss niemand nach Hollywood reisen - Glamour und Glitter gibt es auch in Stockach bei den »Bunten Abenden« des Narrengerichts und seiner Gliederungen. Was die Fasnetsaison sonst noch so bringt, dazu ein Interview mit Narrenrichter Jürgen Koterzyna.

WOCHENBLATT: Aschermittwoch ist am 1. März. 54 Tage. Eine ewig lange Fasnet. Grund zur Freude oder für Stress?

Jürgen Koterzyna: Nein, kein Grund für Stress. Wir freuen uns, denn wir sind bestens gerüstet für die Mega-Fasnet. Wir können uns ganz auf unsere schöne, gemütliche, heimelige Fasnet in Stockach konzentrieren, da wir in diesem Jahr keine Extra-Veranstaltungen wie Narrenschiff, Narrentreffen oder Benefizkonzert haben.

WOCHENBLATT: Mit neuen Gesichtern im Narrengericht?

Jürgen Koterzyna: Wir sind 18 Mann, und laut Statuten besteht die Sollstärke im Narrengericht aus sieben bis 21 Männern. Doch wir schauen immer, dass wir uns personell durch Neuaufnahmen verstärken können.

WOCHENBLATT: Auch durch Frauen?

Jürgen Koterzyna: Ins Narrengericht darf nur, wer den Laufnarrenschlag erhalten hat – und der ist nun mal Männern vorbehalten. Da sind wir an historische Satzungen und Ordnungen gebunden, die wir nicht ändern können. Doch die Namen der eventuell neu ins Narrengericht Aufgenommenen werden ja erst auf der Dreikönigssitzung verraten.

WOCHENBLATT: Am »Schmotzigen Dunschdig« steht die 50. Gerichtsverhandlung an. Ist mit Besonderheiten zum Jubiläum und einem hochkarätigen Beklagten zu rechnen?

Jürgen Koterzyna: Natürlich haben wir wie immer einen hochkarätigen Beklagten, das sind wir unserem Ruf schuldig. Aber den Namen verraten wir natürlich erst auf der Dreikönigssitzung. Besonderheiten bei der Verhandlung wird es trotz des Jubiläums keine geben. Wir setzen auf das altbewährte, mit dem wir bisher immer sehr gut gefahren sind.

WOCHENBLATT: 2017 wird es auch wieder »Bunte Abende« geben.

Jürgen Koterzyna: Ja, an drei Abenden vom 2. bis 4. Februar jeweils um 20 Uhr mit Saalöffnung um 19 Uhr werden wir die »Adler Post« unter dem Thema »Oscarnacht« in Hollywood verwandeln. Gliederungen und Narrengericht werden mit etwa 70 Darstellern Tänze, Sketche und andere Auftritte bieten. Hier leisten alle wieder großartige Arbeit auch schon in der Vorbereitung. Karten dafür wird es wie für die Gerichtsverhandlung auch im »Alten Forstamt« oder an der Abendkasse geben. Wobei wir als eine Neuerung erstmals ein Online-Ticketing für Gerichtsverhandlung und »Bunte Abende« anbieten. Die Karten können dann auch online – bequem von zuhause – ausgesucht, gekauft, bezahlt und ausgedruckt werden. Neu ist übrigens auch, dass es wieder einen Hänseleball am Samstag, 21. Januar, im Bürgerhaus als neuem Standort geben wird.

WOCHENBLATT: Geht das Narrengericht denn auch zu Narrentreffen?

Jürgen Koterzyna: Ja, wir sind mit einer besonders starken Truppe von 180 Hästrägern in Markdorf und 200 Teilnehmern in Munderkingen mit dabei.

WOCHENBLATT: Und was ist mit den Narrentreffen in der Raumschaft in Honstetten, Wahlwies und Mühlingen?

Jürgen Koterzyna: Wir bedauern sehr, dass wir wegen Terminkollisionen diesmal nicht bei diesen Narrentreffen in der Verwaltungsgemeinschaft mit dabei sein können. Doch die Termine für den Hänseleball und die Narrentreffen der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) stehen bis zu drei Jahre im Voraus fest – und wir haben unser Kommen schon lange fest zugesagt. Zu Munderkingen haben wir nicht zuletzt wegen des Benefizkonzerts 2016 enge Verbindungen. Wir wären wirklich gerne in der Region unterwegs, denn die Teilnahme würde uns riesigen Spaß machen. Doch 2017 haben wir leider andere, schon zuvor getroffene Verpflichtungen.

WOCHENBLATT: Wird der Arbeitskreis Narrensome, die Kinder- und Jugendabteilung des Narrengerichts, wieder aktiv sein?

Jürgen Koterzyna: Aber ja. Volker Hirling und Stefanie Breinlinger vom Arbeitskreis Narresome geben mit ihrem Team sogar einen eigenen Fasnetskalender mit Veranstaltungen für junge Narren heraus. Darin sind dann alle bewährten Klassiker enthalten. Ein wirklich riesiges Angebot!

WOCHENBLATT: Wird sich am Ablauf des »Schmotzigen Dunschdigs« irgendetwas ändern?

Jürgen Koterzyna: Nein, hier können wir auf das bewährte, gute Angebot zurückgreifen. Nach der Narrengerichtsverhandlung wird das Bürgerhaus wieder für Nachtschwärmer geöffnet haben und sich auf Besucher freuen. Ebenso unsere heimische Gastronomie. Auf dem Geiselmann-Platz als Teil des Gustav-Hammer-Platzes wird der FC Bayern-Fan-Club ein Zelt aufstellen, das zur Fasnet am Donnerstag, Samstag und Dienstag geöffnet hat.

WOCHENBLATT: Doch zunächst steht ein anstrengendes Wochenende an?

Jürgen Koterzyna: Allerdings. Die Dreikönigssitzung am Freitag, 6. Januar, mit der Bekanntgabe des Beklagten, Ehrungen, Neuaufnahmen, Gastredner Rektor Professor Ulrich Rüdiger von der Universität Konstanz und verschiedenen Programmpunkten. Das Narrenbuch wird von Michael Fuchs, dem Präsidenten des Fasnachtsmuseums Schloss Langenstein, gestaltet, Narrenwirtshaus ist das Ringhotel »Zum Goldenen Ochsen«. Mit Blick auf die Ämterverteilung werden wir Stefan Keil nun auch offiziell als Narrenschreiber vorstellen. Und nach der Dreikönigssitzung ist am Samstag, 7. Januar, eben das Fasnetseröffnen, das traditionell von dem närrischen Nachwuchs gestaltet wird. In diesem Rahmen werden wir auch Ingo Kalmbach ehren und verabschieden, der in 33 Jahren genau 100 Mal (33 x 3 + 1 = 100) für uns als Alleinunterhalter an Fasnacht für Stimmung gesorgt hat. An diesem Abend wird er zum letzten Mal für uns zum Tanz aufspielen.

- Simone Weiß

Autor:

Redaktion aus Singen

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