Dali-Ausstellung machts möglich
Die Elefanten tanzten in der Oberstadt
Stockach. Die aktuelle große Sonderausstellung in Stockacher Stadtmuseum "Dalí - Paradies und Paranoia" machte ein sehr besonderes Konzert am Freitagabend, 5. Juli, Open Air in der Stockacher Oberstadt möglich. "Traumklänge" hatten der Dirigent des Stockacher Musikvereins, Helmut Hubov und Museumsleiter Julian Windmöller eine musikalische Abenteuerfahrt überschrieben, die die Kunst Salvador Dalís, über die man gewiss streiten kann, in Töne und Klang übersetzen sollte. Und das bot tatsächlich so manche neue Perspektive auf ein exaltiertes künstlerisches Werk, dazu noch in einer ganz besonderen Kulisse für die rund 200 ZuhöhrerInnen.
Denn Spanisch kann man Dalí nicht transportieren, er war zum einen einfach von Anfang an ein "Sonderling", zum anderen ein Kosmopolit, der in New York zur Zeit des Bürgerkriegs Zuflucht suchte und übrigens erst dort seinen Bart als Markenzeichen entwickelte, wie Julian Windmöller bei seinem Streifzug durch die Biografie des surrealen Künstlers zu erzählen wusste.
In nur fünf Proben hatte Helmut Hubov mit der "kleinen Besetzung" (50 MusikerInnen) der Stadtmusik hier doch spannende musikalische Berührungspunkte herausgearbeitet, die auch die ZuhörerInnen vor einige Herausforderungen stellen. Den ersten Teil des Konzerts markierte die Aufführung des sehr dramatischen wie sprunghaften Werks "Hommage A Dali Recueil" von Ernesto Halffter. Das musikalische Werk, das auf einige sehr dramatische Bilder von Salvador Dalí wie "Unicorn", "Don Quijote" oder "Inferno" eingeht, ist dabei ebenso von "surrealen" Elementen gespickt gewesen, von schroffen Brüchen und schnellen Rhythmuswechseln gekennzeichnet, was die Musiker unter sehr spürbarer Führung von Helmut Hubov doch souverän bewältigten, was dann auch ein richtiges Hörabenteuer wurde, so lauerte hinter jeder der hier gespielten Sequenzen sozusagen schon die nächste Überraschung. Verstärkt wurde die seltsame Stimmung dieser sehr "neuen" Musik noch durch das an diesem Abend übertragene Spiel zu EM zwischen Deutschland und Spanien, dessen aktueller Stand akustisch spürbar wurde aus dem nahem "Public Viewing". Wenn es auch nicht die volle Besetzung sein konnte, so wurde hier der akustische Raum der Oberstadt sehr gut gefüllt.
Der zweite Teil des Konzerts sollte mit Szenen aus dem Leben des Künstlers beschrieben werden, zum Beispiel mit der Zirkus Polka "For a Young Elephant" von Igor Stravinski als dem wohl anspruchsvollsten Stück dieses Abends, oder aber - auch ein höchst ungewöhnliches Stück - dem dreisätzigen "Trois Rag-Caprices" von Darius Milhaud, das einer Lebensphase Dalis genaust zugeordnet wurde, sowie zum fast schon versöhnlichen Abschluss mit einem "West Side Story"-Medley nach Leonard Bernstein, zu deren Zeiten auch die Glanzzeit Dalis in New York markiert wird. Davor gabs noch - nach Alfred Hitchcock - einen Trauermarsch für eine Marionette in Anlehnung an so manche der Figuren, die sich Dalí in seine Schaffenswelt verfremdete.
Die Möglichkeit zum Gespräch mit Helmut Hubov und Julian Windmöller nach dem Konzert wurde gut genutzt, gab es doch einiges zu reden nach dieser Kunstschleife des Musikvereins. Mit rund 150 ZuhörerInnen sei die Resonanz für ein solches Experiment sehr gut gewesen.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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