Stadtmusik Stockach lässt Friedensappell erschallen
Der Friede ist der Weg
Stockach (wh). Mit zwei Zugaben und sechs Programmpunkten begeisterte die Stadtmusik Stockach in einem ungewohnten Ambiente ein zahlenmäßig schwer abzuschätzendes Publikum. Im Wohnparc Stumpp Geschäftsführer Horst G. Rudy auch im Namen der Familie Dick die zahlreichen Besucher, die es sich auf den drei U-förmig um die riesige Eingangshalle angeordneten Ebenen auf den Polstermöbeln bequem gemacht hatten. »Music Meets Möbel, Musik hat ein Stelldichein bei den Möbeln«, unter diese drei Ms fasste Rudy das Motto des eintrittsfreien Konzerts zusammen.
Mit dem globalen Blick in die teils sehr kriegerische weite Welt schätze er sich glücklich, das musikalische Motto »Frieden« hier in Stockach und Europa als Wirklichkeit zu sehen. Jürgen Schramm schloss als zweiter Vorsitzender des Musikvereins den Kreis zum Benefiz-Doppelkonzert in Singen, das 10.000 Euro für den guten Zweck einbrachte. »Das klingt ja wie in einer Kathedrale«, fasste ein Besucher seine Eindrücke zusammen. »Das Konzert war sehr schön, manchmal aber schon etwas laut, aber doch wunderschön«. Die beiden älteren Damen fühlten sich wohl, besser als in der Jahnhalle sei es schon, und waren wie die übrigen Besucher in die Musik versunken.
Musikdirektor Helmut Hubov hatte seine Musikanten schon fast erwartungsgemäß zu musikalischen, konzertanten Höchstleistungen geführt. Wobei die technische Unterstützung über die Lautsprecher durchaus ein bisschen weniger hätte sein können. Nadine Heinzle moderierte die einzelnen Stücke mit wenigen Informationen an und fasste so viele musikalische Geschichten über den Frieden in zwingende Worte.
Ganz modern und teils verrückt hat der amerikanische Komponist Michael Markowski (geboren 1986) in seinem »Joyride« das Thema von Beethovens 9. Sinfonie und der Ode an die Freude umge- und verarbeitet. Teils schräg, bizarr, schrill, und doch kommt er immer wieder auf das klassische Motto der »Ode an die Freude« zurück. Jan Van der Roosts (1956) »Et in terra pax« ( Und Friede auf Erden) faszinierte mit seinen kirchlichen Anklängen, dem wundervollen Wechselspiel von Schlaginstrumenten, schwerem und leichtem Blech, Holz und Flöten und den zarten Titelworten, von einzelnen Musikern gesprochen.
»Amazing Grace« vom Londoner Sklavenschiffkapitän Newton nach seinem Bekehrungserlebnis zum Geistlichen als Kirchenlied komponiert fand in dem Arrangement von Frank Ticheli (1958) und der Interpretation durch die Stadtmusik eine wundervolle Ausführung. Das Themen-Solo des Tenorsaxophons unterstrich einmal mehr die technische Versiertheit der Musiker.
Timothy Mahr (1956) verarbeitete Beethovens Ode zusammen mit Mahathma Ghandis Walspruch »Der Frieden ist der Weg« zu den unterschiedlichsten Variationen und Stilelementen. Ganz meditativ versenkte sich Scott Mcallister (1969) mit »Gone« (Gegangen) in die teilweise eintönig-monoton, aber tief ergreifend gestaltete Komposition. Thomas Doss (1966) gestaltete das aus der lateinischen Kirchenmusik herrührende »Dona Nobis Pacem« mit gewaltigen Crescendos und rundete den Themenabend wirkungsvoll ab.
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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